Hamburg. In einem Wohnhaus in Neuallermöhe kommt es regelmäßig zur Eskalation. Die Vermieter ziehen jetzt Konsequenzen aus den Konflikten.
- Nachbar terrorisiert Bewohner eines Hauses Neuallermöhe
- Polizei rückt regelmäßig an den Felix-Jud-Ring aus – bisher gibt es keine Haftgründe
- Hausverwaltung hat dem renitenten Mieter jetzt gekündigt
Seit einem Jahr ist die Situation für den Hamburger Dennis Köhler kaum noch zu ertragen. Der Konflikt mit seinem Nachbarn Karsten Reuter (Name geändert) spitzt sich immer weiter zu. Köhler berichtet der Bergedorfer Zeitung von Drohungen im Treppenhaus, von Blumentöpfen, die vom Balkon geschmissen werden oder einer verwüsteten Terrasse.
Immer wieder ist die Polizei vor Ort in der Wohnanlage am Felix-Jud-Ring im Bergedorfer Stadtteil Neuallermöhe – strafrechtliche Konsequenzen gab es bisher nicht. Doch jetzt kann der alleinerziehende Vater von drei Kindern Hoffnung schöpfen. Die Hausverwaltung bestätigte der bz, dass sie Karsten Reuter den Mietvertrag gekündigt hat.
Mieter terrorisiert Nachbarn in Neuallermöhe – jetzt kommt die Kündigung
Dennis Köhler zog 2022 in die Wohnung in Neuallermöhe. Dass Nachbar Reuter von Anfang an laut Musik hörte, gern auch einmal nachts für Radau sorgte, störte den Familienvater nicht weiter. Doch das Verhalten von Reuter sei immer unberechenbarer geworden. Der Nachbar warf im Februar 2024 einen Blumentopf vom Balkon, als Köhlers Tochter dort vorbeiging. Durch das gekippte Küchenfenster flogen Eier in die Erdgeschosswohnung des Familienvaters. Dann sei die Situation weiter eskaliert.
„Am 26. Februar bin ich nach Hause gekommen und habe gesehen, dass jemand einen Teil der Gehwegplatten auf meiner Terrasse herausgerissen und zerschlagen hat“, berichtet Köhler. Plötzlich habe sein Nachbar mit blutigen Händen vor der Tür gestanden und aufgebracht mit ihm reden wollen. Köhler schließt die Tür zunächst, Karsten Reuter kehrt zurück. „Als ich die Tür wieder aufgemacht habe, hat er mir mit einer Flex-Säge versucht, ins Gesicht zu schneiden.“
Polizei bringt Reuter in eine Klinik – 48 Stunden später ist er wieder zu Hause
Während sich Dennis Köhlers Sohn in der Küche versteckt, ruft der Vater die Polizei. Reuter habe sich auf den Boden geworfen und geschrien „Nehmt mich mit, nehmt mich mit.“ Tatsächlich wird der tobende Nachbar von der Polizei zunächst in eine Klinik gebracht. Nach 48 Stunden ist er aber wieder zu Hause.
„Das ist Psychoterror“
Am 8. Oktober habe der Nachbar Dennis Köhler im Treppenhaus mit einem Holzbalken bedroht. Am selben Tag sei Reuter im Kleingarten vorbeigeradelt, wo Köhler und sein Bruder je eine Parzelle haben. Gegenüber Dennis Köhlers Bruder sagt Reuter, dass er sich von dem Familienvater verfolgt fühle und jetzt „den Spieß umdrehen“ werde. Bei einer anderen Gelegenheit habe der Nachbar eine Glasvase vom Balkon geworfen.
„Er hat auch schon einen Laptop nach einer Nachbarin geschmissen oder Metallteile nach spielenden Kindern“, so Köhler. Der Mieter habe zwischenzeitlich den Eingang zu seiner Wohnung komplett verbarrikadiert und sei ausschließlich mit einer Strickleiter von seinem Balkon heruntergeklettert.
„Meine Kinder haben Angst und ich habe Angst um meine Kinder“
Woher die Feindseligkeiten kommen, kann Dennis Köhler nicht sagen. Der Neuallermöher betont, dass auch seine Vormieterin Schwierigkeiten mit Karsten Reuter gehabt habe. Ein Nachbar bestätigt das gegenüber unserer Redaktion. Der Familienvater leidet unter dem Konflikt, fühlt sich in seiner Wohnung nicht mehr wohl.
„Meine Kinder haben Angst und ich habe Angst um meine Kinder“, sagt Köhler. Die Telefonnummer von Karsten Reuter hat er nach zahlreichen Anrufen mittlerweile blockiert, mehrere Anzeigen bei der Polizei getätigt und vor Gericht einen erfolgreichen Antrag auf Gewaltschutz gestellt. Sein Nachbar darf sich ihm jetzt nicht mehr nähern oder an der Tür klingeln.
Mieter ist der Hamburger Polizei bekannt und gilt als „psychisch auffällig“
Die Hamburger Polizei bestätigt auf Nachfrage mehrere Einsätze wegen der von Dennis Köhler beschriebenen Vorfälle am Felix-Jud-Ring. Ein Sprecher berichtet, dass Karsten Reuter anscheinend „psychisch auffällig“ sei.
Er betont aber auch: „Die Kollegen können ihn nur vorübergehend in Gewahrsam nehmen, wenn sie eine Ausstrahlung von unmittelbarer Gefahr wahrnehmen.“ Die Straftaten, die Karsten Reuter zur Last gelegt werden, liegen der Staatsanwaltschaft vor.
Haftgründe liegen für die Polizei nicht vor
Gründe für eine Haft vor einem eventuellen Prozess gibt es aber nicht. „Es herrscht keine Fluchtgefahr, und die Schwere der möglichen Taten reicht dafür bei Weitem nicht aus“, so der Polizeisprecher. Die Hürden, um einen Menschen gegen seinen Willen in eine psychiatrische Einrichtung einzuweisen, sind ebenfalls hoch, so der Polizeisprecher. Darüber müsse ein Gericht aufgrund möglicher Eigen- oder Fremdgefährdung entscheiden.
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Am 18. November meldet sich Dennis Köhler erneut. Er sei am Sonnabend mit den beiden jüngeren Kindern in seiner Kleingartenparzelle gewesen, die zwölfjährige Tochter war allein zu Hause. Das Mädchen habe durch ihr Fenster gehört, dass sich Reuter mit einem anderen Nachbarn gestritten habe.
Mieter terrorisiert Nachbarn: Dennis Köhler schöpft neue Hoffnung
Als sie die Jalousie hochgezogen und in den Hof geschaut habe, soll Reuter zuerst ans Fenster getreten und „Bist du neugierig?“ gerufen haben. Anschließend habe er wie wild gegen die Wohnungstür getreten und gedroht, in die Wohnung einzubrechen. „Meine Tochter hat dann die Polizei gerufen“, sagt Köhler, der sofort nach Hause eilte. „Das ist Psychoterror“, sagt der Familienvater. Doch für ihn gibt es an diesem Tag auch gute Nachrichten.
Von einem Hausmeister will er gehört haben, dass Karsten Reuters Mietvertrag gekündigt werden soll. Die Hausverwaltung Privatbau GmbH hat dies mittlerweile gegenüber der Bergedorfer Zeitung bestätigt. „Entscheidend war für uns die Summe der Vorfälle“, sagt ein Mitarbeiter. Vorerst wird Reuter allerdings in der Wohnung bleiben. Die Privatbau GmbH geht davon aus, dass der Fall vor Gericht landet.