Hamburg. Lokalpolitik will eine bessere Anbindung des Bezirks Bergedorf erreichen. Neue U-Bahn-Stationen könnten Boberg oder Korachstraße heißen.
- Derzeit endet die U-Bahn-Linie U2 in Hamburg-Mümmelmannsberg
- Warum es im HVV-Gebiet die Verlängerung bis nach Bergedorf noch nicht gibt
- SPD und CDU wollen in einem gemeinsamen Antrag Druck auf Hamburgs Verkehrsbehörde machen
- Woran das ÖPNV-Projekt trotz Forderungen scheitern könnte
Wer mit dem ÖPNV zwischen Bergedorf und der Hamburger City pendelt, verlässt sich meist auf die S-Bahn. Doch wenn die Linie S2 ausfällt, ob wegen Bauarbeiten oder Polizeieinsätzen, wird es schnell schwierig. Der Regionalexpress fährt nur einmal in der Stunde Richtung Hauptbahnhof, die Buslinien sind auch in der Expressvariante langsamer als die S-Bahn.
Und wer in Lohbrügge wohnt, guckt in Sachen Schienenanbindung ohnehin in die Röhre. Eine mögliche Lösung wäre ein U-Bahn-Anschluss für den Bezirk Bergedorf. SPD und CDU wollen jetzt mit einem gemeinsamen Antrag Druck auf die Verkehrsbehörde machen.
HVV: Per U-Bahn nach Lohbrügge? U2 soll bis nach Bergedorf weiterfahren
„Wir sind im Moment zu abhängig von der Linie S2“, sagt SPD-Fraktionschefin Katja Kramer gegenüber der Bergedorfer Zeitung. Eine U-Bahn-Linie würde ein „redundantes System“ bedeuten, wie es CDU-Chef Julian Emrich ausdrückt. Weil die Gleise unterirdisch verlegt werden und sich die Bahn die Strecke nicht mit anderen Zügen teilen müsste, rechnen die beiden Fraktionen außerdem mit weniger Ausfällen.
Der Bedarf nach einer verbesserten Anbindung ins Herz der Hansestadt werde in Bergedorf und Lohbrügge immer größer. „Wir sind ein wachsender Bezirk“, betont Emrich und auch Kramer verweist auf die steigende Bevölkerungszahl, gerade in Lohbrügge. Das Deutschlandticket habe die Zahl der ÖPNV-Kunden weiter nach oben getrieben. Damit die Mobilitätswende gelingen kann, brauche es aber auch ein attraktives Angebot, heißt es im Antrag.
Hochbahn Hamburg: Verlängerung der U4 und die neue Linie U5 haben Vorrang
SPD und CDU fordern in dem Dokument, dass die zuständigen Hamburger Behörden eine Machbarkeitsstudie für eine U-Bahn-Anbindung von Bergedorf und Lohbrügge erstellen sollen. Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann soll sich gegenüber dem Senat nachdrücklich für die U-Bahnverbindung einsetzen und bis Mai 2025 Rückmeldung in der Bezirksversammlung geben.
Neu ist die Idee nicht. Schon im Oktober 2020 hatte die Bergedorfer Politik die Verlängerung der U2 gefordert, deren Endstation im Südosten Hamburgs die Station Mümmelmannsberg ist. Die Verkehrsbehörde vertröstete den Bezirk damals und verwies auf ein „Zukunftsszenario 2035+“. Die mittlerweile abgeschlossenen Planungen für die Verlängerung der U4 nach Wilhelmsburg und die neue Linie U5 hatten Vorrang.
Aus Sicht der beiden Bergedorfer Parteien sei es mittlerweile aber höchste Zeit, in Aktion zu treten – selbst wenn man an das Jahr 2035 denke. Beim möglichen Verlauf einer verlängerten U2 bis Bergedorf halten SPD und CDU weiter an einer Studie aus dem Jahr 2014 fest. Demnach soll die Bahn an den Nahversorgungszentren Boberg und Mendelstraße halten, anschließend den Bereich Korachstraße/Perelsstraße und das Nahversorgungszentrum Binnenfeldredder ansteuern, um schließlich über den Lohbrügger Markt zum Bahnhof Bergedorf zu fahren.
U-Bahn Hamburg: Wenn das Projekt scheitern sollte, dann liegt es am Geld
„Möglicherweise könnte die Linie dann nach Reinbek weiterfahren“, sagt Katja Kramer und bringt eine Möglichkeit ins Spiel, Schleswig-Holstein mit an Bord zu holen.
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Den Bergedorfer Politikern ist allerdings klar, dass ein neuer U-Bahn-Tunnel ein teurer Spaß werden dürfte. Für die Verlängerung der U4 um zwei Stationen in Richtung Osten kalkuliert die Hochbahn derzeit mit 561 Millionen Euro. Die Erweiterung soll bis 2027 abgeschlossen werden. Die neue Linie U5 soll nach aktuellem Stand insgesamt 16,5 Milliarden Euro kosten.
Allerdings werden die Megaprojekte zu einem erheblichen Teil vom Bund finanziert. Trotzdem sagt Katja Kramer: „Wenn es scheitert, dann am Geld“ und auch CDU-Fraktionschef Julian Emrich macht deutlich: „Das wird sehr teuer.“