Lüneburg. Nach Folgen eines Blitzeinschlags, einem Unfall mit Metronom und der Beeinträchtigung der Strecke nach Sylt hat Metronom jetzt gute Nachrichten.

Nachdem ein Blitzeinschlag in einen Baum an der Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Uelzen am Mittwoch ein Bahnchaos zur Folge hatte, das bis Donnerstagabend andauerte, führen laut Metronom-Pressestelle nun wieder alle Züge einigermaßen planmäßig. „Bis auf einige wenige und seltene Verspätungen läuft es auf allen Strecken wieder“, so ein Sprecher am Donnerstagnachmittag auf Abendblatt-Nachfrage. Was aber war tags zuvor geschehen, dass der Bahnverkehr im gesamten Norden durcheinander geraten war?

Am Mittwoch stürzte nach einem Blitzeinschlag ein Baum auf die Oberleitung und die Gleise und legte den Bahnverkehr lahm. Ein zusätzlich liegengebliebener Güterzug führt auch am Donnerstag noch zu Verspätungen und Zugausfällen. Das teilte die Deutsche Bahn (DB) auf ihrer Homepage mit. Es handele sich um einen „komplexen Schaden“, auch eine Signalanlage sei betroffen.

DB und Metronom: Bahnen rund um Hamburg verspäten sich oder fallen aus

Reisende müssten mit Verspätungen von bis zu 30 Minuten und vereinzelten Zugausfällen rechnen, sagte eine Bahnsprecherin am Donnerstagmorgen. Die Reparaturarbeiten am Streckenabschnitt, der nur eingeschränkt befahrbar ist, dauern den Angaben zufolge voraussichtlich bis zum Nachmittag an.

Auf einer Anzeigetafel im Hamburger Hauptbahnhof wird am Donnerstag auf mögliche Beeinträchtigen im Zugverkehr hingewiesen.
Auf einer Anzeigetafel im Hamburger Hauptbahnhof wird am Donnerstag auf mögliche Beeinträchtigen im Zugverkehr hingewiesen. © dpa | Bodo Marks

Donnerstagnachmittag gab es von Metronom die erste, vorsichtige gute Nachricht: Gegen 13.30 Uhr konnte der Verkehr auf den Linie RE3/RB31 eingeschränkt wiederaufgenommen werden. Jedoch mit teils hohen Verspätungen wegen der vorher ausgefallenen Fahrten. Die Schäden an der Strecke seien weitestgehend wieder instand gebracht. Für 16 Uhr erwartet Metronom, dass sich die Fahrzeiten der Züge wieder halbwegs erholt hätten. Diese Hoffnung sei nun eingetreten, sagt der Sprecher.

Schon am Mittwoch hatte es größere Behinderungen des Bahnverkehrs in Norddeutschland gegeben, aber auch in anderen Teilen der Republik. Für den Fernverkehr von und nach Hamburg schrieb die Bahn auf ihrer Homepage sogar von „massiven“ Beeinträchtigungen.

Deutsche Bahn: Ausfälle im Fernverkehr von und nach Hamburg

Betroffen waren demnach auch einige ICE-Verbindungen, wie es am Dienstagabend hieß. Diese Züge würden den Angaben zufolge umgeleitet, wodurch sie sich zunächst zwischen Hamburg und Hannover um etwa 20 Minuten verspäten sowie zwischen Hamburg und Berlin sogar um etwa 45 Minuten. Zwar war die Strecke am Mittwochnachmittag gegen 16 Uhr laut einem Sprecher der Deutschen Bahn wieder für den Zugverkehr freigegeben worden, doch die Folgen werden auch am Donnerstag noch spürbar sein.

Am Donnerstag verspäten sich den Angaben der Bahn zufolge alle ICE-Züge zwischen Hamburg und Berlin um circa 20 Minuten. Verbindungen zwischen Hamburg und München sowie Stralsund/Hamburg und Frankfurt am Main beziehungsweise Darmstadt und Mannheim fallen sogar aus.

Diese Verbindungen im Fernverkehr sind laut Deutscher Bahn betroffen (Stand: Donnerstag, 10 Uhr):

  • ICE-Züge zwischen Hamburg und Berlin fallen aus
  • ICE-Züge zwischen Hamburg – Hannover – Kassel – Fulda – Würzburg – Nürnberg und München fallen zwischen Hamburg und Hannover aus
  • ICE/IC-Züge zwischen Stralsund/Hamburg – Lüneburg – Hannover – Kassel – Marburg – Gießen und Frankfurt(M) fallen zwischen Hamburg und Frankfurt(M) aus
  • ICE-Züge zwischen Hamburg – Hannover – Kassel – Fulda – Frankfurt(M) und Darmstadt/Mannheim werden umgeleitet und verspäten sich um etwa 20 Minuten

Regionalverkehr in Niedersachsen: Nächster Unfall auf Metronomstrecke

Noch dicker kommt es im Regionalverkehr: Erst am Mittwoch war es auf der Strecke zwischen Uelzen und Hamburg zu erheblichen Verspätungen und Ausfällen bei den Linien RE3/RB31 gekommen. Wie Metronom angab, blockierte – neben den diversen Zugausfällen durch den Blitzschlag – noch ein liegengebliebener Güterzug am Mittwochnachmittag den Zugverkehr zwischen dem niedersächsischen Bienenbüttel und Deutsch Evern.

In der Nacht auf Donnerstag dann der nächste Vorfall: Der Bahnbetreiber erklärte am Donnerstagmorgen, dass es einen Unfall zwischen Uelzen und Hannover gegeben habe. Gegen 1.45 Uhr prallte demnach ein Metronom-Zug bei Suderburg (Landkreis Uelzen) gegen einen umgestürzten Baum. Dabei wurde die Oberleitung stark beschädigt und abgerissen. Verletzt wurde den Angaben des Unternehmens zufolge niemand.

Jedoch: „Die Auswirkungen sind gravierend“, hießt es weiter. „Die gesamte Strecke ist bis auf Weiteres gesperrt.“ Hinzu kommt, dass ein Ersatzverkehr kaum möglich ist, weil derzeit kaum Busse verfügbar seien. „Somit ist der Nahverkehr auf dem gesamten Streckenverlauf von Hamburg-Lüneburg-Uelzen-Celle-Hannover-Göttingen extrem stark eingeschränkt“, teilte Metronom am Donnerstag mit. „Wir bitten alle Fahrgäste, von Fahrten zwischen Hannover-Celle-Uelzen (in beide Fahrtrichtungen) abzusehen oder alternative Verkehrsmittel zu nutzen.“

Auch im Norden Hamburgs kommt es am Donnerstag zu massiven Einschränkungen

Aber nicht nur im Süden der Hansestadt geht derzeit wenig bis nichts mehr. Auch auf der Regionalbahnstrecke zwischen Altona und Itzehoe kommt es zu Beeinträchtigungen. Ein Leser, der auf dem Weg nach Sylt ist, berichtete dem Abendblatt, dass er sich vom Bahnhof Altona aus ein Taxi zum Hauptbahnhof nehmen musste. Denn dort würden sämtliche Abfahrten zur Insel nicht mehr stattfinden, meinte er.

Auf der Webseite der Bahn heißt es dazu: „Aufgrund einer Reparatur an einem Signal zwischen Itzehoe und Hamburg-Altona ist der Zugverkehr am Donnerstag, den 28.11.2024 ganztägig beeinträchtigt.“ Betroffen ist die Linie RE 6 nach Westerland. Die Züge beginnen und enden in Itzehoe. Ein Ersatzverkehr der Firmen Hamburger Busservice und Flegel Reisen pendelt zwischen Itzehoe, Elmshorn und Altona.

Deutsche Bahn: ICE nach Hamburg mit 350 Reisenden evakuiert

Bereits am Mittwoch mussten Bahnreisende starke Nerven beweisen. Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte, ereignete sich der Blitzeinschlag in der Gemeinde Deutsch Evern bei Lüneburg am Dienstagabend. Der Blitz habe einen Baum neben der Strecke getroffen und anschließend erst auf die Oberleitung und dann auf die Gleise gefallen.

Deutsche Bahn: Blitzeinschlag zwischen Lüneburg und Uelzen
Von der Sperrung nach einem Blitzeinschlag an der Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Uelzen sind auch die ICE-Verbindungen zwischen Hamburg und Berlin sowie zwischen Hamburg und Hannover betroffen. © Freiwillige Feuerwehr Bienenbüttel | Freiwillige Feuerwehr Bienenbüttel

Laut Stefan Kommert, Fachbereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit bei der zuständigen Feuerwehr Bienenbüttel, blieb dadurch ein aus München kommender ICE am Dienstagabend nur wenige Meter hinter dem Bahnhof Bienenbüttel mit knapp 350 Reisenden an Bord liegen. Gegen 19.25 rückte die Feuerwehr der nicht einmal 7000 Einwohner zählenden Gemeinde gemeinsam mit der Feuerwehr Hohenbostel aus, um den Zug zu evakuieren.

Das Deutsche Rote Kreuz versorgte die gestrandeten Bahnreisenden mit Wasser.
Das Deutsche Rote Kreuz versorgte die gestrandeten Bahnreisenden mit Wasser. © DRK Uelzen | DRK Uelzen

Da vor Ort das Gelände sich als zu unwegsam für eine Evakuierung entpuppte, musste eine Diesellok aus Hannover angefordert werden, die den liegengebliebenen Zug nach Bienenbüttel abschleppte. Gegen 22 Uhr erreichte der ICE den Bahnhof, wo die Passagiere nach viereinhalb Stunden endlich den Zug verlassen konnten. Vor Ort wurden sie erst einmal durch das Deutsche Rote Kreuz mit Getränken versorgt, bis es dann mit Bussen weiter nach Hamburg ging. „Die Fahrgäste nahmen unser Angebot dankbar an, hatten jedoch die bereitgestellten Busse für die Weiterreise fest im Blick“, sagte der Einsatzleiter des DRK.

Streckenstörung auch am Mittwochmorgen noch aktuell

Laut „wetteronline.de“ hatte sich das Gewitter am Dienstagabend gegen 17.40 Uhr ereignet und sei „eigentlich nicht der Rede wert“ gewesen, so Meteorologe Niklas Weise. „Es gab tatsächlich nur einen einzigen Blitz, der als sogenannter Erdblitz aus der vergleichsweise kleinen Gewitterwolke auf die Erde niedergegangen ist.“ Erdblitze sind grundsätzlich gefährlicher als Wolkenblitze, weil bei ihnen der elektrische Strom bis zum Boden fließt. „Beim gestrigen Gewitter wird allein das Magnetfeld um den Blitz gereicht haben, um den Schaden an der Bahnstrecke anzurichten“, so das Fazit des Meteorologen. „Da hat die Bahn wohl einfach Pech gehabt.“

Am Dienstagabend kam es auf der Strecke zwischen Lüneburg und Uelzen zu einem Blitzeinschlag. Der komplette Bahnverkehr südlich von Hamburg hat dadurch mit massiven Einschränkungen zu kämpfen.
Am Dienstagabend kam es auf der Strecke zwischen Lüneburg und Uelzen zu einem Blitzeinschlag. Der komplette Bahnverkehr südlich von Hamburg hat dadurch mit massiven Einschränkungen zu kämpfen. © Feuerwehr Bienenbüttel | Feuerwehr Bienenbüttel

Auch im Regionalverkehr führte die Störung zu Einschränkungen. Auf der von der Eisenbahngesellschaft Metronom betriebenen Linie RE3/RB31 sei die Strecke zwischen Lüneburg und Uelzen in beiden Fahrtrichtungen gesperrt gewesen – Fahrgäste mussten in Ersatzbusse mit den Zwischenhalten Bienenbüttel und Bad Bevensen umsteigen, teilte das Unternehmen mit.

Metronom gibt am Mittwochmorgen teilweise Entwarnung

Nach Einschränkungen im frühen Berufsverkehr konnte die Strecke zwischen Lüneburg und Uelzen am Dienstagmorgen zunächst auf einem Streckengleis wieder befahren werden. Zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Uelzen verkehrte er erst stündlich ein Metronom-Zug der Linie RE3/RB31 durchgehend in jede Richtung, sagte ein Sprecher des Bahnunternehmens gegen 9 Uhr. Am Donnerstagnachmittag gegen 16 Uhr war dann die gesamte Strecke wieder befahrbar.

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Dennoch sollten Bahnreisende sich weiterhin über die Homepage des Metronom sowie den DB-Navigator über aktuelle Verbindungen informieren.