Bergedorf. Komfortversprechen für Bergedorfer Pendler und solche, die es werden wollen. Anjes Tjarks besichtigt Baustelle fürs neue Gleichrichterwerk.
Noch ist es eine sehr matschige Wiese auf dem Betriebsgelände in Rothenburgsort. Doch hier entsteht etwas, was vor allem die Nutzer der S-Bahn Hamburg in Bergedorf freuen dürfte – und all diejenigen, die künftig in diesem Bezirk leben wollen: Mit dem Bau des ersten von insgesamt acht Gleichrichterwerken bereiten S-Bahn und Stadt eine deutliche Verbesserung und Stabilisierung des Streckennetzes im Osten und im Süden der Stadt vor.
Konkreter Effekt aus dem nun begonnenen Ausbau mit neuer Signal-, Weichen- und Stromtechnik wird sein, dass zeitnah auf der Linie S2 von und nach Bergedorf mehr und längere Züge fahren können – mit mehr Verbindungen und einem aufgestockten Sitzplatzangebot. Das verkündete Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) gemeinsam mit Jan Schröder, Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg.
S-Bahn Hamburg: Verkehrssenator Tjarks verspricht mehr und längere Züge für die S2 nach Bergedorf
Für Tjarks ist das nicht irgendein Projekt, es ist ein perspektivischer Hinzugewinn: „Bergedorf hat nicht nur die älteste, sondern auch modernste Bahnstrecke Hamburgs“, preist der Senator die Vorzüge der S-Bahnverbindung Bergedorf und Berliner Tor an. Denn hier fährt seit dem Spätsommer die digital gesteuerte und vollautomatisch fahrende S-Bahn im Personenverkehr. Bis 2030 soll der Fahrgastbetrieb in der gesamten Stadt digitalisiert sein.
Den aktuellen Baustart für das erste Gleichrichterwerk sieht der Grünen-Politiker aber auch als das richtige Signal für vorausschauende, proaktive Verkehrspolitik. Tjarks nennt es „vor die Welle kommen“ und meint damit, dass bevor der Innovationsstadtteil Oberbillwerder oder auch das neue Stuhlrohrquartier stehen, ÖPNV-Angebote und -Anbindungen wie die S-Bahn nicht nur funktionieren, sondern auch modernsten digitalen Standards genügen müssen. Selbstredend dabei, weil Oberbillwerder, 105. Stadtteil Hamburgs, immer noch den Status eines Wunschtraums des rot-grünen Senats besitzt, dass das jetzige S-Bahnprojekt auch ein Plus für alle wird, die schon in Bergedorf leben.
S-Bahn S2 nach Bergedorf: Gleichrichterwerk für mehr Strom auf der Schiene
Und dieses Plus sieht so aus, dass die ohnehin schon sehr gut funktionierende S2 noch besser gemacht wird: Die Züge dieser Linie hatten zuletzt einen Wert von 99 Prozent Pünktlichkeit, in der 3-Minuten-Pünktlichkeit weist das monatliche Monitoring Werte zwischen 98 und 99 Prozent aus.
Diese Stabilität nach Jahren eines problematischen, bisweilen unzumutbaren Zugverkehrs nach Bergedorf soll nun ausgenutzt werden: „Wir schaffen mit dem Bau des Gleichrichterwerks die Voraussetzungen, dass mehr Strom auf die Schiene kommt“, sagt Jan Schröder, „damit können wir demnächst mehr und längere Züge nach Bergedorf einsetzen.“ Das würde dann bedeuten, dass pro S-Bahn 1500 Sitzplätze zur Verfügung stehen, neun statt bisher sechs Waggons hin und her pendeln.
S2 nach Bergedorf: 15.000 statt 12.000 Passagiere stündlich
Statt der bisherigen 12.000 Fahrgäste pro Stunde und Richtung könnten dann bald 15.000 Menschen mit den Zügen der S2 transportiert werden. Macht für Anjes Tjarks „Bergedorf noch mobiler“ und noch besser an die Hamburger City angebunden. Dafür wird auch ein bisschen Geld in die Hand genommen: 425 Millionen Euro kostet die Modernisierung der Linie S2 (nach Bergedorf) und die Einführung der Linie S6 (nach Harburg) – die S-Bahn-Verbindungen in den Süden der Hansestadt befördern wesentlich mehr Fahrgäste am Tag, liegen von den Pünktlichkeitsstatistiken aber deutlich hinter Bergedorf.
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Abgeschlossen sollen diese Arbeiten im Jahr 2029 sein. S-Bahn-Chef Schröder prognostiziert, dass das bei den Linien „eine Kapazitätserhöhung von bis zu 40 Prozent“ bedeuten könnte. Der Technikausbau ist aber nur ein Mosaiksteinchen auf dem Weg zum stabileren S-Bahnverkehr, wissen die Verantwortlichen. Denn es müssen bis zum besagten Zeitpunkt noch deutlich mehr Züge gekauft werden, damit die Vorstellungen auch erreicht werden.