Hamburg. Wahlprogramm der Union offenbart Überraschung am Mittleren Landweg. Was eine mögliche Arena in Bergedorf für Vorteile bieten könnte.

Etwa 10.000 Plätze soll es haben, möglicherweise verschiedene Veranstaltungsformate ermöglichen und von zunächst drei großen Hamburger Sportverbänden genutzt werden: Die Hamburger CDU stellte zuletzt als einen wesentlichen Punkt ihres Wahlprogramms für die Bürgerschaftswahlen am 2. März 2025 die Fokussierung auf die Sportstadt Hamburg vor. Dabei möchte die Union ein drittligataugliches Stadion im Bezirk Bergedorf bauen und hat dazu den Mittleren Landweg als potenziellen Standort ausfindig gemacht.

Er stehe ständig mit den Hamburger Landesverbänden der Fußballer (HFV), der Rugby-(HRV) und American-Football-Spieler (AFCV HH, gemeinsam mit Cheerleading) im Austausch, sagt Ralf Niedmers von der Wandsbeker CDU. Aus diesen Gesprächen hat der sportpolitische Sprecher und Mitglied der Bürgerschaftsfraktion Unterstützung und Zustimmung für die Idee einer Multifunktionsarena für 10.000 Menschen in Bergedorf erhalten. Niedmers‘ Begründung, warum gerade dort, formuliert der 56-Jährige als Frage: „Warum soll so eine große Arena, so ein Leuchtturmprojekt nicht auch mal im flächenmäßig größten Bezirk liegen? Bisher lag diese Region nicht im Fokus des Sports.“

10.000 Plätze und multifunktional: Hamburger CDU forciert Sportstadion für Bergedorf

Als Standort für das Stadionprojekt ausgeguckt hat sich die Hamburger Union einen Bereich am Mittleren Landweg. Es sei damit nicht zwangsläufig die Anlage des ETSV Hamburg gemeint, unter anderem ja das Zuhause der ambitionierten Oberliga-Fußballer der Eisenbahner wie auch Spielstätte der Baseballer der TSG Bergedorf, der Hamburg Marines aus der Verbandsliga. In der Umgebung gebe es genügend städtische Flächen, die infrage kämen.

Womit Niedmers bei den infrastrukturellen Vorzügen des Standorts angekommen ist: Denn mit der S-Bahn-Station Mittlerer Landweg sowie der etwa zwei Kilometer entfernt liegenden A25 mit der Anschlussstelle Allermöhe sind aus CDU-Sicht ideale verkehrstechnische Anbindungsanforderungen bereits gegeben. Die fehlenden Parkplätze an der Spielstätte sollen in die Höhe aufgestapelt werden, also über multifunktionale Mobility Hubs. Wenn gerade kein Sportevent ansteht, sollen die freien Parkplätze anderweitig genutzt werden.

Union rechnet mit wenig wirkungsvoller Active City-Strategie des Senats ab

Bergedorfs CDU-Fraktion befürworte die „perspektivische“ Stadion-Idee in Billwerder laut Ralf Niedmers. In Details für die angestrebte Multifunktions-Arena, in der eben nicht nur drei Ballsportarten – hier steht vor allem Drittliga-Fußball und ein mögliches Frauen-Fußball-Team für die 1. Bundesliga zur Debatte – auch Kulturereignisse wie Konzerte stattfinden könnten, möchte die CDU erst gehen, wenn Finanzierung und Fläche feststehen. Dass das in der Peripherie der Hansemetropole funktionieren kann, beweise ja die (deutlich kleinere) Inselpark-Arena in Wilhelmsburg, Heimhalle des Basketball-Bundesligisten Hamburg Towers.

Das neue Sportstadion für etwa 10.000 Fans in Bergedorf ist dritter Punkt („Die Weichen für ein mittelgroßes Stadion stellen“) eines Zehn-Punkte-Plans des Hamburger CDU-Wahlprogramms, das vor allem als ein Zeichen in Richtung einer denkbaren Olympia-Bewerbung der Hansestadt im Jahr 2040 verstanden werden soll. Zum anderen rechnet die Opposition im Hamburger Rathaus um den Spitzenkandidaten Dennis Thering mit dem ihrer Meinung nach wenig effektiven Sport-Förderprogramm Active City des rot-grünen Senats ab. Gegenrede von Ralf Niedmers: „Wir müssen aus Hamburg wieder eine echte Sportstadt machen.“

Bergedorfer SPD-Spitze sieht nur „Traumdiskussion“

Katja Kramer, Fraktionsvorsitzende der Bergedorfer SPD, findet grundsätzlich zusätzliche Infrastruktur für den Sport gut. Auch ein neues Stadion in Bergedorf wäre schick – die 34-Jährige glaubt hier aber an eine „Traumdiskussion“ rund um den Mittleren Landweg. Kramer sieht viele Fragezeichen, was nicht nur die faktisch vorliegende dünne Besiedelung des Gebiets oder Finanzierungsfragen, sondern vor allem auch Pflege und Erhalt und damit die generelle Verantwortung für eine solche Arena anbelangt: „Das muss schon von der Stadt kommen, und ich bin mir nicht so sicher, ob die Hamburger CDU das garantieren kann.“

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Weiterhin äußert Kramer Unverständnis dafür, warum die Union für ihr avisiertes Stadion nicht reserviertes Gelände für Wohnungsbau nutzt. Damit meint Bergedorfs SPD-Chefin das von der Hamburger CDU abgelehnte Oberbillwerder – dort soll es voraussichtlich genug multifunktionale Sportflächen geben. Und eines verwundert Katja Kramer an der Idee der CDU am meisten: „Eigentlich möchten gerade die doch möglichst wenig motorisierten Verkehr nach Billwerder hineinholen.“

Verwunderung über Vorschlag der Anti-Oberbillwerder-Partei

Das und vor allem die Erhaltung der Kulturlandschaft Billwerders ist das primäre Ziel des Vereins Dorfgemeinschaft Billwärder – und somit schon aus Prinzip lehnt Vorstandsmitglied Sanne Klönne die Stadionträume ab. Allerhöchstens auf einer bereits versiegelten Fläche durch kreative Stadtplaner sei für sie so etwas denkbar, „wobei ich keinen Einblick in die Bedarfe der Bergedorfer Sportler habe“, sagt Klönne, die sich aber grundsätzlich über den Vorschlag der strikten Gegner Oberbillwerders wundert, die offenbar woanders Natur unwiderruflich zerstören wollen.