Hamburg. Grundstücksankauf ist nach Jahren in Neuengamme gelungen. Was die Behörde plant, um das Landgebiet vor Überschwemmungen zu schützen.

Um den Binnenhochwasserschutz der Vier- und Marschlande zu verbessern, sollten drei Schöpfwerke an der Elbe gebaut sowie die Krapphofschleuse umgebaut werden. Das hat eine Studie, die von der Stadt Hamburg in Auftrag gegeben wurde, schon vor 13 Jahren ergeben. Doch bislang blieb es bei der Theorie, da der notwendige Grunderwerb zum Bau des leistungsstärksten Schöpfwerks in Neuengamme über Jahre nicht gelang.

Nun aber soll wieder Bewegung in die Sache kommen: Sämtliche Flurstücke, die für den Bau des Schöpfwerkgebäudes, das am Ende der Dove-Elbe etwa auf Höhe des Übergangs von Neuengammer in den Altengammer Hauptdeich vorgesehen ist, notwendig sind, seien mittlerweile angekauft worden, teilt die Umweltbehörde (Bukea) schriftlich mit. Die Entsendung eines Referenten in den Regionalausschuss hatte die Behörde erneut abgelehnt, sich aber bereit erklärt, Anfang 2025 in dem Gremium über den Sachstand zu berichten.

Hochwasserschutz Vier- und Marschlande: Jetzt kommt Bewegung in die Sache

Ab dem kommenden Jahr soll der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) die Planunterlagen erneuern und das Planfeststellungsverfahren wieder aufnehmen, das nun aufgrund der stockenden Grundstücksverhandlungen seit Jahren ruhte. „Die Errichtung des Schöpfwerks Dove-Elbe und der Gewässerausbau sollen 2030 abgeschlossen sein“, teilt die Bukea mit. Bis dahin wird laut Behörde auch die bauliche Umsetzung des Schöpfwerkes in Neudorf angestrebt.

Dort ist der Bau eines kleineren Schöpfwerks geplant, das ebenso wie das Schöpfwerk in Zollenspieker ein Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Stromelbe pumpen soll. Zum Vergleich: Beim leistungsstärkeren Schöpfwerk in Neuengamme sind es sechs Kubikmeter pro Sekunde. In Zollenspieker könnte das Schöpfwerk schon 2028 fertig gestellt sein, prognostiziert die Bukea.

Im Februar 2022 entgingen die Vier- und Marschlande nur knapp einer Katastrophe

Neben dem Bau der drei Schöpfwerke sind noch weitere Maßnahmen vorgesehen: Bereits umgesetzt wurde die Erneuerung der Steuerungstechnik des Deichsiels Tatenberg durch die Hamburg Port Autority (HPA) und die Erweiterung der operativen Hochwasservorhersage beim LSBG. „Diese Maßnahmen konnte ihre Wirksamkeit schon bei der letzten Gefahrenlage im Dezember 2023 unter Beweis stellen“, bilanziert die Bukea.

Szene aus dem Februar 2022: Die Feuerwehr stapelt Sandsäcke an der Dove-Elbe, um das Landgebiet vor einer Überschwemmung zu schützen.
Szene aus dem Februar 2022: Die Feuerwehr stapelt Sandsäcke an der Dove-Elbe, um das Landgebiet vor einer Überschwemmung zu schützen. © Christoph Leimig / Christoph Leimig | christoph leimig

Rund um Weihnachten hatten Starkregen und Kettentiden den Wasserstand in der Elbe vor einem Jahr deutlich ansteigen lassen. Das weckte schlimme Erinnerungen an das Binnenhochwasser im Februar 2022, als die Vier- und Marschlande nur ganz knapp einer Katastrophe entgingen. Die Kombination aus Regen, Wind und Sturmfluten hatten das Wasser in Dove- und Gose-Elbe stark ansteigen lassen. Das Landgebiet drohte großflächig zu überschwemmen. Viele Grundstücke standen bereits unter Wasser, Sandsackbarrieren wurden errichtet.

Deichsiel soll bei kritischen Wetterlagen für schnellere Entlastung der Dove-Elbe sorgen

Das Binnenhochwasser hielt Hilfskräfte und die Bergedorfer Verwaltung tagelang in Atem. Das Technische Hilfswerk (THW) setzte schließlich besondere Hochleistungspumpen ein, um das Wasser auf Höhe der Tatenberger Schleuse aus der Dove-Elbe in die Norderlebe zu befördern. In Tatenberg finde derzeit auch die Ertüchtigung des Deichsiels statt, teilt die Behörde mit. „Die vorgesehene Leistungssteigerung wird bei kritischen Wetterlagen für eine schnellere Entlastung der Dove-Elbe sorgen“, erklärt die Bukea.

Auch interessant

Zudem werde auch weiterhin die operationelle Hochwasservorhersage durch den LSBG untersucht, um die Entwässerung in den Vier- und Marschlanden zu optimieren. Ein Umbau der Krapphofschleuse sei letztlich abhängig von den Ergebnissen und möglicher Vorabsenkungen im System, erklärt die Bukea. Nicht nur Hamburg, sondern auch Schleswig-Holstein müsse Maßnahmen ergreifen, betont Werner Jacobsen vom Deichverband der Vier- und Marschlande.

Schleswig-Holstein sollte für mehr Wasserrückhaltung sorgen

Schließlich müssten Flüsse und das Grabensystem des Landgebiets einen erheblichen Teil des Wassers aufnehmen, das über die Obere Bille und Brookwetterung in die tiefer liegenden Vier- und Marschlande fließen würde, mahnte er im jüngsten Regionalausschuss an. Aus seiner Sicht müsste das benachbarte Bundesland daher auch Wasserrückhaltung garantieren, forderte Jacobsen.

Ebenso regte Walter Heymann, Anwohner der Dove-Elbe aus Neuengamme, an, der Bezirk möge doch einen Kontroll- und Reinigungsdienst einrichten, damit Siele bei Starkregen gar nicht erst verstopfen. Ein Auskunftsersuchen, das genau in die Richtung zielt, sei bei der CDU bereits in Arbeit, erklärte Christdemokrat Jörg Froh.