Hamburg. Frühestens in zwei Jahren könnte mit dem Bauwerk in Neuengamme begonnen werden. Christ- und Sozialdemokraten kritisieren Behörde.
Eigentlich hatten die Mitglieder des Regionalausschusses gehofft, am Dienstagabend die Sektkorken knallen lassen zu können, meint Jörg Froh (CDU). Denn nicht nur der Christdemokrat hatte darauf gehofft, dass Olaf Simon verkünden würde, dass es endlich losgehen kann mit der weiteren Planung zum Bau der Schöpfwerke an der Stromelbe. Doch der Referent der Umweltbehörde (Bukea) musste die Erwartungen dämpfen. Denn es sind noch immer nicht alle Grundstücke, die für den Bau benötigt werden, im Eigentum der Stadt.
Fast auf den Tag genau ein Jahr ist vergangen, seit Olaf Simon zuletzt den Sachstand zu den Schöpfwerken referierte, deren Bau schon seit mehr als zehn Jahren geplant ist. Doch die Realisierung wird seit vielen Jahren durch den schleppenden Ankauf von notwendigen Grundstücken in Neuengamme verzögert. Dort soll das leistungsstärkste der drei geplanten Bauwerke entstehen, das bis zu sechs Kubikmeter Wasser pro Sekunde von der Dove-Elbe in die Stromelbe pumpen soll.
Noch immer sind nicht alle „Schlüsselgrundstücke“ im Besitz der Stadt
Vor zwölf Monaten hatte der Bukea-Referent präsentiert, dass der Erwerb der dafür benötigten „Schlüsselgrundstücke“ noch im selben Frühjahr geplant sei. Doch die Planung ging nicht auf: Noch immer ist der Ankauf der Grundstücke nicht abgeschlossen. Doch es gehe voran, man sei in jedem Fall weiter als vor einem Jahr, betont Olaf Simon. So konnte im vergangenen August ein weiteres wichtiges Stück Land erworben werden und damit sei ein großer Schritt getan, erklärte der Bukea-Referent.
Olaf Simon sei zuversichtlich, dass auch die letzten drei Schlüsselgrundstücke, die sich alle im Besitz eines Eigentümers befinden, bald erworben werden können. Ein Kaufangebot und ein darauf abgestimmtes Vertragswerk sei bereits an den Eigentümer verschickt worden. Man hoffe, dass der Ankauf bald gelingt, auch wenn es eine Garantie nicht gebe, so der Bukea-Referent. Im Anschluss könne es eine Planänderung des Planfeststellungsantrags geben. Ein Baustart sei dann ab 2026 realistisch. Die Bauzeit wird auf drei Jahre geschätzt.
Auch in Neudorf müssen noch Grundstücke angekauft werden
Die Kosten werden derzeit auf neun Millionen Euro beziffert. Ob die Summe gehalten werden könne, zweifelte Stephanie Pelch (CDU) aufgrund der allgemeinen Kostensteigerung stark an. Und auch in Neudorf, wo neben Zollenspieker eines der beiden kleineren Schöpfwerke mit einer Leistung von einem Kubikmeter pro Sekunde entstehen soll, wird die Stadt noch Geld in die Hand nehmen müssen. Denn auch dort müssen noch Grundstücke angekauft werden, erklärte Olaf Simon.
„Das höre ich heute zum ersten Mal“, kritisierte Jörg Froh. Dabei verfolgt der Christdemokrat ebenso wie einige andere Regionalausschuss-Mitglieder das Projekt schon seit der ersten Präsentation vor mehr als zehn Jahren. Auf die Fragen, warum dort nicht schon längst die Grundstücksverhandlungen aufgenommen und die Realisierung der beiden Schöpfwerke vorangetrieben worden ist, reagierte der Bukea-Referent ausweichend, verwies an das Schöpfwerk Dove-Elbe in Neuengamme, das nun mal eine „zentrale Rolle“ für das gesamte Konzept spiele.
Schutz von den Grünen, harsche Kritik von der SPD
Während Lenka Brodbeck (Grüne) die Verteidigung der Umweltbehörde übernahm und meinte, dass dort mit Sicherheit mit dem nötigen Engagement an der Sache gearbeitet werde, machte Harald Martens (SPD) seinem Ärger Luft. Er sei überzeugt, dass das Projekt lange Zeit nicht mit dem nötigen „Wumms“ vorangetrieben wurde, es womöglich zwischenzeitlich unberührt in einer Schublade lag. „Es gibt keine Festung, die nicht mit Geld erobert werden kann“, stellt Martens fest, der für seine Behörden-Schelte Applaus von den zahlreichen Bürgerinnen und Bürger bekam, die den Vortrag im Großen Sitzungssaal des Bergedorfer Rathauses verfolgten.
Zur Verbesserung der Entwässerungssituation der Vier- und Marschlande fließt als Maßnahme auch ein, das Tatenberger Deichsiel zu ertüchtigen und die digitale Infrastruktur dort weiterzuentwickeln. Eine neue Software, mit der das Deichsiel gesteuert wird, sei nun seit Dezember im Einsatz. Mit deutlichen Auswirkungen, wie Torsten Möller vom nahen Sportboothafen berichtet.
Neue Software im Deichsiel lässt Dove-Elbe schneller fließen
Das Wasser der Dove-Elbe fließe nun in deutlich größerem Volumen in Richtung Norderelbe ab. Das habe auch zur Folge, dass die Fließgeschwindigkeit des Flusses deutlich zugenommen habe, weiß Möller, der seit 60 Jahren am Ufer der Dove-Elbe beheimatet ist. „Der Rhein ist harmlos dagegen“, stellt Möller mit einem Augenzwinkern fest. Es sei „total beruhigend“, dass das technisch machbar ist, stellt eine Hausboot-Eignerin fest. Schließlich wirkten die beängstigenden Erlebnisse, die die Anrainer der Dove-Elbe vor genau zwei Jahren erleben mussten, als das Wasser beim Binnenhochwasser kurz davor war, über die Ufer zu treten, noch immer nach.
Allerdings habe sie von Bord ihres Bootes, das in unmittelbarer Nähe zum Deichsiel liegt, auch ständig vor Augen, dass nicht nur Wassersportler wie Ruderer Schwierigkeiten mit der höheren Fließgeschwindigkeit haben, teilweise kaum eine Wende vor der Schleuse hinbekämen. Auch die Ufer litten bereits merklich unter dem schnelleren Wasserfluss, seien sie an einigen Stellen bereits abgebrochen, so auch an den Inseln in der Tatenberger Bucht.
Bezirk sichert Behörde Unterstützung bei Schöpfwerk-Projekt zu
Die abgetragenen Sedimente würden sich schließlich durch den Strömungsverlauf vor der Schleuse absetzen, warnen die Anrainer und appellieren daher an eine Steuerung des Deichsiels mit Augenmaß. Es müsse nicht bei jeder Wetterlage so viel Wasser ablaufen, wie beispielsweise nach tagelangem Regenfällen. Das Bezirksamt nahm die Hinweise aufmerksam und dankbar entgegen, betonte zudem, dass die neue Software zur verbesserten Steuerung keinesfalls die Schöpfwerke an der Stromelbe ersetzen würde, so Bergedorfs Rathauschefin Cornelia Schmidt-Hoffmann.
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Auch sie habe sich gewünscht, dass der Bau der Schöpfwerke schneller vorankomme. Schließlich war das Binnenhochwasser vor zwei Jahren die erste Bewährungsprobe ihrer Amtszeit, wobei sie die brenzlige Situation im Bezirk hautnah miterlebt hatte. Dennoch mache sie froh, dass weiterhin mit hohem Druck an den Grundstückankäufen gearbeitet werde und auch die Planungen an den zwei weiteren Schöpfwerken parallel anlaufen. „Das ist eine gute Sache“, stellte Cornelia Schmidt-Hoffmann fest.
Sie setzte darauf, dass der Zeitplan nicht auf dem letzten Stand, sondern auch die Bukea bestrebt sei, das Projekt „so schnell wie möglich umzusetzen“ und das Verfahren an der ein oder anderen Stelle doch noch beschleunigt werden könnte. In jedem Fall werde das Bezirksamt die Bukea weiterhin tatkräftig unterstützen und sich gegebenenfalls auch beim Senat vorstellig werden, kündigte Cornelia Schmidt-Hoffmann an.