Hamburg. Nach dem Trainerwechsel: Fußball-Oberligist präsentiert sich gegen den FC Türkiye stark verbessert. Was auch am Untergrund lag.
Mittelstürmer zu sein, ist ein frustrierender Job. Wieder und wieder startete Antonio Verinac, Goalgetter des Fußball-Oberligisten ETSV Hamburg, am Sonntag im Heimspiel gegen den FC Türkiye in die Lücken, zog Sprints an, lief sich frei, gestikulierte – doch allzu oft war alles vergeblich. „Das gehört nun einmal dazu. Wenn ich mich zehn Mal hintereinander frei laufe, dann ist vielleicht auch der eine Moment dabei, in dem alles passt“, beschreibt Verinac seinen Arbeitsalltag.
Beim 5:2-Sieg gegen den FC Türkiye passte es sogar gleich zweimal. Mit seinen Saisontoren Nummer 16 und 17 brachte der Oberliga-Torschützenkönig seine Mannschaft auf die Siegerstraße (30., 51.). Leon Heine (33.), Tayfun Can (48.) und Ede Zimmermann (86.) steuerten die weiteren Treffer bei, während für Türkiye Michel Netzbandt doppelt traf (75., 83./Foulelfmeter). Verinac führt die Torschützenliste nun mit 17 Toren an. Er hat drei Treffer Vorsprung auf Netzbandt.
ETSV Hamburg: Was Goalgetter Antonio Verinac so stark macht
Das kommt nicht von ungefähr. Es sind Geduld und Beharrlichkeit, die den gerade erst 19 Jahre alten Mittelstürmer des ETSV Hamburg so stark machen. Das Kicken lernte er als Straßenkicker mit Freunden in Kroatien, wo er bis zu seinem zehnten Lebensjahr gelebt hat. Auch in Deutschland spielte er anfangs ausschließlich auf der Straße, einer seiner Mitspieler war der gleichaltrige deutsche U-21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund, der 2020 mit 16 Jahren der jüngste Torschütze der Bundesliga war und aktuell an den OGC Nizza ausgeliehen ist.
Von einer Profikarriere träumt auch Verinac. Das Zeug dazu hat er. Dank des Straßenfußballs ist der 19-Jährige trotz seiner Körpergröße von 1,93 Metern technisch enorm beschlagen und zudem auch sehr schnell unterwegs. Bis zu 36 Kilometer pro Stunde wurden auf den ersten Metern lauf „Kicker“ angeblich mal gemessen. Das ist das Tempo, das Weltklasse-Sprinter über eine Distanz von 100 Metern durchhalten können.
In der Torschützenliste konkurriert Verinac mit Dassendorfs Top-Stürmer Martin Harnik
Die Anlagen sind also da. Aber erst einmal macht Verinac sein Abitur und versucht derweil, durch gute Leistungen in der Oberliga höherklassige Clubs auf sich aufmerksam zu machen. In der Torschützenliste konkurriert er aktuell auch mit Martin Harnik, dem Top-Stürmer der TuS Dassendorf. Der Ex-Profi vom HSV, Werder Bremen und dem VfB Stuttgart hat aufgrund von Verletzungen einige Spiele verpasst und bringt es aktuell auf zwölf Saisontore.
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„Ich habe Harnik damals bei meinem ersten Stadionbesuch noch in der Bundesliga gesehen“, verriet Verinac dem „Kicker“. „Mit ihm jetzt in Konkurrenz zu stehen, ist Wahnsinn und besonders.“ Am kommenden Wochenende hätte aber sicherlich auch Martin Harnik nichts dagegen, wenn der Deutsch-Kroate seinen Vorsprung weiter ausbauen würde. Denn am kommenden Sonnabend ist der ETSV Hamburg im Spitzenspiel beim Tabellenführer Altona 93 zu Gast (15.30 Uhr, Adolf-Jäger-Kampfbahn, Griegstraße). Ein Sieg der „Eisenbahner“ würde die Liga wieder etwas spannender machen. Im Moment hat Dassendorf neun, der ETSV sogar zwölf Punkte Rückstand auf Altona 93.
In der Rückrunde wollen die „Eisenbahner“ ihre Heimspiele wieder freitags austragen
Die Partie gegen den FC Türkiye dürfte für die „Eisenbahner“ das vorletzte Sonntags-Heimspiel in dieser Saison gewesen sein. Für die Rückrunde strebt Sportchef und Trainer Sascha „Jassi“ Huremovic eine Rückkehr auf den Freitagabend an. Zumal ihm nicht entgangen sein dürfte, dass sein Team auf Kunstrasen deutlich besser zurecht kam als zuletzt häufig auf Naturrasen.
Was also wird künftig aus den Gastspielen an den Sander Tannen? „Bergedorf ist eine Option, wir sind da sehr freundlich aufgenommen worden“, betont Huremovic. „Aber wenn wir sehen, dass es für uns ein Vorteil ist, auf Kunstrasen zu spielen, dann werden wir uns dieses Vorteils nicht berauben.“