Hamburg. Raus aus der Fußball-Rente, rein ins Tor: Keeper des SV Altengamme absolviert erstes Ligaspiel ausgerechnet im Derby gegen den Ex-Club.

Eigentlich hatte Dirk Kappmeyer mit dem Amateurfußball schon abgeschlossen. „Doch dann rief Theetzer an, wir kennen uns schon urlange“, schildert der 35-Jährige. Marco Theetz, der Trainer des SV Altengamme, überredete den Keeper, beim Fußball-Landesligisten als Ersatzkeeper anzuheuern. Nun gab Kappmeyer sein Debüt in einem Ligaspiel – und das im Derby gegen den SC Schwarzenbek.

Zuvor war der Routinier lediglich im Pokal zum Einsatz gekommen (1:2 gegen Ohe), doch nun ging es um Punkte, die die Vierländer dringend nötig hatten. Und die Partie begann mit einem Schock: Nach 30 Sekunden sahen viele der 120 Zuschauer am Gammer Weg den Ball beim ersten Schwarzenbeker Torschuss schon in Kappmeyers Netz zappeln, doch ein Altengammer Abwehrbein war noch dazwischen. Puh! Glück gehabt!

Debüt mit 35 Jahren: Die verrückte Woche des Dirk Kappmeyer

„Ich war vor dem Anpfiff schon sehr aufgeregt“, gab Dirk Kappmeyer zu. „Erst als ich dann drei, vier Bälle gehalten hatte, ging es.“ Als Stürmer hatte der Vater dreier Kinder vor 13 Jahren beim SC Schwarzenbek schon einmal in der Landesliga gespielt. Als Torhüter, also als letzte Instanz auf dem Feld, hingegen noch nie. Und das nun ausgerechnet gegen seinen Ex-Club.

SV Altengamme - SC Schwarzenbek 4:2 am 5. Oktober 2024
Schwarzenbeks Maximilian Menger (Nr. 31) überwindet Altengammes Keeper Dirk Kappmeyer. © Volker Gast | Volker Gast

Und eigentlich hatte er auch gar nicht damit gerechnet, dass es jemals dazu kommen würde. Doch dann musste sich Altengammes Stammkeeper Marco Fedgenhäuer am Montag einer Blinddarm-Operation unterziehen. „Da hat Theetzer dann wieder angerufen“, schildert Kappmeyer. Und fortan war die Woche des 35-jährigen Keepers nicht mehr dieselbe.

Trotz 2:0-Pausenführung muss der SV Altengamme plötzlich zittern

„Anfangs ging es ja noch mit der Aufregung“, blickt Kappmeyer zurück. „Doch am Spieltag stieg dann natürlich schon die Anspannung.“ Es sollte für ihn ein Debüt mit Happy End werden. Nachdem Schwarzenbeks erster Schreckschuss verpufft war, übernahmen die Vierländer langsam das Kommando und gingen folgerichtig durch Rechtsverteidiger Adrian Zodel mit 1:0 in Führung, der nach Flanke von Jesper Garbers einnetzte (24.). Noch vor der Pause erhöhte Philip Alpen wiederum auf Flanke von Garbers per Kopf auf 2:0 (45.).

SV Altengamme - SC Schwarzenbek 4:2, 5. Oktober 2024
Jubel beim SV Altengamme. Torschütze Philip Alpen (2.v.l.) lässt sich feiern und klatscht mit Christopher Kleinert ab. © Volker Gast | Volker Gast

Das lief ja wie geschmiert! Sichere 2:0-Pausenführung für die Vierländer, die ja zuletzt beim 2:0-Sieg in Curslack schon bewiesen hatten, dass sie einen solchen Vorsprung über die Zeit bringen können. Doch was war das? Gerade mal zehn Minuten waren in der zweiten Hälfte gespielt, da hatte Schwarzenbeks Maximilian Menger dem guten Kappmeyer schon zwei Eier ins Nest gelegt (47., 55.) – 2:2 und noch eine halbe Ewigkeit zu spielen!

Beim zweiten Gegentor wird der Routinier getunnelt

„Vor allem das zweite Gegentor war ärgerlich, weil mir der Ball durch die Beine ging“, merkte der Torwart selbstkritisch an. Die ganze Woche über sitzt Dirk Kappmeyer als Abteilungsleiter einer Stahlfirma im Büro. Der Fußball ist sein Ausgleich. Und nun war die Aufregung wieder da, denn die Sache konnte nun plötzlich noch mächtig nach hinten losgehen. Und wer weiß, was passiert wäre, hätten die Schwarzenbeker in dieser Phase entschlossener nachgesetzt. Doch ausgerechnet jetzt, als sie drauf und dran waren, die Partie komplett zu drehen, kam von den Gästen gar nichts mehr.

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Stattdessen war es Dirk Kappmeyer, der nach 78 Spielminuten jubelnd auf die Altengammer Ersatzspieler zustürmte und sich mit ihnen abklatschte. Was war passiert? Philip Alpen – seit wann ist der eigentlich so gut im Kopfballspiel? – war erneut hochgestiegen und hatte zum 3:2 eingeköpft (78.). Etwas Glück war dabei: Von der Unterkante der Latte sprang der Ball ins Netz.

Am Ende der Saison geht es für Kappmeyer zurück in Fußball-Rente

Aber dieses Glück hatten sich die Vierländer verdient. Sie wollten den Sieg an diesem Nachmittag einfach mehr. Der glänzende Jesper Garbers machte mit dem 4:2 den Deckel drauf (84.). Vor den Augen der Spieler des Barsbütteler SV übrigens, denn am Dienstagabend muss der SV Altengamme zum Nachholspiel in Barsbüttel antreten (20 Uhr, Soltausredder).

Und Dirk Kappmeyer? Der hat Kumpel Theetz leichtsinnigerweise für die gesamte Saison seine Zusage gegeben. Der aufregenden Landesliga-Premiere zwischen den Pfosten gegen seinen Ex-Verein SC Schwarzenbek könnten also durchaus noch weitere Spiele folgen. Und dann? „Am Ende der Saison geht es zurück in die Fußball-Rente“, blickte der Familienvater schmunzelnd voraus.