Hamburg. Erster Erfolg seit über sechs Jahren gegen den SV Curslack-Neuengamme. Ein ehemaliger Curslacker sorgt dabei für die Entscheidung.

Stil und Anstand haben sie in den Vierlanden. Als die Spieler des SV Altengamme nach ihrem 2:0-Erfolg im Derby der Fußball-Landesliga beim SV Curslack-Neuengamme ihren Mannschaftskreis bildeten, rückten sie extra noch 30, 40 Meter von den Spielern des Gegners weg, hinüber in die andere Spielfeldhälfte, um ihren obligatorischen Siegestanz nicht direkt vor deren Nasen aufzuführen.

Klasse hatten zuvor auch schon die Hausherren bewiesen. Als Curslacks Sportlicher Leiter und Stadionsprecher Nils Marx-Kneisel vor dem Anpfiff die Aufstellung der Gäste verlas und bei Christopher Kleinert anlangte, ließ er ein fröhliches „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ folgen. Altengammes Defensivspezialist hatte nämlich seinen Ehrentag und soll, wie aus dem Mannschaftskreis zu vernehmen war, „je nach Spielverlauf“ allerlei Flüssiges angekündigt haben. Es dürfte also ein langer Abend geworden sein.

Ausgerechnet im Derby gelingt SV Altengamme der Befreiungsschlag

Einen jedoch erwischte das völlig auf dem falschen Fuß. „Ausgerechnet heute bin ich mit dem Auto hier“, haderte Altengammes Trainer Marco Theetz mit seiner Entscheidung, die 6200 Meter vom heimischen Gammer Weg zum Curslacker Gramkowweg nicht anders bewältigt zu haben. „Es ist ewig her, dass ich irgendwo mein Auto habe stehen lassen müssen. Heute wird das wohl passieren.“

SV Curslack-Neuengamme - SV Altengamme 0:2, 28. September 2024
Altengammer Jubel in Curslack: Der Torschütze zum 1:0, Jonas Buck (l.) wird von Jesper Garbers und Max Böttcher (r.) beglückwünscht.  © Volker Gast | Volker Gast

Nun, immerhin ist es ja auch ein historischer Anlass. Für Freunde der Statistik: Der 2:0-Erfolg war Altengammes erster Sieg gegen den Lokalrivalen seit sechs Jahren und acht Monaten. Man muss die Feste also feiern, wie sie fallen, zumal die Gäste eine Glanzvorstellung abgeliefert hatten und leicht hätten noch höher gewinnen können.

Jonas Buck trifft schon nach zwei Minuten zur Gästeführung

„Der SV Altengamme hat völlig verdient gewonnen“, erkannte auch Curslacks Coach Olaf Poschmann fair an. Für seine Elf war es nach der 2:3-Niederlage bei der HT 16 das zweite verlorene Spiele innerhalb von einer Woche, doch viel Zeit, sich zu grämen, bleibt den Vierländern nicht. Bereits am Dienstagabend kämpft der SVCN gegen den Halbfinalisten der vergangenen Saison, SSV Rantzau, um den Einzug ins Pokal-Achtelfinale (19 Uhr, Gramkowweg).

„Verdient“ war das Wort, das rund um den Sportplatz am Gramkowweg nach dem Altengammer Erfolg am häufigsten zu hören war. Allerdings war die Begegnung auch sehr in ihre Richtung gelaufen. Das fing schon unmittelbar nach dem Anpfiff an, als Jonas Buck schon in der 2. Spielminute per Flachschuss von der Strafraumgrenze zur 1:0-Führung für die Gäste traf. „Entscheidend war, dass zuvor einen leichtfertigen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung haben und das dann nicht gut verteidigen“, analysierte Poschmann.

Elfmeter bringt die endgültige Entscheidung am Gramkowweg

Einmal im Hintertreffen taten sich die Curslacker in der Folge schwer, etwas Konstruktives zustande zu bringen. Die einzig nennenswerte Chance war ein Fernschuss von Arwid Dykier, bei dem Gäste-Keeper Marco Fedgenhäuer zumindest nachfassen musste (25.). Kurz vor der Pause dann die Vorentscheidung, als Florian Rogge im Strafraum gelegt wurde und den Strafstoß selbst zum 2:0 verwandelte (39.).

SV Curslack-Neuengamme - SV Altengamme 0:2, 28. September 2024
Die Entscheidung: Florian Rogge verlädt Curslacks Keeper Leon Muharemi und trifft zum 2:0-Endstand. © Volker Gast | Volker Gast

Ein Elfmeterpfiff, mit dem Poschmann nicht einverstanden war: „Er hatte seinen Schuss schon abgeschlossen, erst dann geht der Verteidiger da hin.“ Sei‘s drum. Florian Rogge, der von 2017 bis 2023 sechs Jahre für den SV Curslack-Neuengamme gespielt hat, nahm die Gelegenheit gern wahr und erzielte seinen ersten Saisontreffer.

Der Gefoulte soll nicht selbst schießen? Das gilt nicht für Florian Rogge

Aber Moment mal: Es heißt doch immer, der Gefoulte soll den Elfmeter nicht selbst schießen. Alte Fußballer-Weisheit. „Das gilt für jeden, aber nicht für Florian. Er hat die Nerven“, hatte Theetz keine Bedenken, den Spezialisten den Strafstoß ausführen zu lassen. „Man muss Verantwortung übernehmen“, betonte Rogge, der nie Elfmeter übt: „Im Training würde ich sonst 100 von 100 treffen so ganz ohne den Druck des Spiels.“

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Die große Frage war nun: Wie würden die Altengammer das durchhalten? Reicht die Kraft? Eine Halbzeit lang waren sie jedem Ball nachgejagt, waren jede Lücke zugelaufen, hatten jeden ballführenden Gegenspieler attackiert. Schnell zeigte sich: Das schaffen sie auch über 90 Minuten. „Sie haben mit viel Leidenschaft verteidigt“, lobte Poschmann. „Wir mussten ins Risiko gehen und ihnen dadurch auch Räume geben.“

Stjepan Brkic bringt den Ball aus sechs Metern nicht über die Linie

Räume, die vor allem der wieselflinke Jesper Garbers immer wieder nutzte. Nach glänzender Vorarbeit von Jonas Buck war er frei durch, vernaschte Innenverteidiger Jesse Boateng und schoss nur knapp am Tor vorbei (56.). Auf der Gegenseite hatte Stjepan Brkic die große Chance, Curslack zurück ins Spiel zu bringen. Doch er schoss frei aus sechs Metern SVA-Keeper Fedgenhäuer an (60.).

So blieb es am Ende beim hochverdienten 2:0-Erfolg für die Gäste, die nun am kommenden Sonnabend das nächste Derby vor der Brust haben. Dann kommt der SC Schwarzenbek an den Gammer Weg (15 Uhr). Und auf Curslacker Seite haderte vor allem der frisch aus der Türkei eingeflogene Marvin Schalitz mit seiner Urlaubsplanung. „Die Türkei war toll, dort 40 Grad, hier 13, das ist schon eine gewaltige Umstellung. Aber ich bin super traurig, dass ich bei diesem Spiel nicht dabei sein konnte.“

SV Curslack-Neuengamme: Muharemi – Hoppe, Holz, Boateng, Pallasch (72. Hamann) – Wilhelm, Dykier (46. Indulto) – Winterfeld (72. Bombek) – Johannsen (60. Schade), Brkic, Zoch (60. Werdenich).

SV Altengamme: Fedgenhäuer – Otremba, Seidel, Rogge, Böttcher (88. Wulff) – Kleinert, E. Wegner – Alpen (88. Voigt), Garbers – Buck (72. Reimers), Heitbrink (54. Hänsch)