Hamburg. Auf Social Media folgen der Neuallermöherin Hunderttausende. Nun hat Laura Wrobel (24) ein beeindruckend offenes Buch geschrieben.
Mit kleinen Späßen, gelegentlich ernsteren Beiträgen oder auch mal einer kleinen Live-Shoppingtour in Las Vegas unterhält sie im Internet Zehntausende Fans: Laura Wrobel alias „The Real Lauri“ hat auf Instagram 166.000 Follower, auf TikTok sogar 1,7 Millionen. Nun hat die junge Neuallermöherin ein Buch geschrieben. In „The Real Lauri – Zwischen Euphorie und Depression“ erzählt die 24-Jährige aus ihrem noch jungen, aber dennoch sehr ereignisreichen Leben. Und von ihrer Krankheitsgeschichte – denn die 24-Jährige leidet an einer bipolaren Störung.
Wer fürchtet, das könnte selbstmitleidig oder depressiv erzählt sein, der wird sehr schnell eines Besseren belehrt. In Form eines Briefromans an ihr zukünftiges Ich erzählt die Influencerin mal lustig, mal nachdenklich, aber immer sehr unterhaltsam von den Höhen und Tiefen ihres Lebens.
Influencerin The Real Lauri hat ein Buch über ihr Leben geschrieben
„Der Verlag Brainbook ist auf mich zugekommen“, sagt die Neuallermöherin zur Entstehungsgeschichte des Werkes. Schon vorher hatte sie selbst versucht, ein Buch zu schreiben, „aber ich habe irgendwie nie den roten Faden gefunden“. Zusammen mit einem Ghostwriter schaffte sie es nun: Ein Jahr arbeitete sie mit ihm zusammen an dem Projekt; Grundlage waren ihre Tagebücher. Sie habe sich auch erst bereit fühlen müssen, über ihre bipolare Störung öffentlich zu reden, sagt die 24-Jährige.
Das Buch erzählt weitgehend chronologisch aus dem Leben der jungen Frau, deren Familie einst aus Polen nach Deutschland zog. Laura wurde als jüngstes von drei Kindern schon in Hamburg geboren. Die Leser erfahren, dass Laura alias Lauri ein sensibles Kind war. Sie hängt extrem an ihrer Mutter, geht nicht in die Kita und fühlt sich in den ersten Schuljahren auch wegen fehlender Deutschkenntnisse oft einsam. Sie kämpft zudem mit Zwangsstörungen, also Tics. Im Alter von zehn Jahren schließlich wird sie erstmals einem Psychologen vorgestellt.
Auf dem Gymnasium wird „The Real Lauri“ heftig gemobbt
„Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass mein Psychologe mir echt professionell geholfen hat, vor allem im Vergleich zu manchen, die nach ihm kamen“, schreibt sie. Die Lehrer in ihrer Schule empfindet sie hingegen nicht als hilfreich. Als ihre Mutter den Pädagogen berichtet, dass Laura an Depressionen und Angstzuständen leidet, habe das keiner glauben wollen. Im Gegenteil, weil sie meist fröhlich war, hätten sie das Kind „immer für eine Simulantin gehalten“.
Obwohl es in der Grundschule schließlich besser wird, bleibt die Schule nach ihren Erzählungen ein schwieriger Ort – vor allem, als sie nach dem Wechsel aufs Gymnasium von Mitschülern heftig gemobbt wird. Die anderen Mädchen machen Lauri das Leben schwer, irgendwann beschimpft sie die ganze Klasse als „fett“. „Mein Schweigen war mein größter Fehler“, schreibt sie. Und rät anderen Betroffenen: „Als Mobbingsopfer bist du häufig auf Hilfe von außen angewiesen. Diese Hilfe kannst du nur bekommen, wenn andere wissen, dass du sie benötigst.“ Auch Lauri versucht damals das Schweigen zu brechen, doch selbst als Psychiater die Lehrer auffordern, Laura wegen ihrer schweren psychischen Lage nicht mehr mit Noten zu bewerten, fühlt sie sich von den Pädagogen nicht verstanden. Heute resümiert sie. „Kaum ein Lehrer hat mich darauf angesprochen oder zeigte mir sein Mitgefühl.“
Mit 13 Jahren die nächste Phase der Depression
Mit 13 Jahren rutscht Lauri in die Depression, die zweite Phase nach einer ersten mit neun Jahren. Auch die Zwangsstörungen kommen zurück. Viel schlimmer aber noch ist ihr Wunsch zu sterben. Keine konkreten Suizidgedanken, „ich wollte einfach nur, dass alles aufhört“, schreibt sie über das Mobbing. Schließlich wechselt sie auch mithilfe ihrer engagierten Eltern das Gymnasium – ein Befreiungsschlag. Hier am Gymnasium Lohbrügge wird sie warm aufgenommen, findet sofort Freunde und beendet 2015 sogar ihre Behandlung bei Psychologen, weil es ihr so gut geht.
2016 startet Laura Wrobel mit Social Media, vor allem Snapchat, und hat auch schnell 1000 Follower auf Instagram. Doch das neue Hobby, das später zum großen Erfolg wird, soll zunächst schlimme Folgen haben: Die 24-Jährige schildert, wie ihre einstigen Mobber ihr nun mit Fake-Accounts folgen. Weil sie mit dem Melden und Löschen nicht hinterherkommt, überschwemmt sie „ein Meer von Beleidigungen“: „Stirb, Laura!“, „Laura Wrobel, du Hure!“ und einiges mehr, zählt sie auf. Auch ein schlimmes YouTube-Video wird hochgeladen. Sie erstattet Anzeige. Doch es wird ein harter Kampf, die Mobber von einst zur Verantwortung zu ziehen.
Die erste manische Phase ereignet sich in Berlin
Das Mobbing, sprachlose Lehrer, hilflose Polizisten, Diskriminierung wegen ihrer psychischen Vorgeschichte: Die junge Neuallermöherin erzählt von einigen Kämpfen, die sie austragen musste – oft nur mit ihren Eltern und älteren Geschwistern als nimmermüde und tatkräftige Unterstützer. „Ich möchte mit dem Buch einfach anderen Menschen Mut machen und ihnen zeigen: Ich war auch in dieser Situation“, sagt Laura Wrobel.
2019 nimmt sie die Therapiestunden wieder auf. Auslöser ist ein Kurztrip nach dem Abi mit Freunden nach Berlin. Hier hat sie ihre erste manische Phase. In einem Einkaufszentrum hat sie plötzlich das Gefühl, dass das Herz schneller schlägt. Erst fürchtet sie eine Panikattacke, dann plötzlich schießt die Energie in ihren Körper, Glückshormone fluten sie. Sie feiert, macht Party wie im Zeitraffer – und erleidet, kaum wieder zu Hause, einen Zusammenbruch. „Ich legte mich ins Bett, hab geheult, war richtig blass und hatte Schüttelfrost.“
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Wenig später, im Coronajahr 2020, endlich die Diagnose. Lauras neuer Therapeut eröffnet ihr, dass sie wohl eine bipolare Störung hat. Phasen der Depression und Phasen der extremen Energie wechseln sich dabei ab, gelegentlich unterbrochen von Mischphasen. Als Grund für die Krankheit gelten unter anderem Störungen der Botenstoffe im Körper. Für die 24-Jährige ist klar: „Das Wissen, eine bipolare Störung zu haben, hat mein Leben verändert.“ Vieles in der Vergangenheit erscheint ihr heute nun in einem neuen Licht.
Wie es nach der Diagnose weiterging und wie Laura nun damit lebt, auch das erfahren die Leser. Das Buch (193 Seiten) kostet 16,99 Euro und ist im Buchhandel sowie bei Amazon erhältlich.