Hamburg. Lange hatte Laura Wrobel mit Social Media wenig am Hut. Jetzt hat sie 1,7 Millionen Follower bei TikTok und 158.000 bei Instagram.
Mal steht sie mit dickem Kunstbauch im imaginären Hallenbad und mimt den Schwimmlehrer, der die Mädchen zum Dehnen schickt und die Jungs zum 300-Bahnen-Schwimmen. Mal philosophiert sie aber auch über die Erfolge der AfD, klärt über die Bedeutung des Karfreitags auf oder macht einfach irgendeinen spaßigen Quatsch. Was immer Laura Wrobel alias „The Real Lauri“ aber auch in Kurzfilmchen (Reels) packt: 1,7 Millionen Menschen sehen der jungen Neuallermöherin dabei auf TikTok zu, zudem 158.000 Menschen auf Instagram.
Die 24-Jährige ist damit wohl eine der erfolgreichsten Influencerinnen des Bezirks Bergedorf. Und könnte selber nicht überraschter davon sein. Denn lange hatte die Neuallermöherin mit Social Media wenig am Hut: „Ich wusste nicht mal genau, was Influencer sind. Ich kannte Shirin David von YouTube und das war‘s“, sagt sie. Irgendwann lud sie sich trotzdem TikTok herunter, mehr aus der Laune heraus, und fing an, kleine Sketche zu drehen. Dann spielte ihr das Schicksal in die Karten – in Form von Corona.
„The Real Lauri“: Laura Wrobel ist bei Instagram und TikTok ein Star
„Ich habe irgendwie den Sprung geschafft“, stellt die Tochter polnischer Eltern fest. Denn kaum hatte sie 2019 begonnen, Inhalte zu posten, kam 2020 die Pandemie. Mit den Lockdowns hatten plötzlich viele Menschen Zeit für Social Media. Und Laura Wrobels kleine Sketche vertrieben offenbar so manchem Nutzer den Tag. Vor allem ein Video ging viral; genau weiß sie gar nicht mehr, was es war: „Irgendein Spaziergang mit meinem Hund durch Nettelnburg. Und ich habe einen Witz erzählt“, erinnert sie sich. Das fanden offenbar so viele Menschen lustig, dass immer mehr ihren Kanälen folgten.
„Damals hatte TikTok ungefähr acht Millionen Nutzer in Deutschland. Und eine Million Menschen ist mir gefolgt – also damals ein Achtel aller Nutzer“, stellt sie immer noch staunend fest. Heute hat Laura Wrobel 1,7 Millionen Follower auf TikTok, postet aber etwas mehr Beiträge auf Instagram. Welche Themen ihr wichtig sind, können die Nutzer schnell erkennen: Mentale Gesundheit zum Beispiel, denn Laura Wrobel kämpft selbst seit frühester Kindheit mit Ängsten und Depressionen. Auch der christliche Glaube ist ihr wichtig. Doch sie macht eben auch gerne Späße. „Ich war schon in der Schule immer der Klassenclown“, sagt die Neuallermöherin, die 2019 am Gymnasium Lohbrügge ihr Abi gemacht hat und den Bezirk Bergedorf als „ihr Reich“, ihr Zuhause bezeichnet.
Hasskommentare in den Sozialen Medien kennt auch Laura Wrobel
Das etwas schelmische Lächeln, die oft deutlich zutage tretende Selbstironie, das Authentische und das Darstellen von Alltagssituationen, die jeder kennt: Das alles schätzen ihre Follower. Auch Hasskommentare gibt es allerdings immer mal wieder, und das „kann einen echt runterziehen“, bekennt die junge Frau. Etwa 1000 Follower musste sie bereits blockieren. Da hilft es manchmal nur, die Kommentarfunktion auszustellen.
Jeden Tag dreht die 24-Jährige Videos, und das ist inzwischen ein Fulltimejob. Nicht zu lang dürfen die Reels sein, dazu möglichst kurzweilig, vielleicht auch informativ und überraschend. „Es ist echt anstrengend, denn man hat nicht immer Ideen, muss aber relevant bleiben“, sagt sie. Urlaub sei als „Content Creator“ kaum möglich, „du musst ständig arbeiten, und wenn du es nicht tust, fühlst du dich schlecht“.
Internet-Star geht Kooperationen mit großen Unternehmen ein
Dabei bringt nicht etwa jedes gesendete Video Einnahmen, wie viele denken, sondern die allgemeine Reichweite, die wiederum Kooperationen mit großen Unternehmen ermöglicht. Von denen konnte „The Real Lauri“ schon einige an Land ziehen, etwa mit dem ADAC, mit Aldi Nord, Siemens oder zuletzt VW. „Ich habe zur Europameisterschaft VW-Schals verteilt, in Stuttgart, Frankfurt oder München“, erzählt sie. Mit Schauspieler Simon Gosejohann drehte sie auf den Fanfesten zudem einige Reels. Die 24-jährige nimmt aber nicht jede Kooperation an, „es muss schon mit meinen Überzeugungen zusammenpassen“, sagt sie. Die Neuallermöherin findet, dass sie auch „viel Verantwortung hat“ und möchte deshalb „nur gute Werte weitergeben“.
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Ob das Internet ein Job für die Zukunft ist, da ist sich Laura Wrobel allerdings noch nicht so ganz sicher. „Man braucht auf jeden Fall ein zweites Standbein“, ist ihr klar. Ursprünglich wollte sie nach dem Abi Jura studieren – doch die Onlinevorlesungen in der Corona-Zeit waren nichts für sie. Konkrete berufliche Pläne hat sie derzeit nicht, aber auch keinen Druck: Die 24-Jährige wohnt noch bei ihren Eltern in Neuallermöhe, hat dort ihre feste Basis, ein Heim mit Hund und Katze. In Wahrheit sei sie auch eher ein melancholischer Mensch, verrät Laura Wrobel. Und die Dinge, die ihr wirklich Freude machen, die haben mit Social Media gar nicht so viel zu tun: lesen, reisen „und gutes Essen!“