Hamburg. Seit 1981 arbeitete Monika Reimers ununterbrochen in der Filiale am Lohbrügger Markt. Nun geht die beliebte Kundenberaterin in Rente.
Sie begleitete manche Familien über Generationen, hatte immer ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte und vermieste mit ihrem guten Draht zu den Kunden auch etlichen Trickbetrügern das Geschäft. Doch nun heißt es Abschied nehmen von Monika Reimers, Mitarbeiterin im Kundenservice der Haspa-Filiale am Lohbrügger Markt 2a. Denn nach 43 Jahren an ein und demselben Standort – eine „absolute Ausnahme“, wie Filialdirektor Christian Reineke betont – geht sie zum 1. Oktober in den Ruhestand.
Ein letztes Mal wird sie am Freitag, 13. September, für ihre Lohbrügger Kunden da sein. Und da ist dann schon ziemlich viel Wehmut dabei. Denn seit jenem 6. April 1981, als sie hier ihren Dienst antrat, sei ihr Arbeitsplatz „wie ihr zweites Zuhause“ gewesen, sagt die 64-Jährige. Und in 43 Jahren hat sie natürlich auch so manches erlebt. Nicht nur den Wandel von der „Zettelflut“ der 80er-Jahre hin zum digitalen Sparkassengeschäft. Auch prägende Ereignisse wie den Fall der Mauer. Oder in jüngster Zeit die Zunahme an Betrugsversuchen bei älteren Kunden.
Abschied nach 43 Jahren in derselben Haspa-Filiale in Lohbrügge
„Sie ist mit Haut und Haar kundenorientiert“, schwärmt Filialdirektor Christian Reineke von der 64-Jährigen, die sich auch nach all den Jahren in Hamburg das leicht rollende „R“ aus ihrer bayrischen Heimat bewahrt hat. Mit 15 Jahren hatte sie in Bayern Einzelhandelskauffrau gelernt, wechselte danach aber als Quereinsteigerin zur Sparkasse Passau. Doch 1981 zog es sie „der Liebe wegen“ nach Hamburg. Sie steckte „fünf Bewerbungen ein“, wie sie erzählt, marschierte ohne Voranmeldung in die Haspa am Großen Burstah – und hatte eine Woche später die Zusage.
Eingeteilt wurde sie als Kundenberaterin zur Haspa-Filiale in Lohbrügge, obwohl sie damals in Horn wohnte, später in Ochsenwerder und Reinbek und nun in Stove. Warum es Lohbrügge wurde, weiß sie gar nicht genau. Aber es „passte sofort“ mit den Kunden und den Kollegen. Anders als viele Haspa-Mitarbeiter, die nach zwei oder fünf Jahren die Position oder den Standort wechseln, blieb Monika Reimers. Sie sah, wie sich Lohbrügge im Laufe der Jahrzehnte veränderte. Und sie lernte ihre Kunden immer besser kennen. Heute berät sie teilweise auch die Kinder und Enkel der Kunden aus Anfangstagen.
Sie greift lieber einmal mehr zum Telefon, wenn ein Kunde viel Geld abheben möchte
Da fällt es ihr dann schnell auf, wenn mal etwas anders ist. Trickbetrüger nutzen bekanntlich manche Maschen, um ältere Menschen dazu zu bewegen, Geld abzuheben. Mal ist es angeblich die Tochter oder Enkelin, die einen Unfall verursacht hat und nun eine Kaution beim „Staatsanwalt“ hinterlegen muss. Mal will der unseriöse Handwerker Tausende Euro für nichts. „Wenn es zum Beispiel heißt: ,Mein Sohn braucht finanzielle Unterstützung‘, dann frage ich nach“, sagt Monika Reimers. Warum ist der Sohn nicht dabei? Warum braucht er denn unbedingt Bargeld, wenn es auch eine Überweisung täte?
Meist greift sie dann zum Telefon und ruft Sohn oder Tochter lieber einmal an. Als Faustregel gilt für sie: „Das Verhalten muss zu den Kunden passen“, was aus dem üblichen Raster fällt, lohnt einen zweiten Blick. Solche versuchten Trickbetrügereien, sagt sie, kämen oft „in Wellen vor“, als würden sich die Kriminellen durch bestimmte Orte arbeiten. Weil es phasenweise so viele waren, kann sie sich an einzelne Fälle nicht genau erinnern. Aber nicht wenigen Trickbetrügern hat sie das Geschäft wohl gründlich vermiest.
„Der Mauerfall war sehr emotional“
All die Erinnerungen an die Menschen wird sie nun mit in den Ruhestand nehmen. Wie auch die an bestimmte prägnante Ereignisse. „Der Mauerfall war sehr emotional“, erinnert sie sich. Oft nur mit Plastiktüten in den Händen seien die Menschen aus dem Osten herübergekommen, um hier ihr Begrüßungsgeld abzuholen. Oder jüngst die erste Welle an Flüchtlingen aus der Ukraine. Lohbrügge war eine speziell für sie zuständige Filiale. „Hier saßen Mütter mit ihren Babys, die Tränen flossen“, erinnert sich auch Filialdirektor Christian Reineke. Manche schliefen erschöpft auf den Bänken ein, weil sie seit drei Tagen nicht geschlafen hatten. Monika Reimers und ihre Kollegen halfen dabei, Konten zu eröffnen und einen Start zu machen.
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Menschen zu helfen, das sei immer ihr Antrieb gewesen, würdigt Christian Reineke die Kollegin, die Hamburg nun bald in Richtung der bayrischen Heimat verlassen möchte. „Dort ist meine ganze Familie, dort sind auch viele Freunde“, sagt sie. Freunde hat sie aber auch in Hamburg über die Jahre gefunden. Während sie früher in den Ferien nach Bayern fuhr, werde es künftig einfach umgekehrt sein, sagt sie: „Dann fahre ich für Besuche nach Hamburg.“