Hamburg. Die Bergedorfer Schlossstraße verändert ihr Gesicht. Früher als erwartet soll das Sachsentor-Parkhaus samt Hotel abgerissen werden.
Verschwindet Bergedorfs Schmuddelecke schneller als geplant? Die Tage des Sachsentor-Parkhauses an der Bergedorfer Schlossstraße sind gezählt – und nun sogar deutlich schneller, als bisher geplant: Einstimmig gab der Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung grünes Licht „zur Beschleunigung des Verfahrens“, wie es im Behördendeutsch heißt.
Was vage klingt, bedeutet konkret, dass die Abrissbagger nun sogar schon Ende 2025 anrücken könnten, um Platz für einen Neubau mit rund 80 Wohnungen und einer fast 100 Meter langen Geschäftszeile im Erdgeschoss zu schaffen. Direkt am Schlosspark und an der Bergedorfer Schlossstraße finden hier ab 2028 dann Cafés, Restaurants und Läden eine attraktive Adresse, auch weil ihre Räume eine Deckenhöhe von fünf Metern haben sollen.
Parkhaus in Bergdorfs City wird abgerissen – und weicht edlem Neubau
Dass nun alles sogar noch schneller geht als ursprünglich geplant, begründet das Bezirksamt mit der herausragenden Qualität der Pläne des Altonaer Architektenbüros B99. Eigentlich 2023 nur für den städtebaulichen Wettbewerb eingereicht, sei das Konzept mittlerweile „in regelmäßiger Abstimmung mit dem Bezirksamt“ architektonisch so hochwertig ausgearbeitet, dass auf den vorgesehenen Wettbewerb mit fünf Büros verzichtet werden könne. „Das bringt uns etwa ein halbes Jahr an Zeitgewinn“, sagte Bergedorfs Stadtplanungschef Oliver Panz in Ausschuss.
Nach dem Votum der Politik soll nun ein städtebaulicher Vertrag mit dem Investor, der Tengelmann-Tochter Trei Real Estate GmbH, die geforderten Qualitätsstandards und deren Kontrollmechanismen juristisch festlegen, damit dann ein maßgeschneiderter, nämlich „vorhabenbezogener“ Bebauungsplan aufgestellt werden kann. Der legt dann genau fest, was auf das heutige Parksilo mit seinen 450 Stellplätzen folgt, die 1970 in Bergedorfs erstem „Parkhochhaus“ feierlich eingeweiht wurden.
Geplant sind im Neubau am Schlosspark etwa 80 Mietwohnungen, die alle im Eigentum der Trei Real Estate bleiben sollen. Knapp 30 davon werden gemäß der Hamburger Vorgaben Sozialwohnungen sein. Der Gebäudekomplex erstreckt sich siebenstöckig entlang des Vinhagenwegs am Schlosspark und fünfgeschossig an der Bergedorfer Schlossstraße. Um die Struktur aufzulockern, hat das Archtekturbüro B99 den Komplex so geplant, dass die Anmutung von fünf eigenständigen Baukörpern entsteht.
Attraktive Flächen für Cafés und Restaurants mit Blick in den Schlosspark
Die „lebendige Erdgeschosszone“ mit ihren fünf Metern Deckenhöhe soll an der Straßenecke durch einen kleinen Vorplatz und auch sonst durch attraktive Außenflächen für die geplante Gastronomie und die weiteren Geschäfte bestimmt werden. Auch die riesigen Fenster in halbrunden Arkaden unterstreichen hier die Großzügigkeit des Ensembles, das so nebenbei auch das grüne Flair des Schlossparks in die Bergedorfer Innenstadt ziehen soll.
Ein großes Thema für Bergedorfs Politik ist der öffentliche Parkraum im Neubau-Komplex. Vor allem die CDU sorgt sich, dass die heutigen 450 Stellplätze verschwinden. „Das wird nicht passieren“, verwies Oliver Panz im Stadtentwicklungsausschuss auf novellierte Pläne der Trei Real Estate. „Statt zunächst 130 geplanter Pkw sind es jetzt 150.“ Und auch wenn ein Teil davon den Mietern oder den Café- und Restaurantbesitzern vorbehalten bliebe, „wird es eine publikumsoffene Quartiersgarage“, versprach Bergedorfs Stadtplanungschef. Wie viele genau mit Parktickets öffentlich nutzbar sind, sei aber noch nicht festgelegt.
Viele der 150 künftigen Parkplätze sollen für die Öffentlichkeit nutzbar sein
Sicher ist dagegen, dass der Neubau an keiner Stelle die Anmutung eines Parkhauses haben wird: Alle Stellflächen liegen im Inneren des Komplexes und reichen dort vom Keller bis zum ersten Stockwerk. Die Zufahrt liegt etwa an der gleichen Stelle wie die des heutigen Parkhauses, erfolgt dort aber weit weniger auffällig durch zwei Arkaden. Und die Ausfahrt kommt hier ganz ohne die heutige scharfe Kurve aus. Das Dach des Parkbereichs wird zum begrünten Innenhof aufragen.
Lob gib es für diese Pläne aus allen politischen Lagern. Dennoch fürchtet Bernd Capeletti (CDU) um die tatsächliche Zahl des verbleibenden Parkraums – und damit die Zukunft des Bergedorfer Wochenmarktes: „Wenn seine Stände in der Chrysanderstraße stehen, fallen dort etliche Stellplätze weg. Das verdoppelt den Andrang im Parkhaus, denn dort parken dann ja auch noch die Wochenmarktbesucher.“ Zumindest während der Bauphase ist sein Umzug übrigens schon vorgesehen: Die Stände sollen dann auf der Alten Holstenstraße zwischen City-Kreisel und Kirche St. Petri und Pauli stehen.
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Bergedorfs Linke und Grüne befürchten Leerstände
Ganz andere Sorgen haben Bergedorfs Linke. Sie glauben nicht, dass sich die vielen Gewerbeflächen im Erdgeschoss des Neubaus tatsächlich vermieten lassen. Trotz der Lage am Schlosspark würden sie gern auch hier die Möglichkeit einräumen, Wohnungsbau zu erlauben. Auch die Grünen haben Befürchtungen, dass die Vermietung der Gewerbeflächen in dieser Lage nicht einfach sein werde. Sie regten deshalb an, die Trei Real Estate vertraglich zu Zwischenlösungen zu verpflichten, um lange Leerstände zu vermeiden.
Baudezernent Lars Rosinski erteilte Wohnungen im Erdgeschoss eine Absage, sei doch eine Ausweisung als „urbanes Gebiet“ vorgesehen, das eben auch Gewerbe vorschreibe. „Zudem entwickeln wir hier ein wichtiges Stück unserer künftigen, möglichst lebendigen Bergedorfer City.“ Ob da eine Verpflichtung des Investors für Zwischenlösungen im städtebaulichen Vertrag nötig und möglich sei, wie von den Grünen gefordert, werde geprüft.