Bergedorf. Betreiber Fördern&Wohnen nimmt Stellung zu Anfrage der Bergedorfer Linken. Die Antworten überraschen.

Kakerlakenbefall, der zu Allergien und Asthmabeschwerden, generell zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Monatelanger Ausfall des Warmwassers und der Heizung. Dazu kein Netz für wichtige Telefonate in die weit entfernte Heimat: Die Linken-Fraktion hat einiges an Missständen in Bergedorfs Unterkünften für Flüchtlinge, Obdachlose und in Not geratene Menschen gesammelt und fordert Aufklärung von Hamburgs Sozialbehörde, warum diese Mängel teilweise über längere Zeit und nicht besonders gründlich behoben wurden. Dazu wurde nun auch eine Sprecherin von Fördern&Wohnen (F&W), Betreiber von Hamburgs Flüchtlingsheimen, im Fachausschuss für Soziales, Gesundheit und Integration (SGI) gehört – und aus Sicht des Wohnraumanbieters herrschen im Bezirk Bergedorf gewiss „keine katastrophalen Zustände“.

Bergedorfs Linke hatten ein Auskunftsersuchen zu den genannten Themen erstellt. Zunächst einmal wollten sie wissen, in welchen Einrichtungen ein Kakerlakenproblem im laufenden Jahr aufgetreten und was dagegen wann unternommen worden sei. Tatsächlich wurden in insgesamt neun Bergedorfer Einrichtungen des Betreibers F&W im Zeitraum zwischen dem 1. Januar bis zum 27. Mai Kammerjäger bestellt, und zwar hier: Brookkehre I+II, Curslacker Neuer Deich, Ladenbeker Furtweg, Sandwisch, Auf dem Sülzbrack, Rahel-Varnhagen-Weg, Binnenfeldredder (Bünt) sowie Am Gleisdreieck.

Flüchtlingsunterkünfte Bergedorf: Kakerlaken, Heizung, WLAN? So ist die Lage wirklich

„Wir haben ein engmaschiges System bei der Schädlingsbekämpfung. Nach dem Schaben-Monitoring werden Fallen präventiv ausgelegt“, erklärte Imme Stoffers, Bereichsleiterin Bergedorf II bei F&W. Als effektiv erwies sich der Einsatz der Gelmethode. Dieses Gel wird beispielsweise von einer Küchenschabe gefressen, dann zieht sich das Ungeziefer in einen Ruheraum zurück, stirbt und wird von anderen Schaben gefressen, die so das für sie tödliche Mittel absorbieren – so der ideale Verlauf dieser Art der Schädlingsbekämpfung. Der offenbar zum Erfolg führte: „Deswegen haben wir aktuell kaum einen Befall“, so die Vertreterin von F&W.

Mit diesen Antworten kann Maria Westberg gut leben: „Die Methode scheint zu gelingen, jedoch hätte ich mir in Sachen Schädlingsbefall und deren Auswirkungen auf Kinder noch eine Einschätzung des Gesundheitsamts gewünscht“, sagt die sozialpolitische Sprecherin der Linken.

Flüchtlingsunterkünfte Bergedorf: Linken-Politiker kritisiert Fördern&Wohnen

Darüber hinaus wollte die Linken-Fraktion wissen, wie es denn konkret in der Flüchtlingsunterkunft Curslacker Neuer Deich in den Monaten Februar und März zum Ausfall von Heizung und Warmwasser kam, warum dieser Schaden erst im April behoben wurde und welche weiteren Instandsetzungen der Betreiber zeitnah umsetzt. Zu der Malaise am Curslacker Neuen Deich, wo die Heizung offenbar aufgrund von altersschwachem Material ausfiel, lag bei der Reparatur ein Problem mit der Verfügbarkeit von Handwerkern vor. F&W plant demnächst, 26 Bäder in der Unterkunft Bünt zu sanieren sowie „notwendige Maler- und Bodenbelagsarbeiten“ zu erledigen. Außerdem soll aufgrund eines „Wasserverlusts im System“ in drei Gebäuden die Heizungsanlage instandgesetzt werden. In der Unterkunft Auf dem Sülzbrack wird der Waschmaschinenraum räumlich verlegt.

Für Maria Westberg unterm Strich kein gutes Schadensmanagement: „Zumindest hätte man erwarten dürfen, dass vorübergehend ein Duschbus hingestellt wird. Das sind doch Grundbedürfnisse“, kritisiert die 68-Jährige, die zudem vermutet, dass F&W durchaus auf Zeit gespielt habe, um sich möglicherweise an manchem Standort um Sanierungskosten zu drücken – nämlich dort, wo die Containerdörfer nur begrenzte Laufzeiten haben.

Flüchtlingsunterkünfte Bergedorf: Warum es dennoch gute Noten für den Betreiber gibt

Schließlich noch das Problem mit der Verfügbarkeit von WLAN: Auch hierzu wollte die Linke wissen, ob alle Bergedorfer Unterkünfte diesbezüglich versorgt sind. Warum das gerade für Menschen von immenser Bedeutung ist, die gerade nach Deutschland geflohen sind und im Schnitt vier Jahre in Notbehausungen leben, weiß Maria Westberg: „Häufig bleibt das Smartphone für Flüchtlinge und Migranten die einzige Möglichkeit, um Kontakt zur Heimat zu halten.“

Laut Angaben von Imme Stoffers sollen mittlerweile fast alle Bergedorfer Unterkünfte mit WLAN ausgestattet sein. Es fehlt nur noch Brookkehre II, was bis Ende 2024 erledigt sein soll. Stoffers verdeutlichte aber auch, dass manche Forderung aus der lokalen Politik nach noch mehr Service und Anleitung – etwa zur regelmäßigen Müllentsorgung – einfach nicht leistbar sei und auch dem Gedanken der Eigenverantwortlichkeit jedes Individuums entspreche: „Wir sind kein Vollversorger. In den Unterkünften leben erwachsene, mündige Menschen, die ihr eigenes Leben führen wollen.“

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Weil aber die Notunterkünfte im Bezirk schon längere Zeit kein Thema mehr für Polizeieinsätze bei eventuellen Gewaltdelikten und Streitereien sind und die Lage ohnehin recht ruhig ist, bekommt F&W gute Noten aus dem SGI. Die Aktivitäten aus der jüngeren Vergangenheit würden „ein gutes Bild auf ihre Leistung“ abgeben, befand zum Beispiel Cetin Akbulut (CDU). Das kann auch Kollegin Westberg letztlich so unterschreiben. Jedoch wünscht sie sich bessere Kommunikation von F&W: Es sei .ratsam, wenn Probleme in den Einrichtungen entstehen, diese auch an die Politik weiterzugeben, damit gemeinsam schnellstmögliche Lösungen erarbeitet werden könnten.