Geesthacht. Viele Jahre hat Jürgen Steinmann Tattoos gestochen. Jetzt malt er Aquarelle und stellt die Ergebnisse in Geesthacht aus.

Seinem Beruf als Tätowierer will Jürgen „Kucki“ Steinmann aktuell nicht nachgehen. „Momentan will fast jeder ein Mandala haben. Diesen Trend finde ich grauenhaft“, sagt der 53-jährige gebürtige Frankfurter. Um seine Kreativität auszuleben, zeichnet er nun – am liebsten mit Aquarellstiften. 

Die Metropole am Main hat er mit der Elbestadt Geesthacht getauscht, um seine Mutter, die in Sterley bei Ratzeburg lebt, öfter sehen zu können. Seinen Lebensunterhalt verdient Jürgen Steinmann als Betreuer im Johanniter Seniorenzentrum Edmundsthal. Mit den Senioren macht er, was er am liebsten tut – Bilder malen.

Kunst in Geesthacht: Vom Tätowierer zum Aquarellkünstler

Anders als die meisten Künstler kauft „Kucki“ häufig zuerst die Rahmen und beginnt erst dann, seine oft skurrilen Bilder auf Papier zu bringen. So entstand die Helmut-Schmidt-Möwe, die natürlich eine Prinz-Heinrich-Mütze auf dem Kopf trägt und die unverkennbare Menthol-Zigarette im Schnabel hält. 

Seine Bilder sind bis zum 30. Oktober in der Treppenhaus-Galerie der Stadtbücherei Geesthacht (Rathausstraße 58) zu sehen. Die Bildgrößen variieren von quadratischen 12 x 12 Zentimeter-Formaten bis hin zu Werken, die 70 mal 50 Zentimeter messen.

Helmut-Schmidt-Möwe mit Menthol-Zigarette

Der Künstler zeichnet gern realistische Motive aus der Natur. Die Wände der Treppenhausgalerie sind aktuell mit allerhand aberwitzigen Tierbildern verziert. So ist beispielsweise ein Elefant mit Schmetterlingsohren direkt vor dem Kilimandscharo zu sehen.

Eine bunter Freak: Diese Flamingo ist ein DJ.  
Eine bunter Freak: Diese Flamingo ist ein DJ.   © bgz | Denise Ariaane Funke 01786559849

„Pinguine sind einfach coole Tiere. Ich mag sie, weil sie lustig und sozial sind“, sagt Steinmann. Darum fehlen die tierischen Frackträger auch in seiner Ausstellung nicht. In einem Urlaub in Neuseeland hat der Künstler beobachtet, wie Pinguine einen Artgenossen vorschickten, um zu testen, ob sie gefahrlos eine Stelle passieren können, an der ein Seelöwe schlief. Das Unterfangen glückte – und die restlichen Tiere watschelten an dem schlafenden Raubtier vorbei.

Herz oder Oktopus? Der Betrachter entscheidet

Sein Lieblingsbild heißt „Search all“ und stellt eine realistische Zeichnung des Herzmuskels dar. Natürlich gibt es auch hier etwas Skurriles zu sehen. Und zwar die Arme eines Oktopus, die das Herz umklammern. „Die Oktopusarme sollen die Aorta darstellen“, erläutert der Künstler, der diese Darstellung als Titelbild für seine Ausstellung gewählt hat. 

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Die Ausstellung kann immer zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei kostenfrei besucht werden. Geöffnet ist Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend jeweils von 10 bis 13 Uhr; außerdem am Dienstag zwischen 14 Uhr und 18 Uhr, am Donnerstag zwischen 14 und 17 und Freitag bis 16 Uhr.

Freier Eintritt in der Treppenhaus-Galerie

Seit drei Jahrzehnten haben Künstler aus Geesthacht bereits Gelegenheit, ihre Kunst in der Stadtbücherei auszustellen. Das Treppenhaus ist hell, die hohen Wände wirken daher besonders karg. So kam die damalige Büchereileiterin Susanne Schmidt auf die Idee, die Fläche regionalen Künstlern für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen. Susanne Schmidt hat sich im Jahr 2021 nach knapp 40 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Idee, das Treppenhaus als Galerie zu nutzen, besteht fort.