Hamburg. Gast vom GC Gut Haseldorf gewinnt Bruttowertung, verpasst aber Siegerehrung. Warum das Hamburger Hospiz am Deich vom Turnier profitiert.

Als WSB-Geschäftsführer Marc Wilken den Namen des Brutto-Gesamtsiegers des 12. Golf-Cups der Wirtschaft verkündete, da war der Angesprochene bereits unterwegs. Denn für die Strecke Wentorf-Reinbek ganz in den Hamburger Westen nach Rissen musste Kjeld Schulte schon mehr als eine Stunde Autofahrt einplanen – und war durch die längere Spielzeit des Turniers zu dem privaten Pflichttermin ohnehin überfällig.

Dennoch: Der 48-Jährige aus dem Golf-Club Gut Haseldorf erzielte mit 85 Schlägen auf dem Par-72-Kurs des Wentorf-Reinbeker Golf-Clubs die Bestleistung und hätte ein ganz besonderes Siegergeschenk mit nach Hause nehmen dürfen.

Golf-Cup Wirtschaft: Verhinderter Turniersieger hat plötzlich sehr viele Freunde

„Das war mir schon unangenehm, das gehört sich so auch nicht“, erzählt Schulte am Morgen nach seinem persönlichen Erfolg am Telefon, „doch ich hatte familiäre Verpflichtungen und auch nicht damit gerechnet. Weil ich sportlich nicht ganz so zufrieden war.“ Das Paradoxe erklärt sich wie folgt: Schulte hat ein sehr niedriges Handicap (4), lag aber am Ende 13 Schläge über dem Platzstandard – was auf dem engen, baumreichen und gelegentlich tückischen Golfplatz aber trotzdem eine mehr als akzeptable Leistung ist.

Da passt es auch so ein bisschen, dass Schultes Hinguckerschlag aus dem Sandhindernis letztlich nicht belohnt wurde. An Loch 12, einem Par 5 mit 461 Meter Gesamtlänge und mehreren Richtungsänderungen, gelang ihm zwar ein spektakulärer 25-Meter-Bunkerschlag mit reichlich Backspin 60 Zentimeter hinter die Fahne, „doch den anschließenden Birdie-Putt hab‘ ich nicht gelocht“.

Spontane Zusage für das Turnier zahlte sich für Kjeld Schulte aus

Dennoch: Für den Gast war die dritte Runde beim WRGC ein lohnenswertes Erlebnis. Übrigens auch die Turnierpremiere für den 48-Jährigen, der im normalen Berufsleben sein Geld als Vertriebsleiter beim Versicherer VHV verdient. Das WSB-Vorstandsmitglied Thorsten Bertram sprach den befreundeten Schulte letztens auf das Golfturnier an – und die spontane Zusage zahlte sich für Kjeld Schulte aus.

Gesamtzweite in der Brutto-Wertung: Patricia Ruhnke, hier beim Abschlag auf Bahn 6, hatte den Heimvorteil auf ihrer Seite.
Gesamtzweite in der Brutto-Wertung: Patricia Ruhnke, hier beim Abschlag auf Bahn 6, hatte den Heimvorteil auf ihrer Seite. © BGDZ | Jan Schubert

Ein Sieger, der wegen seiner Abwesenheit plötzlich ganz viele Freunde im Clubhaus hatte – es könnte am Hauptpreis dieser Turnierausgabe gelegen haben: Der Bergedorfer Juwelier Zieroth stiftete eine besonders wertvolle Armbanduhr, ein echtes Sammlerstück. Als der Name des Gewinners aufgerufen wurde, meldeten sich auf einmal ganz viele, die vorgaben, ihn zu kennen. Verantwortungsvoll nahm indes Schultes Spielpartner Thomas Buhck die schöne Uhr entgegen.

Hospiz am Deich erhält Turnierüberschüsse

Weniger glamourös, aber auch ein Sieger: Auch das gehört mittlerweile zum guten Standard dieses Benefizturniers, dass eine gemeinnützige Einrichtung aus der Region Bergedorf bedacht wird, dieses Mal das Hamburger Hospiz am Deich (Allermöher Deich 445) in Allermöhe.

Die Einrichtung wird die Überschüsse aus dem Turnier erhalten, was Ralf Herzberg extrem freut: „Das ist gewiss kein Stimmungsaufheller in dieser schönen Umgebung des Golfclubs. Aber das heißt ja nicht, dass bei uns nicht gelacht wird. Wir sind so viel mehr als Trauer und Schmerz“, animierte der Geschäftsführer des Hospizes die Gäste der Abendveranstaltung zu einem Besuch in seinem Haus.

Auch interessant

Erst vergangenes Jahr wurde dort geheiratet, zuletzt auch Geburtstag gefeiert. Das Hospiz am Deich, einer von zwei Standorten der Stiftung Hamburger Hospiz und das einzige Haus seiner Art im Bezirk Bergedorf, verfügt über 14 Gästezimmer. Dass der Bedarf nach einem würdevollen Ort zum Verbringen der letzten Tage vor dem Tod unbedingt vorhanden ist, lässt sich auch daran erkennen, dass es laut Herzberg eine lange Warteliste geben soll.

Das Geld aus dem Golf-Cup der Wirtschaft kann das Haus allemal gut gebrauchen, denn Einnahmen aus Spenden machen einen großen Teil der Finanzierung aus. Im Schnitt sollten es 10.000 Euro im Monat sein, verriet Herzberg am Turnierabend.

Ein Birdie reichte ihm für den Gewinn einer Sonderwertung: Adrian Geiger vom Golf-Club Escheburg ordnet auf der Driving Range seinen Schlägersatz.
Ein Birdie reichte ihm für den Gewinn einer Sonderwertung: Adrian Geiger vom Golf-Club Escheburg ordnet auf der Driving Range seinen Schlägersatz. © BGDZ | Jan Schubert

Weitere Prämierte, Sieger Netto-Wertung Gruppe A: Tanja Oetjen (GC Escheburg); Sieger Netto-Wertung Gruppe B: Holger Neben (GC Escheburg); Birdie-Sieger Frauen/Männer: Patricia Ruhnke (Wentorf-Reinbeker GC)/Adrian Geiger (GC Escheburg); Par-Sieger: Frank Schoppitsch (GC Escheburg)