Hamburg. Straßenbauerin Mona Rühle wechselt ins Amt Parchimer Umland. Warum sich die 38-Jährige auf das Abenteuer in der Provinz einlässt.

Einfach rausgehen. Gleich unter Menschen sein. Sofort am öffentlichen, wenn auch nicht zu hektischen Bergedorfer Stadtleben partizipieren. Geschäfte und Restaurants in Reichweite, Menschen auch, genug Raum für Freizeitsport mitten im Grünen, belebte Straßen. Das schätzt Mona Rühle sehr an ihrer Wahlheimat seit 13 Jahren. Damals legte sie als frisch studierte Wasserbauingenieurin gleich als Sachbearbeiterin für die Erschließung im Bergedorfer Bezirksamt los, stieg vor drei Jahren zur Tiefbauchefin im Fachamt Management des Öffentlichen Raums auf.

Ab dem 1. Oktober 2024 wird nun aber alles anders. Auch der erste Schritt nach draußen. Dann tritt Rühle ihre neue Aufgabe als Amtsleiterin Bauen und Entwicklung beim Amt Parchimer Umland an, ist die Verantwortliche für insgesamt zehn Gemeinden im eher dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern. Der Job- und Ortswechsel hat für die 38-Jährige aber nicht nur berufliche Gründe, sondern auch schöne private Motive.

Tiefbauchefin Moina Rühle verlässt Bergedorf und geht in die Provinz

Der neue Job, der neue Lebensmittelpunkt wurde an einem malerischen Ort gewählt. Plau am See heißt der künftige Wohnort der 38-Jährigen und schmeckt der passionierten Wassersportlerin – sie liebt das Windsurfen – auch deshalb, weil unweit der neuen Haustür mehrere Gewässer sind.

Infrastrukturell ist die neue Umgebung vergleichbar mit dem Gebiet der Vier- und Marschlande. Nur 8000 Menschen verteilen sich im Wirkungsgebiet. Dann heißt es nicht mehr, wegebautechnische Fragen für Stadtteile wie Bergedorf, Neuallermöhe oder Kirchwerder zu beantworten, sondern Lösungen für Gemeinden wie Obere Warnow, Stolpe oder Rom zu finden. Aber nicht die italienische Millionen-Metropole, sondern ein beschauliches Dorf mit 260 Einwohnern mitten in Mecklenburg-Vorpommern.

Viel bessere Radwege und auch ein Plus bei der Straßenbeschaffenheit

Noch im Detail für die Neue unbekannt, aber herausfordernd – wie auch die Bergedorfer Zeit von Mona Rühle, die im September 2021 das Amt der Tiefbauverantwortlichen von Lars Rosinski (mittlerweile Bergedorfs Baudezernent) übernahm. Rühle war sowohl planungs- als auch umsetzungstechnisch federführend an Großprojekten wie der grunderneuerten Serrahnstraße zur Hafenpromenade, den fahrradfreundlichen Umgestaltungen von Teilen der Chrysanderstraße, des Oberen Landwegs und Ludwig-Rosenberg-Rings, um nur ein paar wenige große Eingriffe zu nennen. Im Landgebiet hieß das Dauerthema Deckensanierungen, also die Verbesserung des Fahrbahnbelags für Autofahrer. „Da sind wir in Bergedorf Stadt und Land auf einem guten Weg“, sagt die scheidende Chefin, die damit explizit den letzten Bericht zum Erhaltungsmanagement Straße anspricht. Auch die Frage nach noch mehr Sicherheit bei Extremwetterereignissen wird weiter Thema sein. Hinzu die Erschließung zum Innovationspark, der Ausbau der Bikeport-Infrastruktur: Auch in diese Richtungen hat Mona Rühle Spuren hinterlassen.

Doch sie selbst rückt etwas anderes ins Blickfeld, was ihrer Meinung nach zu häufig unerwähnt bleibt: „Ich bin sehr zufrieden mit den Mitarbeitern aus meiner Abteilung“, lobt die Chefin die Baustellenkoordination, das Team Erschließung und Mobilität und ganz speziell ihre acht Wegewarte. Denen entgehe nicht so schnell ein bedrohliches Loch in der Straße, ein zu üppig wachsender Strauch, ein bauliches Problem im öffentlichen Raum. „Die sind so fleißig und bringen Dinge im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße“, sagt Rühle. Sie kritisiert dabei auch: „Ich würde mir manchmal mehr Akzeptanz für Baustellen wünschen, weil wir letztlich doch etwas Gutes für alle Verkehrsteilnehmer schaffen.“ Der Bürger sehe vielfach nur das temporäre Hindernis und nicht den übergeordneten Nutzen mancher Veränderung.

Noch fehlt ein Nachfolger am Kampweg: Zweite Ausschreibung läuft

Rühle hat noch ein paar Tage im Altbau am Kampweg den Hut auf für 25 Mitarbeiter, im neuen Amt sind es derer elf. Der wichtigste Mensch ist aber am neuen Domizil Plau am See ihr 42-jähriger Lebensgefährte. Da musste jetzt auch mal örtlich gesehen Klarheit rein, denn das Ganze funktionierte lang genug als Wochenend-Fernbeziehung. „Ich möchte ein Zuhause haben“, lautet Mona Rühles Wunsch nach weniger Pendelei.

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Die beiden realisieren seit einiger Zeit ihren gemeinsamen Traum, bauen eine ehemalige Scheune nach ihrem Gusto aus und um. Und das lohnt sich schon allein deswegen, weil es ja jeden Morgen diesen sensationellen Ausblick aus dem „Scheunentor“ gibt: ohne Autos, aber mit Tieren auf dem Nachbargrundstück. Und bitte keine Hansa-Rostock-Aufkleber an Schildern oder Masten vor dem Grundstück anbringen. Mag die Sympathisantin des Fußball-Bundesligisten FC St. Pauli nicht so gern.

Erstaunlich ist auch die hakende Nachbesetzung der Stelle von Mona Rühle im Tiefbauamt – mittlerweile läuft bereits die zweite öffentliche Ausschreibung bis zum 3. September. Der erste Versuch hatte, wie aus dem Bezirksamt zu hören, keine geeigneten Kandidaten gebracht. Ein Indiz dafür, dass qualifizierte Ingenieure derzeit auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Dabei bietet dieser Job beim Bergedorfer Bezirksamt neben guter Bezahlung Führungsverantwortung, Gestaltungsspielraum und jede Menge Tagesgeschäft. Sollte die Vakanz vorerst weiter bestehen und die Leitung der Tiefbauleitung unbesetzt bleiben, wäre eine Übergangslösung mit Baudezernent Rosinski sowie Wolfgang Charles (Leiter des Managements des Öffentlichen Raums) möglich.