Bergedorf. In elf Jahren hat es Mona Rühle an die Spitze der Bergedorfer Straßenbauer geschafft. Wie die Tiefbauchefin denkt und arbeitet.
Es ist von Vorteil, wenn jemand in dem Bezirk lebt, in dem sie die Stadtplanung wesentlich mitgestalten und entscheiden kann. Und ebenfalls nicht unerheblich ist, wenn sich diejenige in ihrem Umfeld wohlfühlt und große Teile ihrer Freizeit verbringt. So kommt es bei manch abendlicher Joggingrunde von Mona Rühle vor, dass sie ganz genau hinschaut: „Hier ist ja ein großes Loch im Asphalt, da muss der Wegewart mal hin.“ Keine Frage: Die 35-Jährige identifiziert sich total mit Bergedorf: „Ich habe hier alles, was ich zum Leben brauche.“ Und für das, was verbessert werden müsste, kann Bergedorfs neue Tiefbauchefin ja selbst sorgen.
Zufrieden spaziert die Diplomingenieurin über die beinahe fertige Bergedorfer Promenade auf der Serrahnstraße, streicht über einen frisch gesetzten Stein. „Großpflaster ist was Klassisches, ich finde es schon jetzt sehr gelungen.“ Das erste größere Projekt, das unter Rühles Ägide Ende Mai abgeschlossen sein wird, gleichwohl von ihren Vorgängern angeschoben und realisiert wurde. Muss Mona Rühle auch nicht für sich proklamieren, denn sie wird ihre Spuren hinterlassen.
Straßenbau Bergedorf – „Tiefbauchefin zu sein ist schon sehr charmant“
Einen Karriereplan, einmal die Geschicke von Bergedorfs Straßen, Wegen und Plätzen zu bestimmen, habe es bei ihr nie gegeben. Mona Rühle gibt aber zu: „Tiefbauchefin zu sein ist schon sehr charmant.“ Ein Job, der Spaß mache, aber „auch harte Entscheidungen“ erfordere. Was ihr total gut gefällt: Wenn Projekte von der Wiese bis zur Generellabnahme vollendet werden, „ist das ein sehr gutes Gefühl“.
Der gebürtigen Niedersächsin war immer klar, dass sie in ihrer Lieblingsstadt Hamburg leben und arbeiten wollte. In unmittelbarer Nähe zum Wasser also. Dieses Element ist eine große Leidenschaft der 35-Jährigen, liebt sie doch jedweden Sport auf und im kühlen Nass, vor allem das Surfen. Und es sollte unbedingt ein technischer Beruf sein: „Technik ist logisch und greifbar. In der Schule sind mir Mathe und Physik auch immer leichtgefallen“, sagt Mona Rühle.
Neue Tiefbauchefin kam vor elf Jahren nach Bergedorf
So war es im Jahr 2011 nur folgerichtig, dass die damals 24-Jährige nach Abitur in ihrer Heimatstadt Goslar und Studium der Wasserwirtschaft an der Universität Lüneburg (Außendestination Suderburg) in der Hansestadt auflief. Es passte, dass die Bergedorfer Verwaltung eine Wasserbauingenieurin suchte. Mona Rühle erinnert sich: „Das erste Vorstellungsgespräch war gleich ein Volltreffer.“ Und mit dem Wohlfühlen dauerte es auch nicht lang: Zwar ist Bergedorf mit 130.000 Einwohnern spürbar größer als Goslar (50.000), doch „auch irgendwie beschaulich und gleichzeitig beeindruckend“, meint Rühle.
Als Pluspunkt kam für die damals „Neue“ hinzu, dass sie mit ihren Vorgängern Joachim Bruschke, nun in Rente, und später auch Lars Rosinski, mittlerweile Bergedorfer Baudezernent, Förderer und Forderer hatte. Zu Bruschke hat Rühle immer noch einen guten Draht, ruft ihn, wenn sie mal einen Tipp braucht, mal an und verabredet sich zum Essen. „Er hat mir gesagt, dass ich authentisch bleiben solle. Daran würde man merken, dass ich meinen Job gern mache und es liebe, jeden Tag zum Kampweg zu fahren.“
Neue Tiefbauchefin findet Zukunftsstadtteil Oberbillwerder spannend
Das macht sie mittlerweile seit elf Jahren. Mona Rühle übernahm im Oktober 2017 den Abschnitt Erschließung in der Tiefbauabteilung, bis sie nun zur Chefin avancierte. Das sei gar nicht so ungewöhnlich, „Frauen drängen immer mehr in technische Berufe hinein“, beobachtet Rühle und nennt als Beispiele ihre zwei Amtskolleginnen aus den Bezirken Nord und Wandsbek. 16 Kollegen sind ihr direkt unterstellt. Nicht nur Wegewarte, sondern auch technische Zeichner, Straßenplaner, Bauingenieure und dergleichen. „In der Erschließung sind wir fast alles Frauen, in der Unterhaltung hingegen alles Männer“, liefert Mona Rühle einen weiteren Beleg ihrer These.
Was hat sie im Blick nach der Serrahnstraße? Die Fortentwicklung der Quartiere Weidensteg oder Stuhlrohrquartier. Oberbillwerder sei auch spannend mit den überarbeiteten Erschließungs- und Entwässerungskonzepten. „Straßensanierungen werden wir immer haben“, sagt Mona Rühle, „und mit der Mobilitätswende hin zu mehr Radverkehr muss man sicher auch Flächen neu betrachten. Ich habe den Eindruck, dass die Bergedorfer das mitmachen.“ Die Rücksprache mit denen ist ihr ohnehin wichtig. Rühle wird diese Gespräch weiter suchen. Eines sei aber auch klar: „Ich kann nicht immer helfen, aber ich versuche, das Bestmögliche herauszuholen.“ So wie bei ihrer Laufrunde. Da bleibt gewiss kein Loch in der Straße unentdeckt.