Bergedorf. Politik gibt Miete frei für alte „Onkel Emma“-Fläche am Reetwerder. Aber zunächst nur bis Jahresende. Doch Bezirksamt ist optimistisch.
So schnell hatten selbst die Optimisten im Kultur- & Geschichtskontor nicht mit Geld gerechnet: Einstimmig hat die neu gewählte Bezirksversammlung schon in ihrer konstituierenden Sitzung am vergangenen Donnerstag für die Freigabe von 9000 Euro votiert. So kann der Mietvertrag für die Verkaufsräume des ehemaligen Unverpackt-Geschäfts „Onkel Emma“ am Reetwerder 8 nun bereits zum 1. August unterschrieben werden und nicht erst nach den Sommerferien.
Das bewilligte Geld reicht angesichts der monatlich fälligen 1800 Euro zwar nur bis Jahresende. Aber Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann ist sich sicher, dass es eine Anschlussfinanzierung für den Laden der Historiker geben wird: „Das ist nun ein klar formuliertes Arbeitsziel für uns als Verwaltung“, sagte sie in der Bezirksversammlung, deren Politiker das Rathaus-Team für die blitzschnell realisierte und zudem sehr kreative Sofortmaßnahme lobte: Erst vor sechs Wochen hatte sich der Kulturausschuss in seiner letzten Sitzung vor der Bezirkswahl zwar einstimmig für die Anmietung ausgesprochen – aber allen war klar, dass es für die Ladenfläche eigentlich keinen Etat gibt.
Kultur- & Geschichtskontor: Historiker freuen sich auf neue Räumlichkeiten
Das Kultur- & Geschichtskontor will die knapp 60 Quadratmeter große Ladenfläche im denkmalgeschützten Gebäude samt ihrer großen Schaufenster künftig für alles nutzen, was öffentlich ist und Publikum anziehen soll. „Hier wird es Ausstellungen geben, zudem Lesungen, Workshops und nicht zuletzt den Verkauf unserer Bücher“, sagt Dr. Geerd Dahms vom Vorstand des Kontors, dessen Trägerverein „Initiative zur Erhaltung historischer Bauten“ er zusammen mit Gleichgesinnten schon Mitte der 80er-Jahre gründete.
Seit 1991 haben die Historiker und Denkmal-Experten am Reetwerder 17, schräg gegenüber ihres neuen Ladens, eigene Räume. Doch der Erfolg ihrer Arbeit, unter anderem als scharfe Kritiker der jahrzehntelangen Abriss-Politik der Stadtplanungsabteilung im Bergedorfer Rathaus, ließ den angestammten Sitz buchstäblich aus den Fugen platzen: Das stetig wachsende Archiv, die große Zahl der Buchveröffentlichungen und nicht zuletzt auch die große Nachfrage unter anderem von Schulklassen für Unterrichtseinheiten und Forschungsarbeiten, machen eigene Ausstellungen schon seit Jahren unmöglich. Auch der Platz für die festangestellten Mitarbeiter um Kontor-Chefin Caroline Bergen wurde immer enger.
Umzug startet „so schnell wie möglich“ – feierliche Einweihung Anfang September
Deshalb hat das grüne Licht vom Bezirksamt jetzt Jubelstimmung aufkommen lassen, werden bereits erste Umzugskartons gepackt. Denn spätestens zum 1. August sollen die neuen Räume bezogen werden. „Am alten Standort können wird anschließend das Archiv auf zusätzliche Räume ausweiten und auch die Arbeitsplätze endlich wieder von notdürftig abgestelten Kartons und Kisten befreien“, sagt Geerd Dahms. „Das ist ein lange schon überfälliger Schritt.“
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Wie schwierig es für das Bezirksamt war, die nun bewilligten 9000 Euro zu organisieren, ist in der Beschlussvorlage nachzulesen, die erst wenige Stunden vor der Sitzung am vergangenen Donnerstag auf die Tagesordnung kam: Die erforderlichen Mietkosten könnten weder über die Rahmenzuweisung Stadtteilkultur finanziert werden, noch über die Cityentwicklung aus dem Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung (Rise). Aber zum Glück seien „noch verfügbare Mittel im Förderfonds“ vorhanden gewesen – und sofort für das Kultur- & Geschichtskontor gesichert worden.
Dort wird nun natürlich mit Hochdruck an den Plänen für die Einrichtung des zweiten Standorts samt Umzug der erforderlichen Gegenstände gearbeitet. Und auch an der Einweihungsfeier: „Ich gehe davon aus, dass wir für Anfang September zur großen Vernissage an den Reetwerder 8 einladen. Schließlich soll unser neuer Kultur- & Geschichtsladen so schnell wie möglich allen Bergedorfern ein Begriff sein.“