Hamburg. Einmalige Chance am Reetwerder: Wo zuletzt „Onkel Emma“ saß, wäre Platz für Ausstellungen und Gesprächs-Café. Finanzierung noch offen.
Es wird buchstäblich ein Schaufenster für alles sein, was Bergedorfs Selbstverständnis heute prägt – und hinter seinem Aussehen steckt: Das Kultur- & Geschichtskontor setzt gerade alle Hebel in Bewegung, um am Reetwerder zu expandieren. Das Objekt der Begierde ist der ehemalige Unverpackt-Laden „Onkel Emma“ im Gründerzeitbau Nummer 8 und liegt kaum 30 Meter von den Kontorräumen entfernt auf der anderen Straßenseite.
„Wir wollen den knapp 60 Quadratmeter großen Laden samt der drei kleinen Räume dahinter für zunächst fünf Jahre anmieten und gern schon nach den Sommerferien im September eröffnen“, sagt Caroline Bergen. Die Chefin des Kultur- & Geschichtskontors erntete für das Projekt großen Zuspruch von allen Fraktionen im jüngsten Kulturausschuss der Bezirksversammlung. Schließlich sucht das vier Mitarbeiterinnen plus 25 Ehrenamtliche große Kontor seit Jahren nach bezahlbaren Ausstellungsflächen. Und umgekehrt wünscht sich der Bezirk einen solchen Identifikationspunkt für Bergedorfs City der Zukunft.
20.000 Euro Miete im Jahr wären am Reetwerder fällig
Was gut klingt, ist aber längst nicht in trockenen Tüchern. Denn bisher fehlt es noch an großen Teilen der Finanzierung: Etwa 20.000 Euro Mietkosten im Jahr wären fällig, wenn die Erfolge des „Plietsch“ vom Sachsentor am mindestens ebenso attraktiven, wenn auch etwas versteckten Reetwerder fortgesetzt werden sollen. Tatsächlich steht das Stadtmarketing-Projekt im Sachsentor nur noch bis zum Sommer 2025 zur Verfügung, dann läuft die Finanzierung aus dem Bundesprogramm zur Innenstadt-Belebung aus.
„Auch wir nutzen das ,Plietsch‘ heute sehr erfolgreich für Ausstellungen und Lesungen“, sagt Caroline Bergen. „Aber würden wir dort als Nachmieter aktiv, reichen die 20.000 Euro nicht mal für zwei Monate.“ Entsprechend liege die Zukunft des Kultur- & Geschichtskontors am Reetwerder, wo die neue Ausstellungsfläche den traditionellen Standort Reetwerder 17 ergänzen soll. Denn dort macht das rasant wachsende Archiv aus mittlerweile über 25.000 Fotos zu Bergedorfs Stadtgeschichte und noch weit mehr Dokumenten sowie Zeitungsausschnitten schon seit Jahren Ausstellung unmöglich. Mittlerweile sind selbst Workshops oder Treffen der Ehrenamtlichen hier kaum noch durchführbar.
Alte Ladenfläche am Reetwerder eine „einmalige Chance“
Klappt die Erweiterung um die alte „Onkel Emma“-Ladenfläche vis-à-vis am Reetwerder 8, soll dort der gesamte Publikumsverkehr gebündelt werden. Konkret geht es um Ausstellungen zur erlebten Bergedorfer Geschichte, wie etwa den Sünden der Stadtplanung seit den 50er-Jahren. Aber auch Unterrichtseinheiten für Schulen, ein Gesprächs-Café, der Verkauf der Geschichtskontor-Bücher, Workshops und Lesungen wären hier zu Hause. Die hinteren Räume werden zu Arbeitsplätzen umgestaltet, während die heutige Adresse des Kontors zur Archiv- und Forschungsstätte wird.
„Es ist eine enmalige Chance, die sich so schnell nicht wieder bieten wird“, betont Dr. Geerd Dahms von der Initiative zur Erhaltung historischer Bauten, dem Trägerverein des Kultur- & Geschichtskontors. „Die Vermieterin und auch der Makler haben uns gezielt angesprochen. Sie würden diese historische Ladenfläche mit ihren einzigartigen Schaufenstern sehr gern an das Kontor vermieten, weil es sehr gut zum Flair dieser für Bergedorf einzigartigen Gründerzeit-Straße passt.“
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Auch im Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (Rise), das viele Millionen Euro für die Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt vom Mohnhof bis hinauf zum Lohbrügger Markt bereithält, ist der Reetwerder als sogenannter Lupenraum in den Blick genommen worden. Allerdings werden von dort zwar alle Investitionen mit bis zu 50 Prozent gefördert, nicht aber laufende Kosten wie etwa Mieten.
Entsprechend ist das Kontor-Team um Caroline Bergen und Geerd Dahms derzeit intensiv auf der Suche nach Unterstützern. Unter anderem steht man im Austausch mit verschiedenen Stiftungen und natürlich der Kulturbehörde, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung. Auch das Bezirksamt macht sich Gedanken, Fördermittel umzuwidmen, um das Kultur- & Geschichtskontor flexibler zu unterstützen, hieß es im Kulturausschuss,