Hamburg. Vom Urvater Christoph Marquard Ed über die Verlegerfamilie Wagner bis zu Axel Springer: Die ganze Geschichte der Bergedorfer Zeitung.
Es ist wohl jenes Stück Bergedorfs, das in seinen Bewohnern dieses Selbstbewusstsein entfacht, sich als besonderer Teil der Metropole Hamburg zu fühlen. Und das bis heute: Seit über 200 Jahren gibt es hier eine Zeitung, schon vor 180 Jahren sogar täglich und seit nunmehr 150 Jahren mit dem Titel Bergedorfer Zeitung. Die Geschichte dieses Blattes, seiner Vorgänger und manche journalistische Eigenheit sind tragendes Thema des neuen Lichtwark-Heftes, das ab sofort im Buchhandel, beim Kultur- & Geschichtskontor am Reetwerder 17, Edeka Clausen in Neuengamme sowie in der Geschäftsstelle unserer Zeitung an der Chrysanderstraße 1 für 9,50 Euro zu haben ist.
„Ich freue mich, den großen Jubiläumsartikel in unserem Magazin zu präsentieren“, sagt Caroline Bergen, Chefin des Kultur- und Geschichtskontors, bei dem das Lichtwark-Heft erscheint und das dem 34-Seiten-Artikel von bz-Chefreporter Ulf-Peter Busse auch die Titelseite widmet: Im typischen Grün der Zeitung ist hier ihr Stammsitz zu sehen: Am Bergedorfer Markt, dort wo heute die Baugrube des ehemaligen Karstadt-Hauses klafft, war seit 1884 die Heimat der Zeitung und ihres Verlages, der „Bergedorfer Buchdruckerei von Ed. Wagner“.
150 Jahre Bergedorfer Zeitung: Neues Lichtwark-Heft beschreibt die Geschichte
Inhaltlich geht es im Text zurück bis ins Jahr 1814, als mit einem wöchentlich erscheinenden kleinen und dünnen Blättchen namens „Der Hanseatische Merkur“ die vermutlich erste Zeitung in Bergedorf erschien. Es folgen verschiedene weitere mehr oder weniger erfolgreiche Projekte, bis mit der im Mai 1842 eingeweihten Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn der Urvater der hiesigen Tageszeitung eintraf: Christoph Marquard Ed gelang es innerhalb weniger Jahre, ein wirtschaftlich erfolgreiches Blatt im kaum 3000 Einwohner kleinen Bergedorf zu etablieren, das Leser in ganz Hamburg, bis nach Lübeck und Mecklenburg hatte.
Als Ed 1865 samt seiner Zeitung nach Lübeck umzog, bemerkten die Bergedorfer, wie sehr ihnen das „eigene“ Blatt ans Herz gewachsen war – und nun fehlte. Ab jetzt drängt sich kein geringerer in die Erzählung der Zeitungsgeschichte Bergedorfs, als der große, charismatische und manchmal wohl auch etwas selbstverliebte Verleger Axel Springer. Denn er war es, der zwar erst 1932/33 auf Veranlassung der Eltern sein Volontariat bei der Bergedorfer Zeitung absolvierte, aber später die Geschichte dieses Blattes etwas umdeutete.
Anfang der 70er übernimmt Axel Springer einen Großteil der Anteile am Verlag
Anfang der 1970er-Jahre fand die bz-Verlegerfamilie Wagner beim Wechsel zur vierten Generation keinen Nachfolger mehr – und verkaufte an Springer. Für ihn ging offenbar ein Herzenswunsch in Erfüllung, den er 1974 allerdings etwas zu überschwänglich feiern wollte: Axel Springer erfand den 100. Geburtstag, obwohl er 1933, also nur 41 Jahre zuvor, selbst beim 50-jährigen Jubiläum des Blattes mitgefeiert hatte.
So kommt es, dass manche Daten zwischen dem Umzug von Christoph Marquard Ed nach Lübeck und der Gründung der bis heute bestehenden Bergedorfer Zeitung durch Carl Eduard Wagner 1883 etwas umgedeutet wurden. Im Jubiläumsartikel wird das nun wieder gerade gerückt und immerhin ein kleiner Beleg dafür gefunden, dass Axel Springer 1974 den 100. und wir heute den 150. Geburtstag der Bergedorfer Zeitung feiern dürfen: bz-Gründer Wagner begann im Frühjahr 1874 als angestellter Bergedorfer Filialleiter des Vorgänger-Blattes. „Nordischer Courier – Bergedorfer Zeitung“. Als Untertitel gibt es die bz übrigens nachweislich schon seit Oktober 1866.
- „Aus furchtbarer Katastrophe gelernt“: Neustart der Bergedorfer Zeitung 1949
- 1943: Nazis beschließen das Aus der Bergedorfer Zeitung
- 3000 Gratis-Exemplare zur Premiere unserer Zeitung
Neben der Geschichte der Bergedorfer Zeitung umfasst das Lichtwark-Heft 2024 auf seinen insgesamt 100 Seiten noch verschiedene weitere mehrseitige Aufsätze. Themen sind unter anderem die Schauplätze der Hitlerjugend in Bergedorf, ein vergessenes Kinderheim in Lohbrügge, die erstaunlich zahlreichen Gefängnisse im Bezirk und gleich zwei Artikel über herausragende Forscher der Sternwarte.
Sehr lebendig ist auch der Artikel über den 40. Geburtstag der Öko-Siedlung, die heute mitten in Neuallermöhe-Ost liegt. Ihre Geschichte, erzählt von Lucie Clomb und Patrick Surga, wurde Hamburger Landessieger im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2022/23. Eine Auswahl dieser Aufsätze werden wir in den kommenden Wochen in loser Folgte vorstellen.