Altengamme. SV Altengamme führt gegen Ahrensburg schon 4:0. Doch als der Regen kommt, hagelt es Gegentore. Warum der Aufschwung aber weitergeht.
Was war das für ein schöner Fußball-Nachmittag für Ingo Carstensen. Zumindest eine Zeit lang. 75 Minuten hatte der von ihm trainierte SV Altengamme im Landesliga-Kellerduell mit dem Ahrensburger TSV das Geschehen mit wenigen Ausnahmen eindrucksvoll im Griff. Ein „richtig geiles Spiel“ attestierte der 40-Jährige seinem im bisherigen Saisonverlauf kriselnden Team bis zur Schlussphase.
Dann begann auf einmal der Himmel über dem Gammer Weg zu weinen. Und Carstensen hätte in Anbetracht dessen, was sich nun auf dem tiefen Rasen abspielte, auch einfach nur losheulen können. Denn mit dem Regen fielen auch die Gegentore. Gleich drei an der Zahl in der Schlussviertelstunde. Die zwischenzeitliche 4:0-Führung schmolz auf einen 4:3-Vorsprung zusammen.
SV Altengamme: Vierländer verspielen fast Vier-Tore-Vorsprung
Und hätten die Gäste in der Nachspielzeit einen Freistoß aus dem Halbfeld gegen die inzwischen völlig verunsicherten Vierländer etwas konzentrierter in den Strafraum geschlagen, es wäre womöglich sogar noch der Ausgleich in dieser verrückten Begegnung gefallen. So aber sorgte Jesper Garbers mit dem Schlusspfiff mit einem Schuss aus 25 Metern ins verwaiste Gehäuse – ATSV-Keeper Aganatik Namig Oglu Bakhiskov war beim vorigen Standard nach vorne geeilt – mit dem 5:3 für die Entscheidung (90.+6).
„Ich habe nach dem 4:0 geglaubt, dass wir heute mal die Null halten können und ich allen Spielpraxis geben kann. Beim 4:1 habe ich dann noch gedacht, okay, das ist ein Schönheitsfehler. Aber nach dem 4:2 hat bei meiner Mannschaft der Kopf angefangen zu arbeiten“, sagte Carstensen. „Wir haben es völlig unnötig spannend gemacht“, monierte Stürmer Philip Alpen, der die Tore zum 2:0 (57.) und 4:0 (72.) erzielte. Der Spannungsabfall in der Schlussphase zeigte, welch „zartes Pflänzchen“ (Carstensen) der von Verletzungen geplagte SVA auch nach nun sieben Zählern aus den vergangenen drei Partien noch ist. „Wir haben aktuell nicht so das Selbstbewusstsein“, erklärte Altengammes Coach: „Aber wir haben 5:3 gewonnen und die drei Punkte – also alles gut.“
Vierländer setzten die Gäste früh unter Druck
Auf nicht weniger als sieben langzeitverletzte Akteure muss Carstensen seit geraumer Zeit verzichten. Gegen Ahrensburg fielen weitere Spieler gesperrt oder aus privaten Gründen aus, sodass in Patrick Bierwagen erneut ein Akteur aus der eigenen Alte-Herren-Mannschaft auf der Bank saß. „Wir müssen das Team ständig umbauen“, seufzte der Trainer.
Umso bemerkenswerter war die Leistung der Hausherren vor „66 bis 77 Zuschauern, darunter zwei Hunde und ein Kind“ (Stadionsprecher Markus Nollau) in den ersten 75 Minuten. Die Vierländer setzten die Gäste durch hohes Pressing früh unter Druck, erzwangen so viele Ballgewinne und erspielten sich eine Vielzahl von Chancen. Doch nur Janis Voß nutzte eine davon nach einer tollen Kombination über mehrere Stationen zu einem Tor (9.).
Erst klare Verhältnisse, dann Übersicht verloren
Die 1:0-Pausenführung war viel zu knapp, auch wenn Ahrensburg durch Ben Frick (17.) und Malte Kohlsaat (44.) auch zwei ausgezeichnete Gelegenheiten besaß. „Wenn wir vor dem Tor konsequenter sind, wäre der Puls bereits zur Halbzeit ruhiger gewesen“, sagte Carstensen. Nach dem Seitenwechsel zeigten die Altengammer dann vor dem Gehäuse die zuvor vermisste Entschlossenheit. Alpen nach Vorlage des sehr emsigen Dennis Reckstadt (57.), Jonas Buck auf Pass des überragenden Garbers (70.) sowie erneut Alpen (72.) sorgten mit ihren Treffern für scheinbar klare Verhältnisse.
Auch noch interessant:
- SVCN: Ärger um Spielverlegung vom Leib geschossen
- Endlich Zahltag bei Zalli: Dünebergs Neuzugang trumpft auf
- Im Zweiten Weltkrieg abgestürzt: Wer war Alfred Otto?
Dann aber fielen die ersten Tropfen vom Himmel – und der SVA verlor die Übersicht. Mihai-Vladut Bitez (76.), Benedikt Neumann-Schirmbeck (83.) und Parssa Rezaei (89.) schlugen Kapital aus dem jetzt viel zu zaghaften Altengammer Verteidigungsverhalten. Es folgten die Nachspielzeit und Garbers Traumtor an einem Nachmittag, der beinahe noch in einem Albtraum für die Vierländer geendet wäre.
SVA: Fedgenhäuer – Böttcher, Eickhoff, Behr, Kleinert – Voß, Rogge, Reckstadt (78. Otremba), Garbers, Buck (71. Jens) – Alpen (85. Bierwagen)