Geesthacht. Während viele Nachbarvereine Nachwuchssorgen haben, wächst beim VfL Geesthacht die Zahl der Teams rasant. Doch der Aufwand ist enorm.
An diesem Wochenende (9/10. September) startet die neue Handball-Saison. Die Topteams der Region sind die HSG Bergedorf bei den Männern (Hamburg-Liga) sowie die Lauenburger SV und der TuS Aumühle-Wohltorf bei den Frauen (Schleswig-Holstein-Liga). Sie dürften alle drei in ihren Staffeln eine gute Rolle spielen. Die Elbdiven der LSV gelten sogar als Aufstiegsfavorit.
Ein Oberligist fehlt in der Region seit Jahren. Zudem wird es für viele Clubs von Sommer zu Sommer immer schwieriger, die Mannschaftskader für die nächste Spielzeit vollzubekommen. Es mangelt an Nachwuchs. Ein gegenläufiger Trend hingegen zeigt sich bei einem Verein, der in den vergangenen Jahren im Handball kaum eine Rolle gespielt hat: dem VfL Geesthacht.
Zahl der Handball-Mannschaften beim VfL Geesthacht wächst rasant
„Wir haben gegenüber der vergangenen Saison die Zahl unserer Mannschaften von elf auf 15 steigern können“, freut sich Hans-Werner Schulte, Sprecher der VfL-Handball-Abteilung. In der E-Jugend gebe es sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen mittlerweile schon zwei Teams. Das sei seit Jahren nicht der Fall gewesen. Der schlafende Handball-Riese VfL Geesthacht ist erwacht.
Die 1. C-Mädchen des VfL haben nun sogar den Sprung in die Schleswig-Holstein-Liga geschafft und eröffnen am Sonnabend ihre Saison mit einem Heimspiel in der Sporthalle Neuer Krug gegen die HSG Lübecker Bucht (16 Uhr). Außer diesem Team hat nur noch der TuS Aumühle-Wohltorf eine Jugendmannschaft in der Schleswig-Holstein-Liga vorzuweisen, nämlich die männliche A-Jugend des Clubs, die an diesem Wochenende spielfrei ist.
Teams aus der Heimatregion in der Handball-Oberliga? – Fehlanzeige!
In den Nachwuchs-Oberligen hingegen sind die Vereine des Bergedorfer Raums nicht mehr vertreten, seitdem die Aumühler A-Jugend abgestiegen ist. „Leistungssport ist unter Jugendlichen auch deutlich schwerer vermittelbar geworden“, hat TuS-Abteilungsleiter Felix Schreiber beobachtet. „Es gibt halt immer weniger Typen, die sagen: ,Ich zieh’ das Ding durch.’“ Daher sei es auch immer ein Risiko, eine leistungsorientierte Jugendmannschaft aufzustellen. „Du hast dann halt immer Spieler drin, die nur noch wenig Einsatzzeiten bekommen.“
Auch deutschlandweit ist eine Abkehr vom Handballsport zu beobachten. Die Mitgliederzahlen des Deutschen Handball-Bundes sind massiv rückläufig: In den vergangenen zehn Jahren sind es 15 Prozent weniger Handballer in Deutschland geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber das Hauptproblem ist der Mangel an Nachwuchs.
TuS Aumühle-Wohltorf und VfL Geesthacht: Mit Ideen gegen die Krise
„Der Handball muss die Jugendlichen besser abholen“, hatte die Berliner Tageszeitung „Tagesspiegel“ schon im vergangenen Sommer gefordert und dabei vor allem auf die rund 40 Prozent an Jugendlichen mit Migrationshintergrund verwiesen, in deren Familien der Handballsport praktisch keine Tradition hätte und die folglich seltener mit dem Sport in Kontakt kämen.
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Im Bergedorfer Raum wehren sich die Clubs mit Engagement und Einfallsreichtum gegen die Krise. So rief der TuS Aumühle-Wohltorf im Frühjahr eine Crowdfunding-Aktion ins Leben und schaffte es so, die nötigen 20.000 Euro für die Finanzierung einer Jugend-Koordinatorstelle auf die Beine zu stellen. Im Sommer lud der Verein zu einem Handball-Camp ein, zu dem immerhin 47 Kinder kamen.
Handball-Camp und Handball-Sommerfest als Magneten für die Jugend
Bereits einen Schritt weiter ist der VfL Geesthacht, der in diesem Sommer bereits sein zweites Camp ausrichtete, bei dem 73 Kinder mitmachten. Eine Ferienwoche lang wurde im Sportzentrum Mercatorstraße trainiert und Beachhandball gespielt. Anschließend gab es dann noch ein großes Handball-Sommerfest für alle Jugend- und Erwachsenenteams. Bei einem Turnier mit gemischten Mannschaften aus Jugendlichen und Erwachsenen konnten sich alle kennenlernen. „Ich war am Bratwurststand, wir haben rund 180 Bratwürste verkauft“, sagt Hans-Werner Schulte stolz.
In den Herbstferien soll es nun eine Ausfahrt nach Tönning geben. „50 Anmeldungen haben wir schon, und es gibt nur 55 Plätze“, freut sich Schulte, dass auch hier die Nachfrage groß ist. „Ohne die Eltern, die uns unterstützen, und die vielen freiwilligen Helfer würde das aber alles nicht gehen.“ Zudem leistet sich der VfL Geesthacht in Gunnar Weber einen hauptamtlichen Jugendtrainer. Das ist die Voraussetzung, um im Nachwuchsbereich zu wachsen. Aber der Aufwand für eine 300-Mitglieder-Abteilung ist enorm.