Lohbrügge. Altersschnitt 20,5 Jahre: Der VfL Lohbrügge bezwingt den Landesliga-Zweiten Hamm United, weil Coach Nikolic seine Talente machen lässt.

Ballverlust und drohendes Gegentor? Oder eine Drucksituation trickreich aufgelöst? Die Ergänzungsspieler des Fußball-LandesligistenVfL Lohbrügge gehen richtig aus dem Sattel: Ihre sogenannte „Holding Six“, der stämmige und nicht so feinmotorisch wirkende Fabian Müller-Blech, dribbelt sich 40 Meter vor dem eigenen Gehäuse riskant aus der Bedrängnis frei und bekommt dafür Ovationen von der Bank. Schön, wenn’s klappt! Peinlich, wenn nicht!

„Bleibt mal ruhig“, versucht VfL-Trainer Elvis Nikolic den jugendlichen Enthusiasmus zu bremsen – denn als Müller-Blech zum feschen Solo ansetzt, ist die Partie gegen das Spitzenteam von Hamm United alles andere als entschieden. Das ändert sich später: Der VfL bezwingt den Tabellenzweiten durch einen genialen Doppelschlag mit 2:0.

VfL Lohbrügge: Talente zwischen Zockerei und Abgezocktheit

Vom Pokal abgesehen ist es der erste Sieg der Lohbrügger in dieser Landesliga-Saison. Vor dem Spiel lagen sie noch auf einem Abstiegsplatz. Ein Überraschungscoup, den sich Nikolic aber sehr gut erklären kann. „Ich bin gar nicht so überrascht, dass wir gewinnen“, betont er. „Ich sehe ja im Training, was die Jungs drauf haben.“

Deren Übermut aber manchmal zu groß sei? „Nein, nein“, wehrt der Cheftrainer ab. Das Durchschnittsalter des erfolgreichen Teams vom Hamm-United-Spiel betrage gerade einmal 20,5 Jahre. Da müsse man eine Zockerei à la Müller-Blech einkalkulieren. Es sei ein schmaler Grat.

Bei Niklas Pietruschka (19) wird Zockerei zur Abgezocktheit. Zunächst streichelt er nahezu tänzerisch die Kugel an HUFC-Keeper Peter Barukcic vorbei, seinen mäßigen Querpass stolpert Jeffery Volkmer dann zur Lohbrügger Führung ins Netz (21.). Beim 2:0 wird Pietruschka so genial freigespielt, dass er in absoluter Torjäger-Manier ins lange Eck vollendet (24.).

Hätte Nikolic geschimpft, wenn Pietruschka die 1:0-Führung durch zu viele Schnörkel versemmelt hätte? „Wir wollen nicht zu viele Kunststückchen“, sagt der Coach salomonisch. „Ich schimpfe nicht, wenn etwas nicht hinhaut. Das nehmen wir in Kauf.“ Dazu sei das, was die vielen VfL-Talente sportlich versprechen, viel zu groß, um als Trainer dazwischenzuschlagen.

Ausgerechnet Abwehrchef Andreas Metzler patzt in Bedrängnis

Einmal aber muss er es tun – ausgerechnet beim Stammesältesten. Fast hätte Abwehrboss Andreas Metzler (33) mit einem missglückten Rückpass die trägen Hammer zurück ins Spiel gebracht, wenn nicht Nebenmann Simon Adam (18) den losspurtenden Stephan Gerstemeyer gelbwürdig gehalten hätte (65.) „Weil er sich zu schade dafür ist, den Ball wegzuschlagen“, regt sich Nikolic auf. Diesmal gab es keine Resonanz unter den Ersatzspielern.

VfL Lohbrügge: Huß (2-3) – Hoffmann (3), Adam (2), Metzler (2), Touré (2) – Fieberg (2-3), Müller-Blech (3), Pavlovic (2-3) ab 87. Nkrumah (-), Pangalos (2-3) ab 46. Manu (3-4) – Pietruschka (2) ab 90.+2 Ildir (-), Karakas (3-4) ab 70. Mohabatzadeh (-)