Geesthacht. Der Name Temirci ist in Geesthacht mit Fußball verbunden. Sümeyra Temirci schlägt andere Wege ein. Und das sehr erfolgreich.

Der Name Temirci ist in Geesthacht fest mit Fußball verbunden. Die Brüder Ayhan (41), Zaffer (43) und Cafer (44) sind Sportinteressierten aus ihrer aktiven Zeit bei einigen Clubs in der Stadt und der näheren Umgebung geläufig. Aktuell ist Ayhan Co-Trainer des FSV Geesthacht, bei dem sich Cafer als 2. Liga-Obmann ums Drumherum kümmert. Sümeyra Temirci (13), Ayhans älteste Tochter, schlägt jetzt neue Wege ein. Sie ist die erste Handballerin in der Familie, die 1970 aus Trabzon (Türkei) nach Geesthacht kam, und die neue Handball-Hoffnung des VfL Geesthacht.

Als erste Nachwuchsspielerin des VfL seit vielen Jahren hat es Sümeyra in den Leistungskader des Handballverbandes Schleswig-Holstein (HVSH) geschafft. Das bedeutet, sie trainiert an einem von drei Landesstützpunkten, wo aus den besten 45 Spielerinnen ihres Jahrgangs (2009) die spätere Landesauswahl gebildet wird. Zusätzlich zum Vereinstraining in der weiblichen C-Jugend geht es nun einmal in der Woche zum Stützpunkttraining nach Bad Schwartau.

Geesthachts neue Handball-Hoffnung stammt aus einer Fußballer-Familie

Zuvor hatte die Rechtshänderin, die links oder rechts im Rückraum eingesetzt wird, ihre handballerischen Fähigkeiten (Technik, Taktik, Motorik) bei einem Sichtungslehrgang unter Beweis stellen müssen. Über diese Sichtungen versuchen der Deutsche Handballbund (DHB) und die ihm angeschlossenen Landesverbände, talentierte Spielerinnen und Spieler in jungen Jahren zu entdecken und gezielt zu fördern.

Sümeyra Temirci beim Handball mit dem VfL Geesthacht in Aktion.
Sümeyra Temirci beim Handball mit dem VfL Geesthacht in Aktion. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Wenn Sümeyra auch in den Trainingseinheiten ihres Leistungsstützpunktes überzeugt, kann sie sich für die schleswig-holsteinische Landesauswahl ihres Jahrgangs qualifizieren. In diesen Kader schaffen es nur etwa die besten 20 Spielerinnen. Sümeyra hat Blut geleckt. „Ich würde schon gerne leistungsbezogen spielen“, sagt sie. Über zwei Freundinnen war die Schülerin der Alfred-Nobel-Schule vor rund 4,5 Jahren zum Handball gekommen.

17 Tore sind ihr schon mal in einem Spiel gelungen. In der Regel trifft sie meist zweistellig. „Meine Stärke ist das Eins-gegen-eins“, sagt sie. Aktuell ist sie leider am Knöchel verletzt. Ob es daran lag, dass ihr VfL-Team am Wochenende eine hohe Niederlage kassiert hat? „Der Gegner war schwer“, sagt sie.

„Handball ist hart, aber ehrlich“

Vater Ayhan, dem die Tochter eingangs noch einige Handball-Regeln erklären musste („Jetzt kennt er sie besser als manch Schiedsrichter“), ist etwas Anderes wichtig. „Handball ist hart, aber ehrlich. Mir gefällt, dass jeder, der etwas gegen den Schiedsrichter sagt, sofort eine Zwei-Minuten-Strafe bekommt. Da reicht schon ein ,Was?’ zur Entscheidung. Das hätte ich früher beim Fußball auch gebraucht“, sagt Vater Ayhan Temirci, der zugibt, viel in Sachen Handball unterwegs zu sein, seitdem Sümeyra spielt. „Fußball ist nur noch Nebensache.“

Zum Stützpunkttraining wurde inzwischen mit Greta Irrek noch eine zweite Geesthachter-Spielerin des Jahrgangs 2009 eingeladen, die beim Sichtungstraining verletzt passen musste. „Dies ist auch ein Ergebnis der guten Jugendarbeit, die wir seit einigen Jahren leisten,“ zeigt sich VfL-Jugendwart Stefan Damm begeistert. Anders als Sümeyra Temirci hat Greta Irrek jedoch einen Handball-Hintergrund. Ihr Opa ist Jürgen Langhof, ein bekannter Handballer aus der Elbestadt.