Dassendorf. Vandalen versuchten, die Saisoneröffnung in der Fußball-Oberliga zu torpedieren. Die sportliche Antwort des Serienmeisters war heftig.
Als die Verantwortlichen der TuS Dassendorf am Sonnabendmorgen die Anlage am Wendelweg betraten, bekamen sie einen Schock. Vandalen hatten in der Nacht die Tornetze zerschnitten und die beiden Elfmeterpunkte ausgegraben, offenbar in dem Bestreben, die Eröffnungsfeier der Fußball-Oberliga zu torpedieren.
Sie sollten scheitern: Die Eröffnung ging wie geplant über die Bühne, und die Fußballer der TuS Dassendorf zeigten sich von den Vorkommnissen gänzlich unbeeindruckt: Sie überrannten Concordia auch ohne Stürmerstar Martin Harnik (muskuläre Probleme) mit 5:1, wobei Harnik-Ersatz Len Aike Strömer als dreifacher Torschütze herausstach.
Fußball-Oberliga: TuS Dassendorf spielt sich nach dem 2:0 in einen Rausch
„Ich habe halt da gestanden, wo ,Hanno’ sonst steht“, brachte Strömer seinen erfolgreichen Auftritt hinterher auf eine einfache Formel. Dassendorfs Neuzugang Ashton Götz hatte den Torreigen eröffnet, als er ein lehrbuchmäßiges Zuspiel von Spielmacher Zhi-Gin Lam verwertete (24.). Noch vor der Pause legte Mattia Maggio zum 2:0 nach (34.). Dieses Tor war ein Geschenk von Gäste-Keeper Jan Hoffelner, der beim Abschlag an der Strafraumgrenze buchstäblich mit dem Kopf durch die Wand wollte und TuS-Spieler Oliver Doege anschoss. Der reagierte blitzschnell, bediente Maggio, der dann keine Mühe mehr hatte.
„Am Anfang hat uns Concordia ganz schön vor Probleme gestellt“, analysierte Strömer. „Man merkt, das es eine junge Mannschaft ist. Das sind alles Jungs, die Gas geben wollen.“ Im Schnitt sei sein Team 21 Jahre alt und 32 Kilometer pro Stunde schnell. Das hätten Lauftests ergeben, gab „Cordis“ Sportlicher Berater Stefan Kohfahl zu Protokoll, der den urlaubenden Coach Thomas Runge vertrat.
Len Aike Strömer gelingt Hattrick: „Das kostet eine Kiste“
Doch bei allem jugendlichen Ungestüm: So schnell wie der Ball sind die Concordia-Spieler dann eben doch nicht, und wenn die Dassendorfer mit ihren Passstafetten die Kugel laufen ließen, dann wirkte das schon phasenweise wie ein Klassenunterschied. In der zweiten Hälfte traf Strömer zunächst aus neun Metern zum 3:0 (49.) – wieder auf Vorarbeit von Zhi-Gin Lam – und bugsierte anschließend eine Maggio-Flanke artistisch zum 4:0 ins Tor (58.).
Kurz darauf war der 32-Jähre nach einer Ecke des eingewechselten Sven Möller erneut zum 5:0 zur Stelle (62.). Der Hattrick war damit perfekt. „Das kostet eine Kiste, das haben die Jungs schon gesagt“, fügte sich Len Aike Strömer in sein Schicksal, etwas Flüssiges für die nächste Mannschaftssitzung stiften zu müssen. Es dürfte ihm leicht fallen: In der gesamten vorangegangenen Saison waren ihm nur vier Tore gelungen. „Mein Saisonziel sind 20 Torbeteiligungen“, sagte Strömer. „Dabei ist es mir egal, ob ich sie selbst schieße oder vorbereite.“
522 Zuschauer machten die Partie zu einem Fußball-Festtag
Der Ehrentreffer für die Gäste zum 1:5 durch Louis Jacobs (85.), der früher für Lohbrügge und Curslack gespielt hat, hatte dann nur noch statistischen Wert. „Wir sind natürlich hochzufrieden“, resümierte TuS-Coach Thomas Seeliger. „Aber gegen einen cleveren Gegner hätten wir uns heute bestimmt das eine oder andere Tor mehr eingefangen. Wir müssen an unserer Stabilität arbeiten.“
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Nichts zu beanstanden gab es hingegen an der Kulisse: 522 Zuschauer ließen die Partie bei bestem Wetter zu einem Fußball-Festtag werden. Und neben Hattrick-Held Strömer hatte dieses Spiel auch viele weitere Helden im Hintergrund, die Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatten, um dieses Spiel nach dem Vandalismus-Anschlag überhaupt möglich zu machen.
Die Helden hinter den Kulissen leisteten ganz Arbeit
Es ist das Team um Frank Flatau, Spielausschuss-Vorsitzender im Hamburger Fußball-Verband und „Mädchen für alles“ bei der TuS, den man hektisch über die Anlage eilen sah. „Nach unserem Anruf am Sonnabendmorgen war der Gemeindemitarbeiter Johann Knop innerhalb von zehn Minuten vor Ort“, lobte Flatau.
So schnell lässt sich eben ein Dorf wie Dassendorf nicht von ein paar randalierenden Deppen unterkriegen. Am Rand der Anlage wurde passende Rasenstücke herausgeschnitten und an den Elfmeterpunkten eingesetzt. Ersatznetze vom Nebenplatz wurden mit Kabelbindern passend gemacht. TuS-Mäzen Michael Funk überredete zwei Sponsoren, mit vierstelligen Spenden die Unkosten zu begleichen. „Also kein Protestgrund?“, fragte Kohfahl, der trotz der deutlichen Niederlage seine gute Laune nicht verloren hatte. Nein, in Dassendorf steht alles zum Besten.
TuS Dassendorf: Gruhne – Kleine, Ahlschwede, Sowah, R. Carolus – Dettmann, Doege – Lam (72. Dittrich) – Maggio (72. Blohm), Strömer (67. Kurczynski), Götz (67. Celikten)