Dassendorf. Nach der titellosen Saison will der Fußball-Oberligist mehr Konkurrenz in der Offensive. Der größte Trumpf aber ist der neue Trainer.
Auf Schlacke? Au Backe! So ähnlich reagierten die Oberliga-Fußballer der TuS Dassendorf, als ihnen der Kreisliga-Aufsteiger SC Hamm 02 als Erstrundengegner im Lotto-Pokal zugelost wurde. Aus sportlicher Sicht musste sich der achtmalige Hamburger Meister keine Sorgen machen. Doch auswärts um 11 Uhr morgens auf einem der letzten Grandplätze in der Hansestadt antreten zu müssen – ein Albtraum!
Nur ein Akteur fieberte der Partie entgegen: Ashton Götz. Die Dassendorfer Neuerwerbung vom Regionalligisten SV Drochtersen/Assel wurde einst bei Hamm 02 ausgebildet, bevor er in die Jugendabteilung des HSV wechselte und dort später zu elf Bundesliga-Einsätzen kam. 15 Jahre nach seinem Abschied vom „Ernsti“, wie die Ernst-Fischer-Sportplätze an der Wendenstraße im Arbeiterquartier liebevoll gerufen werden, kehrte Götz nun an seine alte Wirkungsstätte zurück.
TuS Dassendorf – Verpflichtung von Ashton Götz kurbelt Konkurrenz an
Beim 6:0-Sieg der TuS feierte er sein Pflichtspiel-Debüt für den Vizemeister – und nach etlichen Jahren als Berufsfußballer sein Comeback im Amateurbereich. Die Verpflichtung des 30-Jährigen ist ein weiterer spektakulärer Dassendorfer Transfer. Aber eben inzwischen auch ein typischer. Denn der Offensivmann ist bereits der zehnte Spieler mit HSV-Vergangenheit im Aufgebot des Fünftligisten.
„Zu uns kommen halt gerne die, die mit oben fertig sind“, erklärt Sportchef Jan Schönteich. Die ehemaligen Berufskicker eint, dass sie zwar weiter ambitioniert (und ordentlich bezahlt) Fußball spielen wollen, mit dem Profitum aber abgeschlossen haben.
Dassendorfer Offensivspiel war zu sehr von Martin Harnik abhängig
Götz wäre dabei beinahe schon vor zwei Jahren am Wendelweg gelandet, wie Schönteich verrät: „Es war damals schon alles ausverhandelt. Dann hat er sich aber nicht getraut, bei Drochtersen zu gehen. Ich hatte das Vertragskonstrukt noch in der Schublade. Er rief mich jetzt und fragte, ob wir noch auf der Suche sind. Dann haben wir uns getroffen, ich habe den alten Vertrag mitgenommen und den hat er unterschrieben. Er hat auch nicht nachverhandelt. Es war überragend, das ist ein geiler Typ, der passt hier hin.“
Nun soll der 30-Jährige die TuS in der Offensive weniger ausrechenbar machen. Denn in der vergangenen Saison war Dassendorf zu sehr von Kapitän Martin Harnik abhängig. Der frühere österreichische Nationalspieler erzielte zwar sagenhafte 46 Treffer, überbot damit den uralten Oberliga-Rekord und stellte eine bundesweite Fünftliga-Bestmarke auf. Zum Titelgewinn reichte es aber trotzdem nicht.
Der frühere Schwarzenbeker Tolga Celikten ist vielseitig einsetzbar
Vor allem deshalb, weil Harniks Nebenleute zu wenig Torgefahr entwickelten. „Wenn wir von Martins 46 Toren 20 abziehen, dann sind wir Neunter“, rechnet Schönteich vor. „Das geht so nicht! Wir wollen das vorne auf mehrere Schultern verteilen. Dafür haben wir Ashton geholt, um mehr Torgefahr zu entwickeln und andere Leute mehr unter Druck zu setzen.“
Neben Götz wurde in dem früheren Schwarzenbeker Tolga Celikten, der sowohl als Außenverteidiger wie auch im Mittelfeld spielen kann, lediglich ein weiterer Akteur verpflichtet. Verwunderlich in Anbetracht der verpassten Meisterschaft sowie des frühen Scheiterns in der dritten Pokalrunde. Ist Schmalhans bei der TuS auf einmal Küchenmeister?
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„Nein“, entgegnet Schönteich. Der Sportchef sieht in den wiedergenesenen Maximilian Dittrich, Sven Möller, Jordan Brown und Muhammed Özalp, die zuletzt keine Rolle spielten, ebenfalls Neuzugänge. „Das sind ja keine Spieler für die Kaderplätze 17 bis 23“, hebt der 55-Jährige hervor. Sollten aber bei den Rückkehrern Komplikationen auftreten – immerhin musste Dittrich wegen einer Schambeinentzündung fast drei Jahre lang pausieren – wird die TuS nachbessern. „Es kann schon sein, dass wir noch etwas machen“, sagt Schönteich.
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Bis zum 31. August ist das Wechselfenster noch offen. Doch bisher gibt es keinen Grund, aktiv zu werden. Die Vorbereitung liefen unter dem neuen Coach Thomas Seeliger, der die Nachfolge des Duos Thomas Hoffmann/Peter Martens antrat, glänzend. Der langjährige Erst- und Zweitliga-Profi und vormalige Trainer des Regionalligisten Weiche Flensburg scheint bei den Spielern den richtigen Ton zu treffen.
Sportchef Schönteich lobt Coach Seeliger: „Uneingeschränkt klasse“
Thomas Seeliger ist der erste Trainer mit Fußballlehrerschein in der Vereinsgeschichte der TuS Dassendorf. Als „uneingeschränkt klasse“, lobt Schönteich seine Arbeit und sein Auftreten: „Auch was ich an Rückmeldungen bekomme und beobachte, gibt es da überhaupt nichts zu beanstanden.“
Bei dem in Norderstedt wohnenden Seeliger war es wie bei vielen Ex-Profis, die Dassendorf in den vergangenen Jahren holte. „Wir haben jahrelang immer mal Kontakt gehabt. Wir haben zu ihm gesagt, wenn du irgendwann mal so weit bist, dass oben Schluss ist, dann kommen wir ins Spiel. Und genau so ist es gekommen“, verrät Schönteich.
TuS Dassendorf muss in dieser Saison einen Titel holen
Die Erwartungshaltung an den 56 Jahre alten Übungsleiter ist hoch. „Ja, wir stehen unter Druck, den machen wir uns zuallererst auch selbst. Wir müssen diese Saison einen Titel holen. Sonst ist es einfach wieder eine enttäuschende Saison“, fordert Schönteich. Seeliger schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir müssen die Mannschaft sein, die es zu schlagen gilt.“
Nach dem geglückten Pflichtspiel-Auftakt auf Schlacke gegen Hamm wartet am Sonnabend (12 Uhr, Wendelweg) im Oberliga-Eröffnungsspiel mit dem WTSV Concordia ein anderes Kaliber auf die TuS. Für Neuzugang Götz hat auch sein zweites Pflichtspiel im Dassendorfer Dress wieder eine ganz besondere Note. Denn bevor er damals zum SC Hamm 02 wechselte, spielte der Offensivmann für: Concordia!