Kirchwerder. Gala-Vorstellung des SC Vier- und Marschlande gegen den SV Curslack-Neuengamme. Was den begeisterten Fans geboten wurde.
Wer die Landesliga-Fußballer des SC Vier- und Marschlande mit ein paar Euro oder Sachleistungen unterstützt, der wurde am Sonnabendnachmittag im Deichderby gegen den SV Curslack-Neuengamme nicht nur bestens unterhalten, sondern auch vorzüglich bewirtet. Erstmals gab es einen VIP-Bereich für die „very important people“, also die „sehr wichtigen Menschen“.
Hinter einem der Fangzäune des Sportplatzes am Zollenspieker waren ein paar Tische aufgebaut worden, auf denen feine weiße Decken lagen. Abgesperrt war die Zone mit Polizei-Flatterband. Bei Kaffee, Bier und Wurst plauderten die Gönner über dies und das. Moderiert wurde der Smalltalk vom früheren Vier- und Marschländer Ligaspieler Peter Marks, zuletzt A-Jugend-Coach und nun Sponsoren-Betreuer. „Ich bespaße ein bisschen die Leute“, witzelte er 46-Jährige, der in Fußballkreisen nur „Beate“genannt wird.
Aufsteiger SCVM bezwingt Curslack mit 3:1 – und das völlig verdient
Als die Mannschaften zu den dramatischen Klängen des Hits „Two steps from hell“ („Zwei Schritte bis zur Hölle“) einliefen, hatten sich die Sponsoren dann aber unter die anderen 427 zahlenden Zuschauer am „Spieker“ gemischt. Von der Seitenlinie oder der Tribüne aus wurden sie Zeugen einer riesigen Überraschung. Denn Aufsteiger SCVM, der im Pokal sang- und klanglos gegen den klassentieferen TuS Aumühle-Wohltorf rausgeflogen war (1:4) und zum Ligaauftakt beim SC Vorwärts-Wacker Billstedt (1:5) viel Lehrgeld bezahlt hatte, bezwang den Oberliga-Absteiger mit 3:1 – und das völlig verdient.
„Es war ein besonderes Spiel und eines, das eine Saison in eine andere Richtung drehen kann“, freute sich SCVM-Coach Alexander Müller. „Den Leuten, die sagen, dass wir mit dieser jungen Truppe in der Landesliga Probleme kriegen werden, konnten wir heute zeigen, dass wir in dieser Liga genau richtig aufgehoben sind. Das finde ich schön.“
SVCN-Coach Bernhardt: „In Fünfhausen hätten wir sie auseinandergespielt“
Seine Mannschaft zeigte sich von Beginn an von der für sie ungewohnt großen Kulisse sowie dem individuell besser besetzten Gegner unbeeindruckt. Mit ganz viel Herz und ebenso viel Hirn bespielte der Außenseiter Curslack auf dem Plastikgrün am „Spieker“, auf das der SCVM ausgewichen war, weil der Naturrasen in Fünfhausen wegen des Dauerregens zu tief war.
„Dort hätten wir sie vielleicht auseinandergespielt“, mutmaßte SVCN-Coach Sascha Bernhardt. So aber kam seine Elf mit den besonderen Gegebenheiten des kleinen Ausweichplatzes überhaupt nicht zurecht. „Wir haben einen komplett gebrauchten Tag erwischt“, seufzte der Curslacker Trainer.
Pascal Bäker bringt Curslack schon nach drei Minuten in Front
Dabei hatten die Gäste einen Start nach Maß: Bereits nach 180 Sekunden brachte Angreifer Pascal Bäker die Gäste per Abstauber in Führung. „Davon haben wir uns blenden lassen. Wir haben gedacht, dass das dann so weiter geht. Aber das funktioniert nicht, weil wir dazu als ganze Mannschaft noch zu fragil sind“, resümierte Bernhardt.
Tatsächlich offenbarte der Favorit nach dem frühen 1:0 große Abstimmungsprobleme in der Rückwärtsbewegung und ließ sich von dem jungen SCVM-Team zudem den Schneid abkaufen. Hinzu kamen individuelle Aussetzer wie das völlig unnötige Foul von Stjepan Brkic im eigenen Strafraum an David Toth. Den fälligen Elfmeter verwandelte Janik Wagner sicher zum 1:1 (6.).
Traumtor: SCVM-Stürmer David Toth trifft genau in den Winkel
Nach dem raschen Ausgleich herrschte in Curslacks Abwehr Chaos. Der Bernhardt-Elf mangelte es vor allem auf der rechten Seite, auf der erst Brkic und dann Fabian Knotternus unglücklich agierten, an Zugriff und Übersicht. Der SCVM initiierte einige gefährliche Angriffe, von denen Toth einen mit einem Traumtor aus 18 Metern in den Giebel zum 2:1 abschloss (15.).
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Erst Mitte des ersten Abschnitts kam Curslack wieder einige Male gefährlich vor das Gehäuse des stets aufmerksamen Keepers Patrick Möller. „Wir hätten ja auch noch ein paar Treffer erzielen können“, sagte Torsten Henke, Sportlicher Leiter des SVCN, zur Pause. Sein größter Kritikpunkt: „Wir haben den SCVM zum Toreschießen eingeladen.“
„Fußballspielen macht auf diesem kleinen Platz keinen Sinn“
Henke erkannte, „dass Fußballspielen auf diesem kleinen Platz keinen Sinn macht“. Das sah auch Bernhardt so („Das kannst du knicken“) und forderte seine Curslacker dazu auf, im zweiten Abschnitt primär mit langen Bällen zu operieren. Weil auch die Gastgeber so agierten, wurde das Mittelfeld zur verwaisten Zone. Das Spiel war – anders als die Wurst im VIP-Bereich – kein Leckerbissen.
Dramatisch aber blieb das Geschehen trotz vieler fußballerischer Unzulänglichkeiten. Während der SVCN verzweifelt anrannte, aber vor dem Tor zu unentschlossen war, nutzten die Hausherren eine ihrer wenigen Möglichkeiten zum 3:1. Nach Vorlage von Sandro Schraub war es erneut Toth, der den guten SVCN-Keeper Leon Giese mit einem Flachschuss ins kurze Eck bezwang (66.).
Erst ging es um die Wurst, dann zurück zu den Bratwürsten
Zwar blieb den Gästen noch genug Zeit, um der Partie eine Wende zu geben. Aber ihnen mangelte es an Ideen und Durchschlagskraft, um den im Kollektiv toll verteidigenden SCVM noch einmal ernsthaft in Bredouille bringen zu können. Nach dem Schlusspfiff gab es von den Rängen viel Applaus für das Müller-Team bei seiner verdienten Ehrenrunde – und für die VIPs weitere Würste und Kaltgetränke.
Sponsoren-Betreuer Marks konnte mit sich und der Welt im Reinen sein. Er hatte nicht nur die Geldgeber bestens bewirtet, sondern auch einen Anteil am Sieg: Denn in der Trainingswoche vor dem Derby hatte der 46-Jährige ein Lauftraining der Mannschaft geleitet.
SCVM: Möller – Wagner, Czech, Kohlepp, Schlufter – Kahl, Dabelow (87. Dabelow), Busch (67. Liem), Sander (61. Polster) – Schraub, Toth (87. Marks)
SVCN: Giese – Brkic, Moritz, Schalitz, Wilhelm – Bombek (75. Holz), Knotternus, Winterfeld (57. Osman), Rump, Mokhlis (52. Hamann) – Bäker