Düneberg. Wenige Tage vor dem Meisterschaftsfinale verkündet der 40-Jährige seinen Wechsel zu einem anderen Verein. Wie er das begründet.
Es war eine regelrechte Bombe, die da in der Umkleidekabine des Düneberger SV platzte. Trainer Dennis Tornieporth verkündete seiner Mannschaft beim Dienstagstraining, dass er künftig nicht mehr die sportlichen Kommandos am Silberberg geben wird. Er wechselt zum Saisonende zum Lüneburger SK Hansa, der momentan in der Oberliga Niedersachsen auf einem Abstiegsplatz steht und einen Neuanfang in der Landesliga plant. „Ich habe für mich beschlossen, dass der erfolgreiche Weg, den wir miteinander gegangen sind, für mich zu Ende ist“, sagte Tornieporth auf Nachfrage der Sportredaktion.
Den Verein traf diese Entwicklung gänzlich unvorbereitet. Tornieporth hat beim DSV eigentlich noch einen Vertrag bis 2024, besitzt aber eine Ausstiegsklausel, die er nun ziehen wird. Ein Szenario, auf das man am Silberberg offenbar nicht gefasst war. „Schade, dass wir von diesem Wechsel abrupt überrascht wurden“, schreibt der 2. Vorsitzende und Ligabeauftragte Thomas Nowottnick in der offiziellen Pressemitteilung des Düneberger SV und versichert: „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer neuen Trainerlösung.“ Nach Informationen der Sportredaktion sollen die Gespräche mit einem Nachfolger in der Tat schon recht fortgeschritten sein.
Paukenschlag beim Düneberger SV: Trainer Tornieporth geht
Völlig offen ist aber, was der neue Mann an der Seitenlinie dann in Düneberg vorfinden wird. Angeblich sollen sich bis zu zehn Spielern des Kaders mit Abwanderungsgedanken tragen. „Es ist ja klar, dass der Großteil der Spieler wegen mir beim DSV spielt“, betont Tornieporth. „Ich muss meinen Hut davor ziehen, dass sie trotz des schlechten Kunstrasens immer wieder zum Training kommen und ihre Gesundheit riskieren.“ Gerüchten aus Fußballerkreisen, dass der beste DSV-Spieler Corvin Behrens dem Coach als spielender Co-Trainer nach Lüneburg folgt, trat Tornieporth vehement entgegen: „Das ist totaler Unfug! Corvin hat zwar gesagt, dass er nur noch unter mir spielen will, weil er sich mit 36 Jahren nicht mehr an einen neuen Trainer gewöhnen will. Aber für ein Traineramt steht er nicht zur Verfügung.“
Brisant bleibt der Zeitpunkt wenige Tage vor dem entscheidenden letzten Landesliga-Spiel gegen Vorwärts-Wacker Billstedt (Sonntag, 15 Uhr, Silberberg). „Ich fand es fair, den Verein sofort zu informieren, als mein Entschluss feststand“, erläuterte Tornieporth. „Zuvor hatte es bereits Gespräche mit dem LSK gegeben, aber das waren halt nur Gespräche. Unterschrieben ist bisher noch nichts, aber jetzt würde ich es durchziehen, wenn es sich ergibt. Für mich ist die Aufgabe in Lüneburg eine Riesenherausforderung und die Chance, noch einmal in einem ganz anderen Rahmen zu arbeiten. Aber der Düneberger SV bleibt mein Herzensverein.“
Tornieporth spielte unter anderem für den FC St. Pauli und Holstein Kiel
Dennis Tornieporth, der als Profi unter anderem für den FC St. Pauli, Holstein Kiel und Kickers Emden auflief, stammt aus der Jugend des DSV und ließ bei seinem Heimatverein 2015 seine aktive Karriere ausklingen, bevor er Trainer wurde. In sieben Jahren führte er die Geesthachter von der Kreisliga bis in die Landesliga. „Der DSV dankt Dennis Tornieporth für seine außergewöhnlichen Leistungen und wünscht ihm auf seinem weiteren sportlichen Berufsweg alles Gute und viel Erfolg“, schlägt Nowottnick versöhnliche Töne an. Und vielleicht klappt es für die Geesthachter ja sogar noch mit dem Sprung in die Oberliga. Derzeit ist der DSV mit einem Punkt Rückstand Zweiter hinter Tabellenführer ETSV Hamburg, der am Sonntag bei Kosova antreten muss (15 Uhr, Slomanstraße). Schon jetzt ist es die erfolgreichste Spielzeit für den Düneberger SV seit 50 Jahren.
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Sollte der DSV die „Eisenbahner“ am letzten Spieltag noch abfangen, wäre die Meisterschaft und damit auch der Aufstieg in die Oberliga perfekt. Als Zweiter müsste der DSV in die Relegation gegen den Zweiten der Hammonia-Staffel (Barmbek-Uhlenhorst oder Halstenbek-Rellingen). Der Sieger steigt auf. Der Verlierer hingegen müsste dann darauf hoffen, dass ein Hamburger Oberligist – Eimsbütteler TV oder Altona 93 – den Aufstieg in die Regionalliga schafft, um noch aufzusteigen.
ETSV und Düneberg sind besser als viele Meister der Vergangenheit
Die Chancen sind also ganz gut, dass sich der ETSV Hamburg und der Düneberger SV in der kommenden Saison in der Oberliga wiedertreffen. Verdient wäre das, beide Vereine spielen eine überragende Saison. „Mit den 74 Punkten, die wir als Tabellenzweiter bereits geholt haben, stünden wir in vielen anderen Jahren längst als Meister fest“, erinnert Tornieporth. In der Tat: Im Jahr 2014 hatte mit dem Buxtehuder SV (75 Zähler) zuletzt ein Landesliga-Meister mehr Punkte, als der DSV momentan aufzuweisen hat.
Auch wenn sein Abschied vom Silberberg nun feststeht, möchte Tornieporth die Dinge beim Saisonfinale nicht schleifen lassen. „Für mich als Sportsmann ist es eine Selbstverständlichkeit, alles zu tun, um dieses Spiel zu gewinnen“, streicht er heraus. „Die Partie gegen Billstedt ist ein ,Dankespiel“ für viele Spieler, die sich um den Verein verdient gemacht haben.“ Eines ist derweil jetzt schon klar: Der Düneberger SV steht vor einem spannenden Sommer.