Bergedorf. Premiere im „Plietsch“: Kultur- & Geschichtskontor blickt zurück – auch auf einen Historiker-Streit. Zum Auftakt viel Programm für Kinder.

Die erste Ausstellung im neuen „Plietsch“ am Sachsentor erinnert an einen Skandal: „850 Jahre Bergedorf“ feierte der Bezirk anno 2012 mit diversen Projekten und Großereignissen, darunter auch ein Empfang im Haus im Park, zu dem die Bürgermeister der einstigen Landesherren Bergedorfs kamen: Olaf Scholz aus Hamburg und sein Lübecker Amtskollege Bernd Saxe. Doch kurz zuvor stellte das Kultur- & Geschichtskontor fest: Bergedorfs erste Erwähnung stammt sehr wahrscheinlich erst aus dem Jahr 1163 – es wurde 2012 also „nur“ 849 Jahre alt.

Gefeiert wurde natürlich trotzdem, aber es entbrannte ein Historiker-Streit, der nun Teil der Schau im „Plietsch“ ist: Wann genau wurde das Kirchspiel „Bergerdorp“ dem Bistum Ratzeburg zugeordnet? Die entscheidende Urkunde ist nämlich nicht erhalten geblieben, sondern stammt aus einer Dokumenten-Sammlung von 1740, an deren Rand handschriftlich das Datum 1163 eingefügt wurde. Entsprechend heißt die neue Ausstellung nun „860 Jahre Bergedorf“.

Ausstellung im „Plietsch“ täglich geöffnet – Kinderprogramm immer donnerstags

Am Freitag feierlich eröffnet, ist sie im „Plietsch“ am Sachsentor 23/Ecke Bergedorfer Markt bis zum 13. Oktober zu sehen. Die Öffnungszeiten stehen bisher nur für die erste Woche fest: Von Montag bis Donnerstag ist „860 Jahre Bergedorf“ jeweils von 10 bis 16 Uhr zu sehen, am Freitag von 13 bis 16 Uhr. In dieser Zeit wird das Team des Kultur- & Geschichtskontors vor Ort sein, das die Schau konzipiert hat.

Haben die Ausstellung
Haben die Ausstellung "860 Jahre Bergedorf" ins Plietsch am Sachsentor gebracht: Katja Stüber, Johanna Salzbrunner und Caroline Bergen (v. li.) vom Kultur- & Geschichtskontor © BGZ | Ulf-Peter Busse

Für die Historiker ist es die erste Ausstellung seit Jahren, weil ihre Räume am Reetwerder 17 zu klein geworden sind: „Unser Archiv hat durch diverse Zugänge deutlich mehr Platzbedarf, ebenso wie unser Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen. Da bleibt auf unseren 120 Quadratmetern, die wir hier seit Anfang der 1990er-Jahre mieten, leider kein Raum mehr für Präsentationen“, sagt Kontor-Leiterin Caroline Bergen.

Kultur- & Geschichtskontor hofft auf neue Räume mitten in Bergedorfs City

Entsprechend legen die Historiker viel Engagement und große Hoffnungen in die Premiere im Sachsentor: Seit Jahren träumen sie von größeren Räumlichkeiten, die möglichst zentral in der Bergedorfer Innenstadt liegen. Auch weil sie glauben, das vielseitige Engagement für die hiesige City der Zukunft um den Faktor Identität ergänzen zu können – und zwar für alle Altersgruppen.

Konkret ist die Schau im „Plietsch“ deshalb sogar als Doppelausstellung konzipiert. Neben vielfältigen Einblicken in die 860-jährige Geschichte Bergedorfs mit historischen Filmausschnitten und viel Bezug zur Gegenwart, gibt es im Obergeschoss einen Bereich für Kinder. Dort wird Museumspädagogin Johanna Salzbrunn in den kommenden vier Wochen immer donnerstags von 14 bis 17 Uhr Programm für den Nachwuchs anbieten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Alle Details zum Begleitprogramm und zur Ausstellung selbst finden sich unter www.geschichts-kontor.de sowie als Aushang am „Plietsch“. An gleicher Stelle ist übrigens schon die nächste Ausstellung des Kultur- & Geschichtskontors vorgesehen, wenn am 24. November sein neues Buch erscheint. Der Arbeitstitel lautet „Festgehalten – ein Blick auf Bergedorf durch die Zeit“.