Bergedorf. Sanierung von Straßen und Wegen läuft, eine Großbaustelle kündigt sich an. Ein besonderes Thema ist das Natursteinpflaster.
Noch bis Mitte Juni geben Bauarbeiter den Ton an auf dem Gelände der Sternwarte. An verschiedenen Stellen im Park wird Hand an die Wege gelegt. Wer allerdings glaubt, die Arbeiten könnten eine erste Reaktion des Hausherren, der Universität Hamburg, auf die gescheitere Bewerbung als Weltkulturerbe sein, sieht sich getäuscht: „Es handelt sich um Ausbesserungsarbeiten, um das Beseitigen von Unebenheiten und Stolperfallen“, sagt Uni-Sprecher Alexander Lemonakis.
Im Dezember 2023 hatte die Expertenkommission der Kultusministerkonferenz Bergedorf Welterbe-Träume platzen lassen, weil der Zustand der Sternwarte bei einem Ortstermin als ungepflegt erlebt wurde. Die Experten werteten das als Indiz, dass es im Wirrwarr der Zuständigkeiten der Hamburger Behörden keinen Motor für eine Zukunft des Observatoriums als Weltkulturerbe gebe. Und somit auch kein Konzept, wie sich die von ihrer Bedeutung und Geschichte her eigentlich geeignete Anlage öffentlich präsentieren soll.
Alte Fahrwege wurden vor Jahrzehnten einfach mit Asphalt übergossen
Als eines der sichtbaren Indizien für den unsachgemäßen Umgang mit dem Bergedorfer Schatz führte die Kommission die alten Fahrwege im Park an. Ihr Original-Kopfsteinpflaster sei zwar noch vorhanden, aber vor Jahrzehnten einfach mit Asphalt übergossen worden, der jetzt an vielen Stellen auch noch unkontrolliert abplatzt.
Die schlimmsten Schwachstellen bessert jetzt eine Straßenbaufirma aus, die auch die Fußwege von Unebenheiten befreit. Das Natursteinpflaster der alten Fahrstraßen wird dafür allerdings nicht freigelegt, sondern in Teilstücken ganz entfernt und durch Betonsteine ersetzt. „Diese Arbeiten werden noch mindestens zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen“, sagt der Uni-Sprecher.
Sielarbeiten sind erstmal wichtiger als das Freilegen des Natursteinpflasters
Auch danach werde nicht etwa das Natursteinpflaster vom Asphalt befreit, sondern eine ganze andere, für die Funktionalität der Sternwarte als Forschungsstandort und Besuchermagnet wichtige Arbeit vorgezogen: Es gehe um dringend erforderliche Sielarbeiten, die bei Kamerafahrten durch das Abwassersystem entdeckt wurden. „Dafür wird aktuell eine Projektplanung aufgestellt, auf deren Basis wir dann das Kostenvolumen ermitteln.“ Wann genau Baustart ist, sei noch nicht zu terminieren.
Erst danach dürfte auch der Toiletten-Container verschwinden, der noch zwischen dem Café Stellar und dem benachbarten Sonnenbau stehe. Er soll mittelfristig durch neue Sanitäranlagen im Sonnenbau überflüssig werden.
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Erst wenn das alles erledigt ist, könnte sich die Universität vorstellen, eventuell das Natursteinpflaster vom Asphalt zu befreien. Ob und wann, lässt Alexander Lemonakis auch auf konkrete Nachfrage unserer Zeitung offen: „Aktuell erfolgen nur Arbeiten zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit.“
Immerhin einen kleinen Sieg kann der Denkmalschutz bereits feiern: Die in Kooperation mit dem Bund Umwelt- und Naturschutz mitten zwischen den Kuppelbauten eingerichteten Wildbienen-Biotope haben jetzt keine Nistwand für Insekten mehr. Für die war der Sand am leicht erhöht liegenden Meridiankreis-Gebäude abgegraben worden. Dabei gilt es samt seines Walls als wichtig für den Titel Kulturerbe von nationalem Rang, den die Sternwarte schon seit 2008 trägt. Hier haben die Bienenschützer jetzt eingelenkt.