Hamburg. Erster Entwurf sprengt den finanziellen Rahmen. Scheidender Chef erklärt das neue Konzept – und wann mit dem Bau begonnen werden soll.
Das Schild am Curslacker Neuen Deich in Bergedorf weist schon lange den Weg in Richtung Zukunft: „Vorbereitungs- und Erschließungsarbeiten 2023/24 für den Körber Campus“ ist dort zu lesen. Nur Bauarbeiten waren bisher nicht zu sehen. Das soll sich zwar im Juni oder Juli mit der Straßenherstellung ändern – doch bis die Fabrik der Zukunft der Hauni/Körber Technologies im Innovationspark steht, ist es noch ein langer Weg. Denn die Pläne für den Körber Campus mussten bei relativ weit fortgeschrittener Planung noch einmal umgekrempelt werden.
„Wir haben uns die gesamten Kosten angeschaut und mussten dann feststellen, dass die Kostensteigerungen wie überall in der Bauindustrie auch an uns nicht spurlos vorbeigehen“, stellt Jürgen Spykman, Geschäftsführer der Körber Technologies GmbH, fest. „Im Herbst 2023 haben wir deshalb entschieden, dass wir unsere Planung noch mal umstellen.“
Körber Campus Bergedorf zu teuer: Hauni ändert Plan für Fabrik der Zukunft
Die konkreten Summen, um die es geht, mag er zwar nicht nennen. Doch der Ursprungsplan von vor einem Jahr – ein quadratischer Bau mit etwa 52.000 Quadratmetern Fläche und begrünten Innenhöfen – war so nicht zu halten. Zum Beispiel das Bürogebäude, das in der Mitte des Campus als höherer Bau herausragte und einen Innenhof begrenzte: „Das wäre in der Form sicher schön gewesen – aber auch weit mehr als Branchenstandard“, stellt Spykman fest. Kurzum, es war alles zu teuer.
Die Pläne wurden also geändert und in Teilen abgespeckt. Der neue Körber Campus wird nun ein kompakterer, leicht L-förmiger Hallenkomplex mit einem Kopfanbau: Das Bürogebäude liegt wie ein Riegel vor der Fabrik. Mit rund 50.000 Quadratmetern ist der neue Campus etwas kleiner bemessen, doch nicht in den wesentlichen Bereichen Produktion, Entwicklung, Fertigung und Logistik, die mit 39.000 Quadratmetern sogar größer sind als in der ersten Variante.
Hauni ändert Plan für Fabrik der Zukunft: Ausschreibung läuft schon
„Nun sind wir gerade in der ganzen Ausplanung des Gebäudes“, sagt Jürgen Spykman. Auch Änderungen seien weiterhin möglich. Doch die Ausschreibung läuft, und „wir schauen nun, dass wir im Zeitplan bleiben“. Körber Technologies hatte sich selbst einen straffen Ablauf verordnet und schnelles Baurecht auch beim Bezirksamt eingefordert, um 2024 mit der Erschließung des Geländes und 2025 mit dem Bau des Campus beginnen zu können. Dabei soll es bleiben, wenngleich der Geschäftsführer sich ungern auf einen konkreten Baubeginn für den Hochbau festlegen möchte. „Das wird irgendwann im ersten Halbjahr 2025 sein.“
Was aber soll in der neuen Fabrik produziert werden? Es ist kein Geheimnis, dass sich Körber Technologies immer nach neuen Geschäftsfeldern umsieht. „Wir sind und bleiben Maschinenbauer“, stellt Spykman fest. Die Fabrik sei so aufgebaut, „dass sie auch den Anforderungen von morgen und übermorgen gewachsen ist“. Das Zigarettengeschäft, ist Spykman überzeugt, wird trotz und wegen vieler Veränderungen und Innovationen in der Tabakindustrie noch viele Jahrzehnte überdauern. „Aber dann schauen wir natürlich auch: Was können wir mit unseren Technologien in anderen Märkten machen?“
Körber Technologies möchte in der Batteriezellenfertigung Fuß fassen
Konkret versucht Körber im Bereich der Batteriezellenfertigung Fuß zu fassen. Auch Maschinen für die Fertigung von Papierstrohhalmen wurden entwickelt. „Im Grenzbereich des technisch Möglichen zu arbeiten“ und innovativ zu sein, dafür sei die Hauni seit jeher bekannt, und dabei solle es auch bleiben, formuliert er die Ansprüche des Unternehmens an sich selbst. Der neue Campus, der nach allen modernen Maßstäben auch mit Blick auf Nachhaltigkeit gebaut wird, soll solche Innovationen erleichtern.
Der Umzug in die Fabrik der Zukunft ist aktuell auf Ende 2026 terminiert – ein organisatorischer Kraftakt, der wohl viele Monate in Anspruch nehmen wird. Der Standort wird die Heimat aller etwa 2000 Mitarbeiter sein, die sich jetzt noch auf Bergedorf (ehemals Hauni), Schwarzenbek (ehemals Universelle) und das Trainingszentrum am Weidenbaumsweg verteilen. Was danach aus den beiden Flächen der Hauni und der Universellen wird, ist übrigens noch ganz offen: „Damit beschäftigen wir uns dann“, stellt der Geschäftsführer klar – räumt aber ein, dass es in Bergedorf „natürlich Gespräche mit dem Bezirk gibt“.
Auch interessant
- Hamburg Wasser bereitet sich auf möglichen Blackout vor
- Wo sind all die Blitzer hin? Autofahrer in Bergedorf irritiert
- Gasleitung beschädigt: Polizeiposten in Allermöhe geräumt
Hauni-Chef Jürgen Spykman hört auf – aus freien Stücken
Spykman selbst wird das alles nicht mehr als Geschäftsführer der Körber Technologies erleben: Am 1. September wird Ingenieurin Arungalai Anbarasu, die zuvor bei General Electric arbeitete, seinen Posten übernehmen – Teil einer Gesamtstrategie des Körber-Konzerns, der seinen gesamten Vorstand umbaut, zudem jünger und weiblicher macht. Spykman indes scheidet aus freien Stücken aus: „Ich werde dieses Jahr 60. Und ich habe mir immer überlegt: Was machst du eigentlich, wenn du mal die Sechs davor bekommst?“, sagt der 59-Jährige, der die Geschicke der Hauni dann 15 Jahre geleitet haben wird. Schon länger habe er den Wunsch kommuniziert, mal kürzertreten zu wollen.
Zumindest für eine Weile, denn ganz in den Ruhestand verabschieden möchte er sich noch nicht: „Mein erstes Projekt wird dann sein, mir zu überlegen, was ich denn machen möchte“, verrät er.