Hamburg. Technologiekonzern wird weiblicher. Sparten-Geschäftsführer müssen alle gehen, auch Jürgen Spykman scheidet aus. Was dahintersteckt.
Der Hamburger Technologiekonzern Körber AG verändert seine Führungsriege und wird weiblicher. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, werden zum 1. September die internationalen Managerinnen Arungalai Anbarasu und Helena Garriga in den Vorstand geholt. Zahlreiche andere Führungspersonen müssen gehen.
Ende August scheidet dafür der Vertriebsvorstand (Chief Sales Officer) Rami Jokela aus. Er suche seine berufliche Zukunft außerhalb des Körber-Konzerns, heißt es. Den größten Umbruch gibt es aber eine Etage tiefer, bei den Chefs der vier Geschäftsfelder des Unternehmens, Digital, mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz, in der Industrie- sowie Pharmasparte, in der es um Medikamentenverpackungen geht, bei Supply Chain mit digitalen Produkten in der Logistik und dem Geschäftsfeld Technologies, hinter dem sich die Bergedorfer Hauni zur Herstellung von Zigarettenmaschinen verbirgt.
Körber AG modelt Führungsetage um: Zwei Frauen im Vorstand
Körber will die vier Geschäftsfelder operativ enger an den Konzernvorstand anbinden. Die derzeitigen Leiter scheiden aus. Wie der Aufsichtsrat mitteilte, „im Rahmen von langfristig geplanten Übergangs- und Ruhestandsprozessen im besten gegenseitigen Einvernehmen“. Betroffen ist auch Jürgen Spykman, der seit mehr als 14 Jahren an der Spitze des Herstellers von Zigarettenmaschinen Hauni – heute Körber Technologies – steht.
Ihm und den anderen Geschäftsführern kann man nicht vorwerfen, dass sie schlecht gewirtschaftet hätten: Die Körber AG hat das Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden Euro abgeschlossen, 14,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Und das Volumen der Auftragseingänge wuchs um 12,6 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Beides sind Rekordwerte in der Geschichte des Körber Konzerns.
Vorstandschef Seifert bleibt bei Hamburger Konzern Körber AG
Wie das Unternehmen mitteilte, will es sich aber noch „agiler und innovationsgetriebener“ aufstellen. Arungalai Anbarasu war zuletzt Technologie- und Strategievorständin beim US-amerikanischen Energiekonzern Baker Hughes. Zuvor arbeitete sie bei General Electric. Anbarasu wurde 2021 und 2023 vom „Technology Magazine“ in die Riege der 100 führenden Technologiemanagerinnen auf der Welt gewählt. Sie wird von Spykman das Zigarettengeschäft übernehmen.
Helena Garriga verantwortet derzeit bei Hitachi Energy das weltweite Geschäft mit Industriekomponenten. Sie übernimmt das Geschäftsfeld Supply Chain, das unter anderem Robotersysteme für die Logistik und Lagerhaltung anbietet. Der Körber-Technikvorstand Erich Hoch wird künftig das Geschäftsfeld Pharma verantworten, das Geschäftsfeld Digital hat bereits der Digitalvorstand Christian Schlögel übernommen. Vorstandsvorsitzender bleibt Stephan Seifert.
Hamburger Konzern Körber AG hat mehr als 12.000 Mitarbeiter an 100 Standorten
Er sagte dem Abendblatt: „Wir haben vor zehn Jahren die Transformation von einem Maschinenbau- zu einem Technologiekonzern eingeleitet. Dabei haben wir auch eine Reihe von Unternehmen und ganze Geschäftsfelder verkauft sowie wichtige strategische Initiativen umgesetzt. Für diese Zeit war es richtig und hilfreich, eine gewisse Trennung zwischen der strategischen Ausrichtung des Konzerns im Vorstand und dem operativen Geschäft in den einzelnen Geschäftsfeldern herbeizuführen. Jetzt ist die Transformation zu einem Großteil abgeschlossen. Weitere Verkäufe sind nicht geplant. Mit dem bestehenden Geschäft wollen wir in die Zukunft gehen und dieses auch über Zukäufe weiter stärken. Deshalb ist es sinnvoll, die operative Führung wieder im Konzernvorstand anzusiedeln. Das erhöht auch die Entscheidungsgeschwindigkeit.“
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Der Hamburger Konzern Körber AG, den Kurt A. Körber 1946 als Maschinenbauunternehmen gegründet hat, ist heute mit mehr als 12.000 Mitarbeitern an mehr als 100 Standorten weltweit tätig.