Hamburg. Der Abriss von Karstadt und Hotel am Schlosspark könnten den Marktbetrieb stören. Ein Umzug an einen neuen Standort ist im Gespräch.
Wann die Bagger genau anrollen, steht noch nicht fest. Doch der Abriss des alten Karstadtgebäudes am Sachsentor sowie des Parkhauses und des Hotels an der Schlossstraße wird das Gesicht der Bergedorfer City verändern. Auf beiden Arealen sind ehrgeizige Neubauprojekte geplant. Politiker der Bezirksversammlung äußern jetzt Bedenken: Die Baumaßnahmen in der City könnten den Betrieb des Bergedorfer Wochenmarkts am Vinhagenweg und der Chrysanderstraße stören. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP fordert die Verwaltung jetzt dazu auf, rechtzeitig einen möglichen Ausweichstandort für die Marktstände zu suchen.
Die Verfasser des Antrags für die kommende Bezirksversammlung machen klar, dass sie die Neubaupläne in der Innenstadt ausdrücklich befürworten. „Der Vinhagenweg wird aber durch den Abriss an der Schlossstraße sicherlich beeinträchtigt werden“, betont FDP-Politikerin Sonja Jacobsen. Anfahrtswege und Stellplätze könnten blockiert werden und der Ablauf des Wochenmarkts durcheinander geraten. Besonders bedrohlich erscheint der Freidemokratin ein denkbares Szenario, in dem sich Abriss und Neubau an der Schlossstraße und am Sachsentor überschneiden. Laut Sonja Jacobsen hatten Marktbeschicker der Politik bereits entsprechende Sorgen zugetragen.
Die Umgestaltung der Bergedorfer City gefährdet den Wochenmarkt
Für die Abgeordnete der Bezirksversammlung ist deswegen klar: Der Bezirk sollte sich rechtzeitig mit der Situation beschäftigen und mindestens einen Notfallplan in der Schublade haben. Die Politiker wollen der Verwaltung den Auftrag erteilen, sich nach alternativen Standorten für den Wochenmarkt umzuschauen. Ein denkbares Szenario wäre ein temporärer Umzug in die Alte Holstenstraße, die im Antrag genannt wird.
Schon während der Corona-Pandemie war ein Teil der Händler ins Sachsentor umgezogen, damit sich die Marktbesucher über eine größere Fläche verteilen konnten. Damals lobten die Einzelhändler aus den Geschäften in der Fußgängerzone die zusätzlichen Publikumsmagneten. Sonja Jacobsen kann sich daher vorstellen, dass auch ein erneutes „Exil“ der Wochenmarktstände positive Folgen für die Bergedorfer City haben könnte. Einen Vorschlag der CDU, vor dem leerstehenden Karstadtgebäude vorübergehend Verkaufsstände aufzustellen, hatte die Bergedorfer Koalition zuletzt allerdings abgelehnt.
Bezirk soll einen neuen Standort für den Markt suchen
Die Politiker von SPD, Grünen und FDP drängen auch deshalb auf einen Notfallplan der Verwaltung, weil sie die Zukunft der Wochenmärkte im Bezirk in Gefahr sehen. „Das Gewerbe ist im Wandel begriffen“, sagt Jacobsen. Immer weniger Menschen seien bereit, den anstrengenden Beruf des Marktbeschickers zu ergreifen. Die Bürokratie mache den Händlern zu schaffen. Dazu komme ein geändertes Einkaufsverhalten der Kunden. Immer weniger Menschen seien beruflich in der Lage, tagsüber auf den Markt zu gehen.
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Zuletzt meldeten die Behörden, dass die Zahl der Marktstände im gesamten Bezirk Bergedorf in den vergangenen fünf Jahren um fast ein Viertel geschrumpft sei. Auch die Zahl der Marktbeschicker, die Märkte in Lohbrügge, Bergedorf, Neuallermöhe und Bergedorf-West ansteuern, ging seit 2018 um 22 Prozent zurück. Monatelange Einschränkungen durch die Großprojekte am Sachsentor und an der Schlossstraße könnten dem Wochenmarkt in der Innenstadt den Rest geben, befürchten die Fraktionen.
Parkhaus und Hotel an der Ecke Schlossstraße/Vinhagenweg könnten spätestens 2026 abgerissen werden. Auf dem Grundstück soll dann ein Neubau mit bis zu 80 Wohnungen sowie einer Ladenzeile mit Geschäften und Cafés entstehen. Wo heute noch das verlassene Karstadtgebäude steht, sind mehrere Giebelhäuser sowie eine Passage in Richtung Schloss geplant. Einen konkreten Zeitplan für dieses Mammutprojekt gibt es derzeit aber noch nicht.