Bergedorf. Wie das Formel-1-Rennen in der Hamburger Speicherstadt funktioniert und warum der Autor einmal fast vom Fürsten überfahren wurde.
Der Fürstenpalast von Monaco liegt auf einer Anhöhe, von der aus man einen großen Teil der Bucht samt Häusermeer überblicken kann. Doch der steile Weg die Rue de Remparts hinauf bis zum Palast lohnt ansonsten kaum. Das Gebäude ist unscheinbar, ein paar alte Kanonen dienen als einziges Fotomotiv. Gelangweilt stand der Autor dieser Zeilen im Sommer 1987 auf einem damals noch vorhandenen Zebrastreifen vor dem Palast herum, als sich plötzlich mit großer Geschwindigkeit ein Fahrzeug näherte, ihm im letzten Moment auswich und in Richtung Palast verschwand. Es war Albert II. von Monaco, damals ein 29-jähriger Prinz, heute der Fürst von Monaco, der sich schwungvoll seinen Weg durch die Touristen bahnte.
So nah kann man also unverhofft der Welt der Reichen und Schönen kommen. Die Fürstenenklave Monaco ist im Moment in aller Munde. Am 26. Mai wird dort bereits zum 81. Mal das Formel-1-Rennen auf dem berühmten Stadtkurs ausgetragen und dafür sorgen, dass die ganze Welt auf den nur zwei Quadratkilometer großen Stadtstaat mit seinen 40.000 Einwohnern schaut. Und wer die Reise an die französische Mittelmeerküste scheut, der kann neuerdings auch im Hamburger Miniatur Wunderland Monaco-Flair genießen, seitdem das zweitkleinste Land der Welt dort detailgetreu nachgebaut wurde – inklusive Formel-1-Rennen.
Mythos Monaco – Vom Mittelmeer ins Miniatur Wunderland
Insgesamt aber hat die Strahlkraft des Fürstentums nachgelassen. Besuchten früher rund 350.000 Touristen pro Jahr Monte Carlo, so sind es heute nur noch knapp 200.000. Zum Vergleich: Im Buckingham Palace werden pro Jahr allein 50.000 offizielle Gäste empfangen, von den Millionen Touristen, die dorthin pilgern, ganz zu schweigen.
Doch auch so stellt der Tourismus eine gewaltige Herausforderung dar. Auf jeden Einwohner Monacos kommen im Schnitt sechs Besucher. Zum Vergleich: In Hamburg sind es vier Touristen pro Einwohner. In Monte Carlo hat die Infrastruktur kaum Platz zu wachsen. Daher ist die Anreise per Auto – 1987 noch völlig unproblematisch – heutzutage eine schlechte Idee, obwohl die Anzahl der Parkplätze und Parkhäuser seit damals von 15 auf 40 gewachsen ist.
In Monte Carlo gibt es fünf Buslinien – Und nicht mal teuer
Öffentliche Verkehrsmittel sind die bessere Wahl. In Monte Carlo gibt es fünf Buslinien, die im Zehn-Minuten-Takt unterwegs sind. Die werden auch dringend gebraucht, denn die Höhenunterschiede von bis zu 164 Metern zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten sind in der steil in den Hang gebauten 30.000-Einwohner-Stadt ansonsten in der Sommerhitze nur schwer zu bewältigen. Abends nach 21.30 Uhr gibt es dann nur noch einen Abendbus, der die Stadt ringförmig abfährt, an Wochenenden verkehrt zudem auch ein Nachtbus.
Die Preise sind spottbillig: Für drei Euro pro Nase kann man den ganzen Tag Bus fahren. Wer es etwas komfortabler haben will, bucht für 22 Euro pro Erwachsenen einen Touristenbus, in dem während der Fahrt in acht Sprachen, auch in Deutsch, die Sehenswürdigkeiten erklärt werden, während man auf dem offenen Oberdeck durch die Stadt gleitet. Und wer es ausgefallen mag: Quer durch das Hafenbecken verkehrt alle 20 Minuten ein Schwimmbus. Preis pro Ticket: 5,50 Euro.
Beim diesjährigen Formel-1-Zirkus in Monte Carlo mischt auch ein Bergedorfer mit
So günstig der öffentliche Nahverkehr ist, so teuer ist das sonstige Leben in der Steueroase. Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche sind schon aufgrund des begrenzten Angebots eine kostspielige Angelegenheit. Hotelpreise variieren im Schnitt zwischen etwa 200 Euro (3 Sterne) bis 750 Euro (5 Sterne) pro Nacht.
Und dieses Jahr mischt ein Bergedorfer mit: Tim Tramnitz geht in der Formel 3 an den Start, deren Läufe als Rahmenprogramm zwischen den Rennen der Formel 1 ausgetragen werden. Der 19-Jährige war schon Dritter in Bahrain und würde sicher auch in Monte Carlo gerne mal auf dem Podium stehen.
Das Autorennen im Kleinen: So funktionieren die Rennwagen im Miniatur Wunderland
Dieses Spektakel im Miniatur Wunderland detailgetreu nachzubauen, war eine große Herausforderung, an der das Team um Gerrit und Frederik Braun und Stephan Hertz über sechs Jahre lang gebastelt hat. Denn wie bringt man einem nur wenige Gramm schweren Spielzeug-Rennwagen bei, sich auf der Strecke wie ein richtiger Formel-1-Bolide zu verhalten, richtige Überholmanöver zu starten, um am Ende ein Rennen zu haben, das sich nie wiederholt und trotzdem störungsfrei abläuft.
Die Lösung des Problems war das sogenannte Halbach Array, eine Technik, die schon seit den 1980er-Jahren beim Bau von Magnetschwebebahnen eingesetzt wird. Im Prinzip geht es darum, eine Reihe von Magneten so zu schalten, dass der Magnetfluss auf ihrer einen Seite verstärkt, auf der anderen Seite jedoch geschwächt wird. So ergibt sich eine schnelle und eine langsame Seite, und die Fahrzeuge können aneinander vorbeiziehen.
5700 Sensoren überwachen jede Bewegung der kleinen Spielzeug-Rennwagen
Die 22 Meter lange Rennstrecke im Miniatur Wunderland besteht aus einem wandernden Magnetfeld, bei dem Zehntausende winzige Pixel immer wieder neue Magnetfelder erzeugen und so die Fahrzeuge antreiben. 5700 Sensoren sind nötig, um jede einzelne Bewegung zu überwachen.
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Seine Liebe zum Sport war stets ein bedeutender Teil im Leben von Fürst Albert II. von Monaco, der seit 1985 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees ist und im Judo den schwarzen Gürtel besitzt. Von Calgary 1988 bis Salt Lake City 2002 startete er bei fünf Olympischen Winterspielen nacheinander als Bobfahrer und erreichte dabei als beste Platzierung einen 25. Platz
Der sportliche Herrscher: Fürst Albert II. von Monaco
Zweimal versuchte sich das Oberhaupt von Monaco zudem als Starter bei der Rallye Paris-Dakar. Doch sowohl 1985 als auch 1986 erreichte er in seinem Mitsubishi Pajero nicht das Ziel. „Es war eine unglaubliche Erfahrung und ein extremes Abenteuer, aber jemand scheint mir durch den Ausfall sagen zu wollen, dass ich es besser lassen sollte“, begründete Albert II. damals gegenüber Rallye-Sponsor Red Bull seinen Rückzug nach dem zweiten Versuch. Seine ein Jahr ältere Schwester Caroline von Monaco startete 1985 ebenfalls bei der Rallye Paris-Dakar, allerdings in der Truckklasse. Sie legte ihren Lastwagen in der Wüste von Algerien auf die Seite und schied aus
Fürst Albert II. war zur Einweihung der Anlage Ende April in Hamburg, verlor sein Rennen aber gegen seine Ehefrau Charlene und seine Tochter Gabriella. Er nahm es gelassen. Die wilden Zeiten des Monarchen so wie damals 1987 vor dem Fürstenpalast, sie scheinen vorbei zu sein.