Bergedorf. Von Napoleon Bonaparte bis Ludwig van Beethoven: Wie Berühmtheiten ihren Gefühlen Ausdruck verliehen haben. Mit Liebes-Quiz.

Liebesbriefe sind nichts für Feiglinge. Sein Innerstes nach außen zu kehren und seine tiefsten Gefühle in Worte zu gießen, erfordert eine Menge Mut. Daher sind Liebesbriefe ein beliebter Forschungsgegenstand in der Literaturwissenschaft. Briefe sind wie eine Schnellstraße mitten hinein ins Seelenleben des Schreibers.

In der heutigen Zeit haben Liebende dabei einen enormen Vorteil: Die digitale Revolution macht es möglich, sich jederzeit quer über den halben Globus in Echtzeit über das Befinden des geliebten Partners oder der geliebten Partnerin zu orientieren. Sowohl SMS als auch Sprachnachrichten, lange Telefonate oder sogar ein Video-Call sind in Beziehungen möglich, sobald das Handy Netz hat. Schöne neue Romantik-Welt!

Romantik 2.0: Kann eine SMS den Liebesbrief ersetzen?

Doch es bleibt ja das Problem, dass man sich erst einmal trauen muss, seine Gefühle zu offenbaren. Eine Ablehnung zu riskieren, mit der man dann emotional klarkommen muss. Daher ist das Internet voll mit Ratgebern, die den Zögernden und Zaudernden hilfreich zur Seite stehen wollen. Zum einen gibt es Hunderte Seiten mit Textvorschlägen für eine Liebeserklärung per WhatsApp. Doch wie traurig wäre das denn bitte, für so eine Botschaft einen vorgefertigten Text zu verwenden.

In unserem Bergedorfer Blog „Volkers Wet“ geht es daher heute um Liebesbotschaften auf allen Kanälen. Ist es überhaupt eine gute Idee, seine Gefühle per WhatsApp zu gestehen? Eher nicht. Vor allem dann nicht, wenn es sich noch um eine „stille, freundliche Neigung“ handelt, wie Johann Wolfgang von Goethe in seinem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ schreibt, um das Verhältnis der Hauptfiguren zueinander zu charakterisieren. Eine heimliche Sympathie, die schon durch die bloße Erwähnung Schaden zu nehmen droht, falls dies im falschen Moment geschieht, das ist eine sensible Sache, mit der nicht leicht umzugehen ist.

Ein Liebesbrief per WhatsApp verschicken? „Das ist verrückt!“

Mutmaßlich ein Teenager wollte es auf der Chat-Platform Gute-Frage.net genauer wissen und schrieb: „Ich möchte einem Mädchen sagen, dass ich sie liebe, und wir verstehen uns mega gut, aber sie ist mehrere Wochen weg. Ich habe überlegt, ihr einen Liebesbrief zu schreiben, ein Bild davon zu machen und ihr per WhatsApp zu schicken. Was meint ihr?“ Die Antwort kam prompt und ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. „Du bist ein Verrückter!“, antwortete ihm ein Leidensgenosse. „Sollen alle wissen, dass du sie liebst. Verheimliche es, dann kannst du es später immer noch ausposaunen. Woher ich das weiß? Ich war auch mal dumm!“

Ausschnitt aus dem Bild „An den Schatz“ von Rudolf Epp (1834-1910): Eine Bäuerin hat mit der Feder einen Brief an ihren Geliebten geschrieben.
Ausschnitt aus dem Bild „An den Schatz“ von Rudolf Epp (1834-1910): Eine Bäuerin hat mit der Feder einen Brief an ihren Geliebten geschrieben. © picture alliance / Bildagentur-online/Sunny Celeste | Bildagentur-online/Sunny Celeste

Interessant an dem gesamten Chatverlauf ist, dass kein einziger Ratgeber zu dem absolut nahe Liegenden riet, nämlich zu warten, bis das Mädchen wieder da ist und es ihr dann zu sagen. Es scheint ganz so, als würde die ständige Verfügbarkeit von Kommunikation auf die heutigen Generationen einen immensen Druck aufbauen, sich zu erklären, ganz egal wie.

Liebesbriefe sind ein Relikt aus analoger Zeit

Der klassische Liebesbrief scheint hingegen fast schon ausgedient zu haben, auch wenn Liebesbriefe aus alten Zeiten sicherlich in vielen Haushalten noch sorgsam aufbewahrt werden. Im Haushalt des Autors dieser Zeilen auf jeden Fall. „Liebesbriefe sind ein Relikt aus analoger Zeit“, schätzt die Journalistin Daniela Wiesler. In einem Beitrag 2022 für den Deutschlandfunk fragte sie sich: „Werden wir eines Tages WhatsApp-Nachrichten und Chatverläufe genauso aufbewahren wie heutzutage Liebesbriefe?

Wie also war das in früheren Zeiten, als der Empfänger einer Liebesbotschaft oft wochenlang warten musste, bis ein Bote die ersehnten Zeilen brachte? Wem würden Sie die folgenden empfindsamen Zeilen zutrauen: Ludwig van Beethoven, Napoleon Bonaparte, Gaius Iulius Caesar, Wolfgang Amadeus Mozart oder Friedrich Schiller?

„Eine Million Küsse, so heiß wie unter dem Äquator“

„Du schreibst mir nie, liebst Deinen Mann nicht: Du weißt genau, welches Vergnügen Deine Briefe ihm bereiten und schreibst ihm nicht einmal ein paar hingeworfene Zeilen! Was tun Sie denn den ganzen Tag, Madame? Welches wichtige Geschäft raubt Ihnen die Zeit, an Ihren Herzallerliebsten zu schreiben? In Kurzem hoffe ich, Dich in meine Arme zu schließen und Dich mit einer Million Küssen, so heiß wie unter dem Äquator, zu bedecken.“

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Die stille Verzweiflung über die ausbleibende Post ist deutlich spürbar. Es ist Napoleon Bonaparte (1769–1821), der diese Zeilen 1796 im Alter von 27 Jahren an seine erste Ehefrau Joséphine de Beauharnais (1763–1814) schrieb. Napoleon war gerade dabei, von Nizza aus eine Armee von 70.000 Mann Richtung Italien zu führen. Vom stolzen Eroberer ist hier aber nicht viel zu spüren. Seine Frau war sechs Jahre älter als er und in Liebesdingen offenbar sehr viel erfahrener. Sie war von 1804 an die Kaiserin an Napoleons Seite, da die Ehe jedoch kinderlos blieb, willigte sie 1809 schließlich in die Scheidung ein.

Alexander Puschkins tragisches Schicksal und Ludwig van Beethovens „unsterbliche Geliebte“

Liebesbriefe können mitunter entscheidend für den gesamten Verlauf des Lebens sein. So schrieb der russische Dichter Alexander Puschkin (1799–1837) im Jahr 1830 an seine deutlich jüngere Braut Natalja Gontschrowa (1812–1863): „Je mehr ich darüber nachdenke, umso tiefer überzeugte ich mich, dass mein Dasein nicht mehr von dem Ihrigen getrennt werden kann.“ Das war durchaus wörtlich zu nehmen. 1831 heiratete das Paar und bekam vier Kinder. Doch die schöne Gontschrowa, die ein puppenhaftes Jungmädchen-Gesicht hatte, blieb trotzdem für die Avancen anderer Männer empfänglich. An den Folgen eines Duells mit einem ihrer Verehrer starb Puschkin schließlich im Alter von nur 37 Jahren.

Manchmal überdauern die Geheimnisse hinter den Liebesbriefen jedoch die Jahrhunderte. An seine „unsterbliche Geliebte“ schrieb Ludwig van Beethoven (1770–1827) einige Briefe, von denen er einen mit den berühmt gewordenen Worten „Mein Engel, mein Alles, mein Ich – nur einige Worte heute, und zwar mit Bleistift – mit Deinem“ begann. Wer diese „unsterbliche Geliebte“ war, ist nie zweifelsfrei geklärt worden. Es ist ein Geheimnis, das Ludwig van Beethoven mit ins Grab genommen hat.

Das große Liebes-Quiz: Wer raspelt hier Süßholz?

Und nun gibt es noch etwas zum Mitraten: einige Textbeispiele von berühmten Persönlichkeiten. Was schätzen Sie, wer raspelt hier wohl Süßholz? Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Humboldt, Martin Luther, Wolfgang Amadeus Mozart oder Friedrich Schiller?

Beispiel 1: „Gnädige liebe Jungfrau Käthe, ich füge Euch untertäniglich zu wissen, dass mir’s hier wohl gehet: ich fresse wie ein Böhme und saufe wie ein Deutscher, das sei Gott gedankt.“

Beispiel 2: „Sie haben mir dreimal den Korb gegeben und mir gerade ins Gesicht gesagt, dass Sie mit mir nichts zu tun haben wollten. Ich, dem es nicht so gleichgültig ist wie Ihnen, den geliebten Gegenstand zu verlieren, bin nicht so hitzig, unüberlegt und vernünftig, den Korb anzunehmen.“

Dieses Denkmal von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) steht vor der von ihm gegründeten Humboldt-Universität in Berlin-Mitte. Wilhelm von Humboldt war ein preußischer Staatsmann und Gelehrter, nicht zu verwechseln mit seinem jüngeren Bruder, dem Forschungsreisenden Alexander von Humboldt (1769-1859).
Dieses Denkmal von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) steht vor der von ihm gegründeten Humboldt-Universität in Berlin-Mitte. Wilhelm von Humboldt war ein preußischer Staatsmann und Gelehrter, nicht zu verwechseln mit seinem jüngeren Bruder, dem Forschungsreisenden Alexander von Humboldt (1769-1859). © picture-alliance / akg-images / Florian Profitlich | / Florian Profitlich

Beispiel 3: „Ach, Lina, heute sind’s acht Tage, seit ich Dich nicht sah. Was ich empfand, als ich vor der Laube vorbeikam, wo ich jene namenlosen Freuden genossen hatte, als ich eine Stelle sah, wo ich mit Dir gestanden, mit Dir gegangen, wo ich so unendlich glücklich gewesen war.“

Beispiel 4: „Liebeste, ich habe gestern Abend bemerkt, dass ich nichts lieber sehe in der Welt als Ihre Augen und dass ich nicht lieber sein mag als bei Ihnen.“

Beispiel 5. „Das Erste, worauf mein Auge fiel, waren Briefe von Euch. An diesen periodischen Freuden werde ich alle meine Zeit abzählen.“

Auflösung. Nr. 1: Martin Luther; Nr. 2: Wolfgang Amadeus Mozart; Nr. 3: Wilhelm von Humboldt; Nr. 4: Johann Wolfgang von Goethe, Nr. 5: Friedrich Schiller.

Süßholz raspeln – Woher kommt das eigentlich?

Übrigens: „Süßholz raspeln“ ist eine alte Wendung aus dem 16. Jahrhundert. Damals war Süßholz ein bekanntes Genussmittel. Zur Verwendung in Arzneien und Süßwaren wurde die Süßholzwurzel mit einer Reibe gerieben und geschabt – es wurden also genießbare Stücke abgeraspelt. Jemandem etwas Gutes zu tun, galt im übertragenen Sinn als „Süßholz raspeln“. Das Abschaben der getrockneten Süßholz-Wurzel ist heute noch Teil der Süßigkeiten-Produktion, vor allem bei Lakritz.