Bergedorf. Wo sich alles um die Vierbeiner dreht: die bedeutendsten Orte des Reitsports. Die längste Tradition gibt es im Galoppsport.
Ob den Derby-Park von Klein Flottbek, die Aachener Soers oder die traditionsreiche Galopprennbahn in Louisville/Kentucky, das sind Orte, die die Herzen der Pferdesport-Anhänger höher schlagen lassen. Wenn sich Springreiter über den Holsteiner Wall kämpfen oder der Sieger des CHIO in Aachen die turmhohe, voll besetzte Tribüne grüßt, das sind Momente, bei denen die Fangemeinde mitfiebert.
In unserem Bergedorfer Blog „Volkers Welt“ geht es heute um die Kultorte des Pferdesports. Alle Veranstaltungen eint ihre lange Tradition. Das ist ein Aspekt, aus dem sie ihre besondere Bedeutung ziehen. Das CHIO in Aachen wird schon seit 100 Jahren ausgetragen, die Geschichte der Vielseitigkeitsreiterei in Luhmühlen ist 101 Jahre alt, und die Historie des Deutschen Spring- und Dressur-Derbys reicht sogar 124 Jahre zurück.
Klein Flottbek, Aachen, Luhmühlen, Louisville/Kentucky: Wo Pferdesport Kult ist
Noch älter sind die Wettbewerbe im Galoppsport. So hat zum Beispiel das Deutsche St. Leger in Dortmund eine Geschichte, die bis 1881 zurückreicht. Die Historie des Deutschen Galopp-Derbys in Hamburg-Horn beginnt sogar schon 1869. Doch sie wurden nicht immer am selben Ort ausgetragen. und fallen deshalb hier aus der Betrachtung.
In den USA ist das anders. Hier wird das bedeutendste Galopprennen der Welt, das Kentucky Derby, schon seit eineinhalb Jahrhunderten auf dem immer gleichen, eine amerikanische Meile (1600 Meter) langen Schlammring ausgetragen, der den Pferden alles abverlangt. Wer hier gewinnen will, muss ein wahres Kraftpaket sein. Gerade wurde am 4. Mai die 150 Auflage des traditionsreichen Rennens ausgetragen. Es siegte Außenseiter Mystik Dan in einem Fotofinish vor den Favoriten Sierra Leone und Forever Young. Es war das knappste Rennen seit 1996.
Rekordhalter seit einem halben Jahrhundert: Secretariat, der berühmteste Galopper aller Zeiten
Zusammen mit den noch älteren Preakness Stakes in Baltimore und Belmont Stakes nahe New York bildet das Kentucky Derby die sogenannte „Triple Crown“ für Dreijährige. Da jedes Pferd nur einmal im Leben die Chance dazu hat, diesen Wettbewerb zu gewinnen, gab es in 150 Jahren nur 13 Triple-Crown-Champions.
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Das berühmteste Rennpferd aller Zeiten ist der Champion von 1973: Secretariat. Der Hengst hält den Geschwindigkeitsrekord auf allen drei Kursen und gewann damals das Rennen in Belmont mit nie wieder gesehenen 31 Längen Vorsprung vor dem Rest der Konkurrenz. Über das Leben des Englischen Vollbluts drehte Walt Disney 2011 den sehenswerten Spielfilm „Secretariat – Ein Pferd wird zur Legende“.
Sogar die Queen war schon da: Louisville bietet Platz für 1400 Pferde und bis zu 150.000 Zuschauer
Legendär ist aber auch der Schauplatz des Kentucky Derbys in Louisville. Es ist der größte Tempel des Pferdesports weltweit, bietet Platz für 1400 Pferde und 600 Mitarbeiter. Bis zu 150.000 Zuschauer fasst die Anlage am Derby-Tag, 50.000 auf den Sitzplätzen und weitere 100.000 Stehplatz-Zuschauer, die sich vor allem im Innenraum sammeln. Damit sie dort das Rennen überhaupt verfolgen können, steht auf der Anlage die zweitgrößte Videowand der Welt.
Die Anlage heißt „Churchill Downs“ und ist in einem Vorort der 250.000-Einwohner-Stadt Louisville gelegen, der von kleinen Straßen und Einfamilienhäuschen geprägt ist. Nie würde man hier so eine imposante Anlage von 32 Hektar Größe erwarten. Die ländliche Lage machte aber in den Anfangszeiten den Erfolg des Derbys aus. So ließen sich leicht die Pferde herbei transportieren. Die Churchill Downs sind nach John und Henry Churchill benannt, die 1873 die Fläche an ihren Neffen Meriwether Lewis Clark verpachtete, der ein entfernter Verwandter des späteren britischen Premierministers Winston Churchill (1874-1965) war. Die Beziehung zu Großbritannien ist sehr eng: 2007 besuchte Queen Elizabeth II. das Kentucky Derby.
Die Aachener Soers: Ein Besuch in Europas Pferdetempel ist eine teure Angelegenheit
Europas Gegenstück zu Louisville ist die berühmte Aachener Soers. Hier steht ein Springreitstadion für 40.000 Zuschauer, eines der größten der Welt. Auf einem Rasen von der Größe zweier Fußballfelder. Hier bilden das CHIO-Springen und die CHIO-Dressur alljährlich die Höhepunkte beim Weltfest des Pferdesports. CHIO steht für Concours Hippique International Officiel (Internationaler offizieller Pferdesport-Wettkampf). Ihn gibt es in mehreren Ländern, in vergleichbarer Größe wie in Aachen allerdings nur in Rotterdam.
Dass ausgerechnet hier eines der bedeutendsten Pferdesport-Events der Welt entstehen konnte, verdankt die Region der Initiative des Landrats Hermann Pütz (1878-1928), der das Projekt 1924 vorantrieb. Doch Aachen lässt sich den Ruhm teuer bezahlen: Ein Stehplatz-Ticket für das Finale im Springreiten am 7. Juli kostet stolze 150 Euro.
Pferdesport im hohen Norden: Hamburg-Klein Flottbek und Luhmühlen
Deutlich günstiger ist es beim Wettbewerb der weltbesten Vielseitigkeitsreiter in Luhmühlen (14. bis 16 Juni), wo eine Dauerkarte für alle drei Tage schon für 80 Euro zu haben ist und man ist ganz nah dran. Ein echter Geheimtipp für einen Familienausflug! Zwar gab es in Luhmühlen schon 1923 ein erstes Turnier, der Aufstieg zur Military-Hochburg gelang aber erst 1958, als Luhmühlen zum Schauplatz der Olympiavorbereitung für die Spiele 1960 in Rom wurde. Seitdem ist Luhmühlen das Mekka der Vielseitigkeitsreiterei.
So wie Klein Flottbek für Springreiter. Das Deutsche Derby wurde hier erstmals 1920 ausgetragen. Den Kurs hatte der Jagdreiter Eduard Pulvermann (1882-1944) gestaltet, der stets an Hindernis Nummer 14 scheiterte, das heute deshalb „Pulvermanns Grab“ heißt. Die 93. Auflage des Klassikers wird nun am Sonntag, den 12. Mai, geritten. Es gibt nur noch Stehplatzkarten an der Tageskasse für 37 Euro