Hamburg. Die Wärmeplanung der Umweltbehörde schreitet voran. Menschen in dünn besiedelten Vierteln müssen nach Alternativen suchen.
Das Gebäudeenergiegesetz macht so manchen Immobilienbesitzer nervös. Wie sollen die eigenen vier Wände auch in Zukunft beheizt werden? Was tun, wenn die alte Heizung schlapp macht? Der Wärmeplan der Stadt Hamburg soll bis Sommer 2026 eine Marschroute für die Hansestadt präsentieren. Schon jetzt existiert eine Karte, die für jedes Haus die Möglichkeiten aufschlüsselt. Ein erster Blick zeigt sofort: Weite Teile des Bezirks Bergedorf können sich auch in Zukunft nicht einfach ans Fernwärmenetz dranhängen.
„Wir haben unter anderem geschaut, wo es überhaupt wirtschaftlich wäre, ein Fernwärmenetz zu betreiben“, erklärte Anselm Sprandel, Leiter des Amtes für Energie und Klima der Umweltbehörde Bukea, am Mittwoch im Bergedorfer Umweltausschuss. Auf der Wärmenetzeignungskarte sind bereits existierende Wärmenetze wie in Neuallermöhe, Bergedorf-West und Lohbrügge in dunklem Orange eingezeichnet. Die dicht besiedelten Gebiete entlang der Lohbrügger Landstraße, der Bergedorfer Straße, der Kurt-A.-Körber-Chaussee und der City rund um das Sachsentor werden auch als geeignet eingestuft. Ansonsten ist der Bezirk weitgehend blau gefärbt, also für Wärmenetze nicht geeignet.
Fernwärme? Große Teile Bergedorfs gehen wohl leer aus
Wer in den dünner besiedelten Gebieten von Bergedorf und vor allem den Vier- und Marschlanden lebt, sollte bereits heute über Alternativen für seine derzeitige fossile Heizung nachdenken, betonte auch Anselm Sprandel im Umweltausschuss. Die naheliegende Lösung sind Wärmepumpen. „Häuser müssen dafür nicht top saniert sein, der Einsatz ist viel häufiger sinnvoll, als man denkt“, so Sprandel. Auch kombinierte Lösungen wie Solarthermie und die Verbrennung von Biomasse, also Holzpellets, könnten infrage kommen. Die Hamburger Energielotsen beraten unter der Telefonnummer 040/24 83 22 50.
Die Einschätzung der Bukea beziehe sich außerdem auf die Perspektiven für kommerzielle Anbieter von Wärmenetzen. „Lokale oder genossenschaftliche Initiativen können auch in den blauen Bereichen durchaus Netze schaffen“, sagte der Energieexperte. Die Umweltbehörde biete Beratungsangebote für solche Zusammenschlüsse an.
Noch wird Fernwärme auch durch die Verbrennung von Kohle im Kraftwerk Wedel erzeugt und ist deshalb verhältnismäßig schmutzig, wie Anselm Sprandel einräumte. In Zukunft werde Hamburg aber auf riesige Wärmepumpen setzen, die Heizkraft aus den Flüssen ziehen. „Außerdem schauen wir überall nach Potenzialen, um Abwärme der Industrie zu nutzen, wie zum Beispiel bei Aurubis“, sagte der Bukea-Experte. Für die Kältespitzen werde man auch in Zukunft allerdings zunächst Erdgas, später dann Wasserstoff benötigen.
Fernwärme ist für viele Nutzer zurzeit teuer
CDU-Politiker Bernd Capeletti kritisierte, dass Verbraucher oft keine Alternativen zu vorhandenen Wärmenetzen hätten, und erinnerte daran, dass im Jahr 2022 Menschen in Lohbrügge plötzlich enorme Aufschläge an Versorger E.on zahlen mussten. „Man hat als Bürger das Gefühl, einer Preisgestaltung ausgeliefert zu sein, der man sich nicht durch den Markt entziehen kann.“
„Das ist in der Tat ein wunder Punkt“, räumte Sprandel ein. Die Stadt versuche, die Preisgestaltung der Anbieter stärker zu kontrollieren. Um so sinnvoller sei es gewesen, dass Hamburg sein Energienetz zurückgekauft habe. Der Bukea-Experte betonte aber auch: „Wenn wir auf der Karte ein Gebiet als geeignet für Fernwärme ausweisen, heißt das nicht, dass dort jeder Fernwärme nutzen muss. Das ist keine Planwirtschaft.“ Die Karte zeige lediglich Potenziale auf. Umgekehrt bestehe aber auch kein Anspruch, dass vor Ort tatsächlich ein Anschluss an ein Wärmenetz eingerichtet werde. Anselm Sprangel beteuerte aber auch: „Niemand wird zurückgelassen.“
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Wenn der Wärmeplan 2026 fertig ist, sollen Unternehmer und Bürger dann endgültig erfahren, ob sie an ihrem Standort mit einem Anschluss an das Fernwärmenetz rechnen können. Vor allem aber wird in einem nächsten Schritt auch die Eignung der Hamburger Immobilien für den Einsatz von Wärmepumpen geprüft, diese Informationen werden dann ebenfalls auf einen Blick im Internet zu finden sein. Auch die Verwendung von anderen erneuerbaren Wärmetechniken checkt die Bukea im Detail. Schließlich soll Hamburg bis zum Jahr 2045 CO2-neutral sein.