Hamburg. Wenn sich Thomas Horn an die Anfänge seines Salons vor 30 Jahren erinnert, bekommt er heute noch Gänsehaut. Ein Rückblick.
Die erste Nacht seiner Selbstständigkeit hat Thomas Horn im Friseursalon verbracht: „Ich musste auf der Couch schlafen, weil alle Schlüssel zu unserem Laden bei den Handwerkern waren“, erinnert sich der Haarstylist vom Sachsentor an den Start vor 30 Jahren: „Die hatten sich bis zu unserer Einweihungsfeier am 17. Mai 1994 fast rund um die Uhr die Klinke in die Hand gegeben. Und als die Party dann spätabends zu Ende war, blieb die Tür offen stehen. Also bin ich geblieben, damit es keine ungebetenen Gäste gibt, bevor die erste Kundin um 9 Uhr am 18. Mai kommt.“
Gut geschlafen habe er nicht, sagt der heute 61-Jährige. Doch die Entscheidung, den sicheren Job als Friseurmeister im Eppendorfer Salon „Rolf und Bernd“ aufzugeben und sich zusammen mit Ehefrau Silvia in Bergedorf selbstständig zu machen, bereut er nicht: „Es war und ist bis heute großartig, so eng mit den Menschen hier verbunden zu sein.“ Grund genug für die beiden und ihr Team, für Sonnabend, 18. Mai, in ihren Salon am Sachsentor 73 einzuladen – zum runden Geburtstag und einem Jubiläum. Dieses Mal wird von 14 bis 17 Uhr gefeiert, die Coverband „3 für Euch“ sorgt für Live-Musik.
Friseur Thomas Horn zieht in Bergedorfs Fußgängerzone Sachsentor
„Und die Schlüssel habe ich ganz sicher dabei“, sagt Thomas Horn, der nicht nur den 30. Firmengeburtstag, sondern auch ein 25-jähriges Jubiläum feiert: Seit 1999 ist „Thomas Horn Haarschnitte“ in der Bergedorfer Einkaufsstraße zu Hause. „Unsere Räume Am Brink gegenüber von Marks Einrichtungen wurden mit ihren kaum 50 Quadratmetern schon Ende der 90er-Jahre zu klein“, erinnert sich Silvia Horn, die die Firma zusammen mit ihrem Mann führt.
Bei der Suche verliebte sich das Paar ausgerechnet in eine Immobilie im Sachsentor, die damals seit einigen Monaten leer stand: Den Gründungsort der Reformhaus-Kette Engelhardt, die hier neben dem Erdgeschoss per durchgängiger Galerie auch das erste Stockwerk in ihre Geschäftsräume integriert hatte. „Das war für uns auf einen Schlag die mehr als dreifache Fläche und nicht zuletzt wegen der deutlich höheren Miete dann so richtig der Sprung ins eiskalte Wasser“, gesteht Silvia Horn.
Mit Innenarchitektin und Fliesen aus Italien die neuen Räume in Beschlag genommen
Doch das Haus, in dem nach Engelhardt die Boutique Cosidetto und schließlich die Fleischerei Schmieder untergebracht waren, ließ die Horns nicht mehr los. „Auch wenn der Makler erstmal gar nicht begeistert war, sind wir mit Finanzierungs- und Umgestaltungskonzept angerückt, haben schließlich sogar eine Innenarchitektin beauftragt und hochwertige italienische Fliesen geordert“, sagt Thoms Horn. „Am Ende haben wir den Zuschlag bekommen, mussten im April 1999 dann aber auch das ganze Haus samt der Wohnung in den beiden oberen Etagen mieten.“
Eine prominente Adresse, die sich bei den Bergedorfern schnell herumgesprochen hat: „Viele waren neugierig und schauten rein. Es gab keinen Autolärm mehr, wie zuvor Am Brink. Und im Sommer ließen wir die Tür offen“, erinnert sich die Chefin. „Zudem blieben die Stammkunden und wir konnten unser Team bis auf 13 Mitarbeiter mehr als verdoppeln.“
Aus von Glunz und Penndorf Anfang der 2000er-Jahre wirkt sich auch auf den jungen Friseur-Salon aus
Doch so gut sollte es nicht immer bleiben: Anfang der 2000er-Jahre geriet das Textilkaufhaus Penndorf gegenüber ins Schlingern, musste 2003 für immer schließen. Kurz darauf folgte auch das Geschäft der Gebrüder Glunz, das mit seinem breit gefächerten Angebot von Porzellan über Eisenwaren bis zu Haushaltsgeräten, Sportartikeln, Landhausmode und sogar Schusswaffen viele Kunden bis zu dem Sitz am benachbarten Mohnhof zog.
„Das hinterließ auch bei uns Spuren, denn das östliche Sachsentor galt für Jahre als sterbende Einkaufsstraße“, ist Thomas Horn stolz, die schwierigen Jahre überstanden zu haben. „Seit Ende 2008 ging es hier unter anderem der Ansiedlung von H&M wieder bergauf. Und heute gehören wir zu den letzten alteingesessenen Bergedorfer Salons, frisieren neben den Kindern auch schon die Enkel unserer ersten Kunden“, blickt er auf verschwundene Namen wie die Friseure Bollmann und Glunz oder die heute unter neuer Leitung geführten Salons Böttcher und Peter Polzer.
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Grundlegend verändert haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten natürlich auch die Frisuren: „Als wir 1994 anfingen, war bei den Frauen die Dauerwelle Pflicht, lag bei den Männern die ,Vokuhila‘ voll im Trend, also vorne kurz und hinten lang“, erinnert sich der Friseurmeister mit ein wenig Gänsehaut. „Heute ist zum Glück alles freier, gibt es kein solches Modediktat mehr. Vielmehr darf die Frisur die Individualität unterstreichen, muss auch ohne Friseur zu Hause für einige Wochen wieder gerichtet werden können.“
Friseur: Kunden legen Wert auf umweltfreundliche Produkte
Nur bei der Qualität der verwendeten Produkte sind die Kunden deutlich anspruchsvoller geworden, ergänzt Silvia Horn, die sich als Farbstylistin für Haare weitergebildet hat. „Die Verwendung pflanzlicher Wirkstoffe, ihre Umweltverträglichkeit, aber natürlich auch eine möglichst lange Haltbarkeit.“
Zur Geburtstagsfeier am Sonnabend wünschen sich Thomas und Silvia Horn keine Geschenke. Vielmehr bitten sie darum, die Deutsche Muskelschwund-Hilfe zu unterstützen – per eigens organisierter Verlosung hochwertiger Kosmetik der Marke Aveda, mit deren Anbieter ihr Salon schon seit mehr als zehn Jahren kooperiert. Hintergrund ist ein familiärer Kontakt: Thomas Horns Cousin Dirk Rosenkranz ist Vorsitzender des deutschlandweit tätigen Vereins.