Hamburg. Architektenwettbewerb der schwierigen Ex-Dello-Fläche startet. Auch ein Umbau der Kreuzung Sander Damm/Weidenbaumsweg wird mitgedacht.

Das ideale Grundstück für eine Grundschule sieht sicher anders aus: Die einstige Opel-Dello-Fläche in Bergedorf ist abschüssig, liegt direkt am Wasser und zudem am viel befahrenen Sander Damm. Und doch müssen die Architektenbüros nun das Kunststück vollbringen, hier einen sicheren Ort für Grundschulkinder zu schaffen: Einstimmig hat sich der Stadtentwicklungsausschuss Bergedorf für den Start eines Planungswettbewerbes der künftigen Schule „Am Schilfufer“ ausgesprochen.

Zehn Architektenbüros wurden für den „hochbaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb“ ausgewählt. Der Mix der Teilnehmer soll stimmen: Sechs kommen aus dem Bereich „bauerfahren“, je zwei sind kleine beziehungsweise junge Planungsbüros. Denn frische und unkonventionelle Ideen werden benötigt, um das Areal sinnvoll auszunutzen. Die Planungsbüros erhalten nun ab dem 27. Mai alle Unterlagen, können im Juni Rückfragen stellen – und dürfen sich dann etwa bis September über fast unlösbare Probleme den Kopf zerbrechen.

Startschuss für die Planung der Grundschule am Sander Damm

Dass es derer viele gibt, wurde im Ausschuss deutlich. „Es ist ein fantastisches Grundstück, das aber viele Zwänge mitbringt“, stellte André Hoffmann, Regionalleiter Bergedorf bei Schulbau Hamburg, fest. Die Hanglage an Wasser und Hauptstraße sind dabei nur das eine. Denn auch der Radschnellweg soll hier am Sander Damm verlaufen, zudem soll Platz für eine öffentliche Grünfläche samt Treppenanlage zum Sander Damm sein – beim geplanten Rad- und Fußweg am Schleusengraben. Das allein wäre noch zu stemmen, aber die Verkehrslage des Areals zwischen Sander Damm und Weidenbaumsweg setzt weitere Grenzen. Wo könnte beispielsweise eine Zufahrt sein, die ohne Rückstaus funktioniert, selbst wenn Eltern ihre Kinder im Auto bringen? Und was ist eigentlich, wenn tatsächlich die Bahnlinie Geesthacht-Bergedorf reaktiviert wird und auf der anderen Straßenseite auch noch Züge fahren? Dann kommt mindestens ein weiterer Lärmfaktor hinzu.

„Also ein dynamischer Raum insgesamt“, stellte auch Stadtplaner Axel Schneede fest. Zumal ja auch noch einige Wohnungsgebiete wie das Stuhlrohrquartier in unmittelbarer Nähe entstehen sollen. Ungeachtet dieser Herausforderungen ist die Wunschliste an die neue Schule und somit an die Wettbewerbsplaner lang. Eine 2,5-zügige Grundschule soll entstehen, aber bitte mit Platz für Erweiterung, falls nötig. Alles natürlich möglichst barrierearm und nachhaltig. Die Schulgebäude sollen maximal viergeschossig sein und auf dem Gelände sinnvoll und „markant“ ausgerichtet werden. Und neben Klassenräumen, Mensa und Ein-Feld-Sporthalle soll auch noch Platz für großzügige Außenlagen sein – mit Pausenflächen, Außensportanlagen, Schulgarten und Flächen für Schulfeste. Ein Schulhof auf dem Dach sei hier nicht vorgesehen, so André Hoffmann auf Nachfrage.

Umbau der Kreuzung Weidenbaumsweg/Sander Damm ist geplant

Bergedorfs Bezirkspolitiker hatten nur wenige Einwände zu den im Aufgabenpapier formulierten Anforderungen an die Planer. Dass die Verkehrsanbindung ein Knackpunkt werden könnte, zeigte sich dennoch. Denn dass alle Kinder und Eltern mit dem Rad kämen, sei „realitätsfern“, meinte Reinhard Krohn (AfD) angesichts des künftigen Einzugsgebietes. André Hoffmann von Schulbau Hamburg weiß um das Problem. Die Hoffnung sei zwar, dass über die Veloroute und den Radweg am Schleusengraben sehr viele mit dem Rad kämen. Es werde aber immer Menschen geben, die mit dem Auto heranfahren und ihr Kind dort absetzen. Dafür müsse es eine „extrem gute Lösung“ geben, denn „es muss ja auch funktionieren in dem Korridor. Nicht dass wir da eine komplette Lahmlegung der neuen Knotenpunkte und Kreuzungen erzeugen.“

Dass überhaupt indirekt von einem Umbau der Kreuzung Sander Damm/Weidenbaumsweg die Rede war, verwunderte wiederum den CDU-Verkehrsexperten Jörg Froh. „Uns sind bisher keinerlei abschließenden Planungen oder Entwürfe zur Kreuzung oder zur Veloroute bekannt“, stellte er etwas pikiert fest. Das wiederum sei mehr der Tatsache geschuldet gewesen, „dass wir nie wussten, was mit dem Opel-Dello-Gelände passiert“, erklärte Baudezernent Lars Rosinski, der eine bereits begonnene Planung im Hintergrund andeutete. Sie soll nun mit dem geplanten Schulbau zusammengeführt werden.

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Viele Aufgaben für alle Beteiligten – und noch dazu ein straffer Zeitplan. Denn die neue Schule soll möglichst schon 2027/28 bezugsfertig sein. Die Bezirkspolitiker stimmten dem kommenden Wettbewerb einstimmig zu, wenngleich teilweise nur „zähneknirschend“, wie CDU-Fraktionschef Julian Emrich feststellte. Er erinnerte an die unglückliche Vorgeschichte des Grundstückskaufs, bei dem die Stadt Hamburg einen Preis über Marktwert zahlen musste, und stellte wie auch Die Linken fest: „Wir halten den Standort nicht für optimal.“ Allein: Alle Alternativen im Umfeld zwischen Nettelnburg und Bergedorf-Zentrum waren seinerzeit nach und nach verworfen worden.