Hamburg. Ehemaliges Autohaus macht Platz für neue Grundschule in Bergedorf. Der Fahrplan steht. Nur: Der Name könnte auf Widerstand stoßen.

Sie sind nicht zu beneiden, die Eltern bald schulpflichtiger Kinder zwischen Nettelnburg und Bergedorf-Zentrum: Nur zwei Grundschulen stehen aktuell in diesem Bereich zur Auswahl, und eine davon ist als christliche Privateinrichtung kostenpflichtig. Weil die einzige staatliche Grundschule am Fiddigshagen mit zuletzt 130 Anmeldungen längst überlastet ist, ist am Sander Damm auf dem Grundstück des ehemaligen Autohauses Opel Dello, eine weitere Schule geplant. Jetzt nimmt dieses Vorhaben Gestalt an.

Zum einen wird demnächst ein Architektenwettbewerb starten: Der Bergedorfer Stadtentwicklungsausschuss soll am 8. Mai (Online-Sitzung ab 18 Uhr) sein Okay zu dem weiteren Verfahren und dem Wettbewerbsstart Ende Mai geben. Auch der Bildungsausschuss hat am 6. Mai (18 Uhr, Rathaus) einen Vertreter von Schulbau Hamburg zu Gast, der den Sachstand der Planung erläutert. Und hinter den Kulissen geschieht noch weit mehr: So ist der Abriss des alten Autohauses genauer terminiert. Zudem steht wohl schon ein Schulname fest: Grundschule Am Schilfufer soll sie „nach bisheriger Planung“ heißen, bestätigt Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde.

Ex-Opel-Dello-Autohaus wird abgerissen und weicht neuer Grundschule

Etliche Behörden sind an der Schulplanung beteiligt. Neben Bezirk und Schulbehörde ist das auch die für Schulbau Hamburg zuständige Finanzbehörde. Deren Sprecherin berichtet, dass der Abriss des alten Autohauses am Sander Damm derzeit vorbereitet werde und in der Genehmigungsphase sei: „Der Abbruch soll noch in diesem Jahr starten.“ Ziemlich genau fünf Jahre werden dann verstrichen sein, seit Opel Dello das Gelände verließ. Anschließend hatte es einen langen Grundstückspoker um das Gelände gegeben, das die Magna Real Estate erst 2020 gekauft hatte. Im Herbst 2023 konnte die Hansestadt das Areal aber schließlich zu einem Preis weit über Wert von dem Investor erwerben.

Parallel zu den Abbruchplanungen geht es nun darum, die 2,5-zügige Schule auf dem 8779 Quadratmeter großen Areal zu planen. Einfach wird das nicht: Das Gelände ist teils abschüssig und an einer Hauptstraße gelegen, zudem soll hier ein Teil des Radschnellwegs verlaufen. Auch für eine öffentliche Grünfläche soll, zusätzlich zu den Schulbauten, Platz sein.

Das neue Schulgebäude soll bis zu vier Geschosse haben

Entsprechend komplex sind die Wettbewerbsunterlagen, über die der Ausschuss am Mittwoch, 8. Mai, befinden soll. Gemäß Vorlage soll auf dem Plangebiet ein bis zu viergeschossiges Grundschulgebäude mit einer Bruttogeschossfläche von knapp 4600 Quadratmetern entstehen. Es soll aber auch potenzielle Erweiterungsmöglichkeiten geben: Dass die Schule womöglich zu klein geplant wird, war jüngst eine Befürchtung der Bezirkspolitiker. In der Unterlagen heißt es aber klar: „Bei der Planung der Grundschule und deren Außenanlagen ist die Möglichkeit vorzusehen, die Schule zukünftig bei einem entsprechenden Bedarf auf bis zu vier Züge auszubauen.“

Doch die Gebäudesituation ist das eine, die Lage an der Hauptstraße und neben dem Schleusengraben das andere. Deshalb sollen die Architekten zunächst die Baumasse sinnvoll auf dem Grundstück verteilen. „Es ist zu klären, wie das Gebäude im Norden auf den viel befahrenen Sander Damm reagiert, wie dicht es – auch unter Berücksichtigung des vorhandenen Gefälles und der geplanten Herstellung des Radschnellwegs Bergedorf-Geesthacht – an die Straße rücken kann“, heißt es in den Unterlagen. Sehr wahrscheinlich wird die neue Grundschule auch für die Autofahrer einige Änderungen mit sich bringen: Der Umbau der Kreuzung Sander Damm/Weidenbaumsweg gilt als wahrscheinlich; Tempo 30 vor der Schule ist dann wohl nur eine Frage der Zeit.

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Zahlreiche weitere Punkte sind bei der Planung zu beachten. Außensportanlagen, Rettungswege, Müllabfuhr, Fahrradständer etc.: Zehn Büros sollen sich über all das Gedanken machen, sobald ihnen ab dem 27. Mai die Unterlagen zugestellt wurden. Bis wann die Arbeiten eingereicht werden müssen, steht zwar noch nicht fest. Es wird aber wohl September sein, denn im Oktober soll das Preisgericht tagen.

Die Zeit drängt, auch mit Blick auf weitere Wohnquartiere, die im Umfeld entstehen, wie etwa der Weidensteg. Schon 2025 soll deshalb Baustart für die neue Grundschule sein – und 2027 sollen hier die ersten Kinder lernen können. Ob der neue Standort dann wirklich „Grundschule Am Schilfpark“ heißt, muss sich indes erst zeigen. Denn kommentarlos tauchte der Name jüngst in einer schriftlichen Antwort der Schulbehörde innerhalb einer Anfrage auf. Bergedorfs Politiker wirkten in der Bezirksversammlung überrascht – und nicht sehr amüsiert.