Hamburg. 1988 feiern 300 Gäste den Ex-Kanzler in Bergedorf. Fotograf Michael Zapf war dabei. Warum er seine Bilder jetzt im Haus im Park zeigt.

Es war eine rauschende Nacht mit derart viel Prominenz, wie sie das Haus im Park und ganz Bergedorf noch nie erlebt hat: Am 22. Dezember 1988 feiert Helmut Schmidt hier seinen 70. Geburtstag. Und die Gästeliste liest sich wie ein Märchen: Von Rudolf Augstein über Frankreichs Valéry Giscard d‘Estaing, Heidi Kabel, Siegfried Lenz und Freddy Quinn bis zu Weltstar Peter Ustinov lässt es sich niemand nehmen, dem prominenten Ex-Kanzler und Bergedorfer Bundestagsabgeordneten zu gratulieren.

Mitten im Blitzlichtgewitter für die Bergedorfer Zeitung: Michael Zapf. Der damals 23-jährige Fotojournalist hatte erst sieben Jahre zuvor, noch als Schüler des Gymnasiums Lohbrügge, seine ersten Berufserfahrungen im Lokalsport für unsere Redaktion gesammelt. Und jetzt also die ganz große Prominenz. Eine Auswahl seiner einzigartigen Bilder ist ab kommenden Mittwoch für vier Wochen im Haus im Park am Gräpelweg 8 im Bergedorfer Villengebiet zu sehen. Die Ausstellung bildet den Rahmen zur musikalischen Lesung „Helmut Schmidt am Klavier“, die am Sonnabend, 20. April, ab 19 Uhr ebenfalls im Haus im Park läuft – als Teil des Jubiläumsprogramms zum 150. Geburtstag der Bergedorfer Zeitung in Kooperation mit den Bergedorfer Musiktagen.

Vernissage der Fotoschau im Haus im Park mit Schmidt-Biograf Reiner Lehberger

Zur Vernissage der Fotoausstellung spricht am Donnerstag, 11. April, um 18 Uhr Prof. Dr. Reiner Lehberger, Autor des Buches „Helmut Schmidt am Klavier“, das Anlass für die Schau und auch die gleichnamige musikalische Lesung ist. Er war enger Freund der Schmidts und hat verschiedene Bücher über das weltberühmte Paar geschrieben, das nicht nur wegen Helmut Schmidts Bergedorfer Bundestagsmandat enge Beziehungen zu Hamburgs östlichstem Bezirk pflegte.

Gute Freunde: Helmut Schmidt und der Bergedorfer Unternehmer Kurt A. Körber, der auf Schmidts 70. Geburtstag im Haus im Park die Rede hielt.
Gute Freunde: Helmut Schmidt und der Bergedorfer Unternehmer Kurt A. Körber, der auf Schmidts 70. Geburtstag im Haus im Park die Rede hielt. © Michael Zapf | Michael Zapf

Am 20. April wird Lehberger Passagen aus seinem jüngsten Werk präsentieren, zudem mit Ehrengast Björn Engholm auf der Bühne vom Theater Haus im Park plaudern und natürlich gibt es auch reichlich klassische Musik zu hören: Pianistin Sijia Ma interpretiert am Flügel Werke von Helmut Schmidts Lieblingskomponisten Bach, Mozart, Schumann und Gershwin. Karten für den Abend gibt es zum Reis von 25 bis 28 Euro unter anderem bei der bz-Theaterkasse im Einkaufszentrum CCB und in der Geschäftsstelle der Bergedorfer Zeitung an der Chrysanderstraße 1. Für bz-Abonnenten sind alle Karten für nur 10 Euro zu haben (bitte Treuekarten Hanseat, Gold oder Silber vorlegen).

Ausstellung bietet auch Einblick in das Kanzler-Doppelhaus in Langenhorn

Kostenlos ist dagegen der Besuch der Ausstellung im Haus im Park, auch bei der Vernissage. Dann sollte etwas Zeit mitgebracht werden, denn Fotojournalist Michael Zapf hat in Zusammenarbeit mit Musiktage-Grafikerin Friderike Bielfeld die ganze Vielfalt des Abends eingefangen, ergänzt um Texte zur Einordnung der teils engen Freundschaften der Schmidts zu den rund 300 Gästen. Zudem wird natürlich auch die Sonderseite unserer Zeitung gezeigt, für die Zapf „von 17 Uhr bis weit nach Mitternacht“ im Haus im Park fotografierte.

Freddy Quinn (r.) war 1988 noch ein großer Frauenschwarm. Hier spricht er bei Helmut Schmidts 70. Geburtstag mit dessen Tochter Susanne. In der Mitte: Loki Schmidt.
Freddy Quinn (r.) war 1988 noch ein großer Frauenschwarm. Hier spricht er bei Helmut Schmidts 70. Geburtstag mit dessen Tochter Susanne. In der Mitte: Loki Schmidt. © Michael Zapf | Michael Zapf

Der zweite Teil der Ausstellung gibt Einblicke in die Langenhorner Doppelhaushälfte des Ehepaars Schmidt, wo einst Leonid Breschnew auf der Couch saß, zu Zeiten von Bundeskanzler Helmut Schmidt natürlich eine eigene Polizeiwache angebaut wurde und heute auch das Archiv zu finden ist. Aber Zapfs Bilder und Texte fangen auch das ganz Private ein, zeigen sie doch den legendären Flügel, an dem Helmut beim Spielen Entspannung fand, Lokis kleinen Gewächshaus-Anbau und nicht zuletzt zwei kleine Figuren in einem Regal auf der Gästetoilette: die Widersacher Schmidt und Strauß – als Pfeffer- und als Salz-Streuer.

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Wie begehrt diese Einblicke sind, zeigt die Resonanz auf die Einladung der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung: Nach dessen Tod 2015 folgte sie seinem im Testament verfügten Wunsch und öffnete das Haus am Neuberger Weg in Langenhorn für Besucher. Allerdings nur für zwölf Personen alle zwei Wochen. Binnen weniger Augenblicke hatten sich schon 4000 Interessierte angemeldet.

Fotojournalist Michael Zapf (l.) stellt bz-Chefreporter Ulf-Peter Busse Details seiner Helmut-Schmidt-Ausstellung „Musik und Heiteres“ im Haus im Park vor. 
Fotojournalist Michael Zapf (l.) stellt bz-Chefreporter Ulf-Peter Busse Details seiner Helmut-Schmidt-Ausstellung „Musik und Heiteres“ im Haus im Park vor.  © bgz | Elke Ammerschubert

Das 2020 erschiene Buch „Zuhause bei Loki und Helmut Schmidt“ mit den Fotos von Michael Zapf, Texten der Forscher der Schmidt-Stiftung und einem Vorwort von Peer Steinbrück liegt an einem Büchertisch aus. Abgerundet wird die Ausstellung zudem von Michael Zapfs Blick auf die diversen Veranstaltungsorte der Bergedorfer Musiktage. Dieser Teil der Schau im Café vom Haus im Park reicht in schwarz/weiß von Schloss, Sternwarte und Bergedorfs Rathaus über das Glinder Gutshaus bis zu Hamburgs Laeiszhalle oder dem Chilehaus. Einzig die Elbphilharmonie, wo die Musiktage schon mehrfach im kleinen Saal gastierten, ist mit einem großformatigen Farbfoto vertreten.