Hamburg. Intania Arinta (28) hat auf der Straße und am Schreibtisch viel zu tun. Wie ihre ersten Eindrücke sind, was sie voranbringen will.

Das sind doch schon mal allerbeste Voraussetzungen für ihre Haupttätigkeit: Intania Arinta bezeichnet sich selbst als „leidenschaftliche Fußgängerin“. So legt die 28-Jährige beispielsweise auch in ihrer Heimatumgebung Wandsbek gern alle Wege zu Fuß zurück, liebt vor allem lange Spaziergänge. Sie sagt: „Es gibt ja überall Fußwege, man kommt auch überall hin.“ Wer nun aber glaubt, die neue und erste Fußverkehrsbeauftragte im Bezirk Bergedorf ist nun ihre komplette Arbeitszeit auf örtlichen Gehwegen unterwegs, der irrt: Zum Aufgabenspektrum von Intania Arinta gehört auch viel Planung, um noch bessere Lösungen letztlich für alle Verkehrsteilnehmer zu finden.

Weite Teile Lohbrügges sowie des Bergedorfer Zentrums, dazu unterwegs mit den Wegewarten im Stadtteil Neuallermöhe: Intania Arinta ist etwas länger als ein Vierteljahr im Amt und hat schon mehr als einen ersten Eindruck gewonnen. Sie hat Fotos von möglichen Stolperfallen gemacht, problematische Einmündungen gesichtet und auch die taktilen Elemente am Boden für Sehbehinderte aufgelistet.

Fußverkehrsbeauftragte: Fußgänger haben in Bergedorf nun eine Lobby

Was dabei der Schrittzähler auf ihrem Mobiltelefon anzeigt, weiß Bergedorfs wichtigste Fußgänger-Lobbyisten nicht – sie hat schlicht und ergreifend nicht darauf geachtet. Wo denn nun konkret die schwächsten aller Verkehrsteilnehmer Optimierungen von ihr erwarten dürfen, möchte Arinta erst einmal nicht sagen. Sie betont, noch „sehr neu“ in Bergedorf zu sein und noch „längst nicht alle Wege“ vor Ort zu kennen.

Das eine sind also Begehungen vor Ort – doch ebenso umfangreich ist die Schreibtischarbeit. Zwei übergeordnete Projekte will Intania Arinta in den nächsten Wochen und Monaten angehen. Zum einen das Mobilitätskonzept Lohbrügge. Darin möchte Bergedorfs Verwaltung gemeinsam mit einem Planungsbüro die Wege im Stadtteil sicherer, gegebenenfalls breiter machen. Möglicherweise könnten beispielsweise Teile der Lohbrügger Landstraße dafür in Betracht kommen.

Zum anderen geht es um die Schulwegplanung für Bergedorf. Das übergeordnete Ziel der studierten Geografin und Raumplanerin lautet dabei, die Wege möglichst aller Bergedorfer Schulkinder sicherer zu machen. Dazu hilft durchaus der Blick aus der Perspektive der Zielgruppe: „Kinder haben aufgrund ihrer Körpergröße ganz andere Sichtachsen, so zum Beispiel beim Überqueren von Straßen. Da müssen sich Dinge ändern, um die Sichtverhältnisse zu verbessern.“ Auch im Wissen, dass gerade Grundschüler gern in größeren Gruppen zur Schule gehen, ist weiterhin in der Diskussion, ob und wo Bürgersteige breiter gemacht werden könnten.

Niemals Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausspielen

Doch bei alldem ist Intania Arinta trotz ihrer starken Stimme für Fußgänger, die immerhin im gesamten Stadtgebiet ein Drittel aller Verkehrsteilnehmer ausmachen, ein weiterer Grundsatz wichtig: „Wir wollen Fußgänger und Autofahrer nicht gegeneinander ausspielen.“ Auch nicht gegen die anderen Teilnehmer im Straßenverkehr wie Radfahrer oder E-Roller-Nutzer.

Andererseits haben Fußgänger eben keine Knautschzone, und schwere Verkehrsunfälle enden für sie zumeist tödlich. Das zeigte nicht zuletzt die Verkehrsunfallstatistik 2023 der Hamburger Polizei für Bergedorf: Unter den sechs Verkehrsunfalltoten im Vorjahr waren auch zwei Fußgänger. Und auch in diesem Jahr wurde bereits ein Kind (9) in Neuallermöhe von einem Schulbus erfasst und getötet.

Kontaktaufnahme zur Fußgängerbeauftragten erwünscht

Auch wegen solcher Schreckensereignisse wird Intania Arinta ständig versuchen, bei jeder Straßenplanung auch für Fußgänger die Barrierefreiheit voranzutreiben. Speziell auch bei Neubauprojekten hat die Verwaltung nun endlich jemanden im Amt, der sich bei diesen Vorhaben gezielt um die Belange von Fußgängern kümmert. Außerdem ist die 28-jährige Ansprechpartnerin für sämtliche Behörden und Bürger, wenn sie mal etwas zu kritisieren haben. Ganz einfach ginge das über diese E-Mail-Adresse: fuss-und-radverkehr@bergedorf.hamburg.de

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Übrigens: Einen Führerschein mitsamt „einem Familienauto“ besitzt Intania Arinta schon, lässt aber, was ihren Job angeht, den Pkw in der Garage stehen. Die Geografin pendelt stets mit Bus und Bahn zur Arbeit. Und in Bergedorf gibt es ja auch noch einiges an Gehwegen zu Fuß zu besichtigen. Kein Problem für die „leidenschaftliche Fußgängerin“.