Bergedorf. Es geht voran auf der ehemaligen Karstadt-Fläche: Politik gibt grünes Licht für Bebauungsplan mit zwei Immobilien am Bergedorfer Markt.

Gehobene Gastronomie mitten in Bergedorfs Zentrum – und zwar auf gut 2000 Quadratmetern, einschließlich der lauschigen Außenfläche unter den alten Eichen am Wiebekingweg. So könnte die Zukunft am Bergedorfer Markt aussehen, wo einst das Karstadt-Kaufhaus stand. Auch wenn sich die von ihm hinterlassene Baugrube heute immer mehr in ein trübes Regenwasser-Brack verwandelt: Daniel Nagel-Heyer, Geschäftsführer des Hamburger Projektentwicklers Reese Baumanagement, machte Bergedorfs Stadtentwicklungsausschuss Hoffnung: „Die Flächen in unserem geplanten Neubau sind sehr gefragt.“

Einstimmig gab das Gremium am Mittwoch grünes Licht zum Einleiten des vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahrens, das nun voraussichtlich im Herbst 2025 in den Baustart münden wird. Entstehen soll, was schon im Dezember 2022 absoluter Favorit der Bergedorfer und der Fachjury unter den damals präsentierten sieben Architekten-Entwürfen war: Zwei Gebäudekomplexe mit zusammen 46 Wohnungen und markantem Erdgeschoss, das hinter halbrunden Arkadenfenstern ausschließlich Restaurants und Geschäfte beherbergen wird.

Gastronomen suchen aktiv nach Standort in Bergedorfs Innenstadt

„Es soll nicht nur die Wunde der Karstadt-Pleite im Herzen der Bergedorfer City schließen, sondern die Tür zur Zukunft aufstoßen, indem hier etwas Neues und vor allem ganz besonderes entsteht“, gab Bergedorfs Stadtplanungschef Oliver Panz im Ausschuss nochmal die hohen Erwartungen der damaligen Ausschreibung wider. „Und wir waren uns damals sicher, mit dem Küren dieses Siegerentwurfs einen echten ,Wow-Effekt‘ auszulösen.“

So soll die Bebauung Wiebekingweg aussehen: der siebengeschossige Klinkerbau. Die Außengastronomie wird beschattet von den alten Eichen.
So soll die Bebauung Wiebekingweg aussehen: der siebengeschossige Klinkerbau. Die Außengastronomie wird beschattet von den alten Eichen. © Henrik Becker Architekt BDA | Henrik Becker Architekt BDA

Genau das scheint jetzt auch bei Hamburgs Gastronomen eingetreten zu sein: „Es gibt gleich mehrere Interessenten. Und zwar jeweils für große Restaurants mit gehobener Küche in dieser perfekten Lage mitten in Bergedorf“, sagte Daniel Nagel-Heyer, der betonte: „Die sind auf uns zugekommen, bevor wir überhaupt mit der Suche begonnen hatten.“ Sehr interessiert sei unter anderem die edle italienischen Pizza- und Pasta-Kette „Osteria“.

Erdgeschoss für Gastronomie, darüber liegen die Wohnetagen

Basierend auf der großen Nachfrage will Reese Baumanagement im gesamten Komplex nun den Schwerpunkt auf „gehobene, aber nicht abgehobene Gastronomie“ legen, das Herz der Bergedorfer City zu einem „Magneten des guten Geschmacks“ machen. Neben der Architektur passe auch der Zuschnitt der beiden geplanten Gebäude perfekt zu dieser Nutzung. Denn geplant ist ein Areal mit breitem, von den Arkaden gesäumten Durchgang vom Bergedorfer Markt zur Straße Hintern Graben, die so ganz nebenbei ihr heutiges Hinterhof-Image verliere.

Das Areal des ehemaligen Karstadt-Hauses am Markt bleibt noch für mindestens ein Jahr Baugrube. Aber es steht schon fest, dass die beiden großen Eichen auf dem ehemaligen Kaufhaus-Parkplatz in jedem Fall erhalten bleiben.
Das Areal des ehemaligen Karstadt-Hauses am Markt bleibt noch für mindestens ein Jahr Baugrube. Aber es steht schon fest, dass die beiden großen Eichen auf dem ehemaligen Kaufhaus-Parkplatz in jedem Fall erhalten bleiben. © bgz | Ulf-Peter Busse

Links davon entsteht ein Komplex, der am Bergedorfer Markt den Stil und die Dimensionen des benachbarten Herrenausstatters Willhöft aufgreift. Sein Erdgeschoss erstreckt sich allerdings bis zur Straße Hinterm Graben und soll Platz für zwei bis drei Restaurants bieten, alternativ könnte eines davon auch als Ladengeschäft genutzt werden. Oberhalb gibt es hier zum Bergedorfer Markt hin acht Wohnungen auf drei Etagen, während hinten, Richtung Hinterm Graben, ein Komplex mit vier Etagen und 16 Wohnungen geplant ist.

Gutachter sind sicher: Siebengeschossiger Wohnturm wird Bergedorfer Markt nicht verschatten

Als zweites Gebäude soll zwischen dem neuen Durchgang und dem alten Karstadt-Parkplatz ein siebengeschossiger Wohnturm entstehen, der unten ein Restaurant, vielleicht auch eine Markthalle mit diversen Ständen bekommt und darüber sechs Etagen mit 24 Wohnungen. Hier war lange wegen einer möglichen Verschattung des Bergedorfer Markts und seiner beliebten Außengastronomie diskutiert worden. Stadtplaner Panz legten dem Ausschuss nun aber Gutachten vor, die belegen, dass es künftig insgesamt sogar weniger Schatten gibt, als noch zu Karstadt-Zeiten. Und eine achte Etage, die als Café-Restaurant über den Dächern Bergedorfs hätte genutzt werden können, wurde aus Verschattungsgründen aus den Planungen gestrichen.

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In der Tiefgarage des Komplexes wird es 22 Pkw-Stellplätze geben. Offen ist bisher, wie viele davon den Bewohnern und wie viele den Restaurant-Besuchern zugeordnet werden. Sicher ist dagegen schon, dass ein Drittel 46 Wohnungen, die überwiegend zwei bis drei Zimmer groß sind, als Sozialwohnungen gebaut werden.

Mit der Zustimmung durch die Politik wird im Bergedorfer Rathaus nun das Bebauungsplanverfahren gestartet. Es wird voraussichtlich im Sommer 2025 abgeschlossen sein. Parallel sollen vom Bauherren die Gebäude samt Durchgang und Grünflächen so weit vorbereitet werden, dass die Bagger im kommenden Jahr vielleicht schon gleich nach den Sommerferien anrücken können. Vorsichtig müssen sie dann besonders auf dem alten Karstadt-Parkplatz am Wiebekingweg agieren: Die beiden mächtigen Eichen sollen bleiben und zur Attraktion der hier geplanten Außengastronomie werden.