Bergedorf/Reinbek. Gläubigerversammlung stimmt Überführung in neues Unternehmen zu. Was das für die Standorte und die Mitarbeiter bedeutet.
Aufatmen beim Makler-Unternehmen Pipping. Nach der vorläufigen Insolvenz vom September 2023 und dem anschließenden monatelangen Kampf um eine Zukunft, steht jetzt fest: Das 16 Mitarbeiter große Team um Chef Heiner Marcus Roskothen kann weitermachen. Die Pipping Immobilien GmbH & Co. KG richtet ihrem alten Stammsitz an der Bahnhofstraße 12 in Reinbek gerade neu her, baut die ehemaligen Räume der Hypovereinsbank im gleichen Haus bereits um und will den neuen Verkaufs- und Beratungsbereich mitten im Zentrum noch vor Ostern eröffnen.
Bereits vor einigen Wochen sind alle 16 Mitarbeiter aus der bisherigen Zentrale in Wentorf hierher umgezogen, haben ihre Arbeit hinter den noch mit Papier verhangenen Schaufenstern aufgenommen. Der Standort in Wentorf und auch das Büro am Bergedorfer Markt im Zuge der Fußgängerzone Sachsentor mussten aufgegeben werden. „Das alles war aus Kostengründen unumgänglich, damit das Unternehmen gerettet werden konnte“, sagt der alte und neue Chef Heiner Marcus Roskothen (46), der jetzt zudem einen stillen Teilhaber in die Firma aufgenommen hat.
Gläubigerversammlung votiert für „übertragende Sanierung“ durch Pipping-Neugründung
Hinter dem Neustart steckt eine sogenannte „übertragende Sanierung“, denn das eigentliche Insolvenzverfahren ist zum vergangenen Jahreswechsel tatsächlich eröffnet worden. Betroffen davon sind aber nur die alte Pipping Immobilien GmbH, die Pipping Holding und Pipping Bau und Sanierung. Sie werden nun vom Hamburger Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchard und seinem Team abgewickelt. Im Januar gab die Gläubigerversammlung auf Borchards Vorschlag hin allerdings grünes Licht dafür, dass Roskothen die Mitarbeiter und damit das Know-how sowie sämtliche Geschäftskontakte in die neue Gesellschaft Pipping Immobilien GmbH & Co. KG überführen, die Werte herauskaufen darf.
Genau das ist jetzt geschehen – und hinterlässt beim Chef trotz aller Freude auch ein unangenehmes Gefühl: „Natürlich ist mir klar, dass unsere Gläubiger durch die Insolvenz Geld verloren haben“, sagt Roskothen. „Aber die ganz große Mehrzahl bleibt mit uns geschäftlich verbunden und trägt so einen wichtigen Teil zum Neustart bei.“ Hintergrund des sogar einstimmigen Votums der Gläubigerversammlung sei die Überzeugung, dass Pipping als alteingesessener Makler beste Chancen auf eine finanziell tragfähige Zukunft in seinem angestammten Kerngebiet Hamburger Osten und Sachsenwald-Gemeinden hat.
Alle 16 Mitarbeiter der wechseln in die neue Makler-Firma
Hinzu kommt das junge, überwiegend selbst ausgebildete Team, das geschlossen in die neue Gesellschaft gewechselt ist – und sogar beim Umzug der Firmenzentrale von Wentorf nach Reinbek mit angepackt hat. Dazu gehört auch Philipp Schönemann, seit fünf Jahren Leiter des Bereichs Anlage-Immobilien im Unternehmen, der den Teamgeist kennt: „Zusammen kriegen wir es hin, Pipping als vertraute und vertrauenswürdige Marke für den Verkauf über Vermietung bis zur Verwaltung von Immobilien in die Zukunft zu führen.“
Dass man sich dennoch mit den Büros aus Bergedorf und Wentorf zurückzieht, hat laut Roskothen vor allem personelle Gründe: „Die Büros binden durch ihre umfangreichen Öffnungszeiten sehr viele Mitarbeiter. Das können wir mit der großen Zentrale deutlich besser abbilden.“ Er setzt darauf, den persönliche Kontakt zu den Kunden von Reinbek aus zu regeln.
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Offen ist derzeit noch, wie es mit den prominenten Projekten „Unternehmer-Campus“ auf dem ehemaligen Rowohlt-Gelände und der benachbarten Villa am Völckers Park-Villa in Reinbek weitergeht. Und mit dem denkmalgeschützten einstigen „Klier Moden“ am Sachsentor in Bergedorf. Alle drei sind nicht Teil der Insolvenzmasse, werden aber zumindest vorerst nicht weiterentwickelt. „Es laufen Gespräche mit Banken und Investoren“, sagt Heiner Marcus Roskothen.
Auch die Zukunft der neuen Pipping Immobilien GmbH & Co. KG gelingt nur mit großem Engagement des ganzen Teams, ist sich der Chef sicher: „Die Krise am Immobilienmarkt hat sich zwar etwas abgeschwächt, aber sie wird auch in diesem Jahr nicht plötzlich überwunden sein.“ Was ihn beim Blick auf sein Unternehmen optimistisch stimmt: „Selbst unter der vorläufigen Insolvenz im letzten Quartal 2023 haben wir gute Umsätze gemacht. Und auch in den ersten zwei Monaten dieses Jahres läuft das Geschäft deutlich besser als im Durchschnitt der Branche.“ Die Eröffnung der neuen Firmenzentrale an der Bahnhofstraße in Reinbek ist noch vor Ostern geplant.