Bergedorf. Denkmalgerechte Restaurierung wird vorbereitet. Initiative zur Erhaltung historischer Bauten vorsichtig optimistisch, dass die Rettung gelingt.

Es kommt nicht oft vor, dass Dramen ein gutes Ende nehmen. Besonders nicht bei Immobilien in bester Lage am Sachsentor. Aber für den kleinen, denkmalgeschützten Fachwerkbau des ehemaligen „Klier Moden“ scheint es tatsächlich so zu kommen: „Das ist unser Traumobjekt. Wir haben es erworben, um es zu erhalten“, sagt Karl Gero Wendeborn (35), der die 300 Jahre alte Immobilie neben Kaffee Timm Anfang Mai gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Heiner Marcus Roskothen (42) von Pipping Immobilien gekauft hat.

Bauarbeiten frühestens ab Spätherbst

Das Duo plant, mittelfristig sein Bergedorfer Maklerbüro in den dann restaurierten Altbau zu verlegen. Wann das soweit sein wird, ist offen: „Bisher gibt es kaum mehr als Ideen. Für uns ist es das erste Projekt dieser Art“, sagt Wendeborn. „Jetzt macht der Architekt erst einmal einen Entwurf, wie das Erdgeschoss und auch der erste Stock genutzt werden können. Die Bauarbeiten beginnen frühestens im Spätherbst. Aber es wird losgehen.“

Abrissantrag ist offiziell zurückgezogen

Der von vielen Bergedorfern und auch den Verantwortlichen der Initiative zur Erhaltung historischer Bauten befürchtete Abriss ist vom Tisch. Den entsprechenden Antrag der Vorbesitzer haben die neuen Eigentümer zurückgezogen. Das entsprechende Schreiben vom 15. Mai liegt unserer Zeitung vor.

Fußboden und Teile der Außenwand fehlen

Dass die Restaurierung kein Schnäppchen wird, zeigte gestern ein Besuch unserer Redaktion in der alten Ladenfläche: Der Fußboden fehlt praktisch ganz, die überwiegend maroden Deckenbalken sind durch stählerne Stützen abgesichert, die Wand zu Kaffee Timm ist auf halber Länge verschwunden, anderswo dringt das Tageslicht durch das Fachwerk. Doch mitten im Chaos, das die Anfang 2019 abgebrochenen Sanierungsversuche der Vorbesitzer hinterlassen haben, zeigen sich die verborgenen Schätze des um 1730 errichteten Hauses: Malereien an Teilen der hölzernen Decke und Stuck-Elemente im vorderen Bereich zum Sachsentor.

Arbeiten in enger Absprache mit dem Denkmalschutzamt

„Wir werden alles restaurieren lassen und nur austauschen, was wirklich nicht mehr zu retten ist“, sagt Karl Gero Wendeborn. „Kommt modernes Material ins Haus, wird es in Absprache mit dem Denkmalschutzamt auch als solches sichtbar gemacht.“ Dabei wollen die beiden einen Zustand herstellen, der an die Nutzung in den vergangenen Jahrhunderten anknüpft. Immerhin gilt die Immobilie zusammen mit Kaffee Timm als letztes erhaltenes Ensemble in Hamburg, das ein Kaufmannshaus mit seinem benachbarten Arbeiterhaus, der sogenannten Bude, zeigt.

„Wollen Bergedorf etwas zurückgeben“

„Für uns ist das hier ein Liebhaberprojekt. Rein wirtschaftlich betrachtet, sollte man besser die Finger davonlassen“, sagt Heiner Marcus Roskothen. „Aber wir leben von der Region und wollen Bergedorf hier ein Stück Identifikation in seinem Zentrum zurückgeben.“

Erste erfolgreiche Rettung vor drohendem Abriss im Sachsentor

Denkmalsachverständiger Dr. Geerd Dahms von der Initiative zur Erhaltung historischer Bauten äußert sich verhalten optimistisch zur überraschenden Wende im Kampf um den Erhalt des Hauses: „Das lässt hoffen, dass dieses unrühmliche Kapitel für Bergedorf doch noch zu einem guten Abschluss kommt.“ Direkt an der Einkaufsstraße Sachsentor wäre es übrigens die erste Rettung vor einem drohenden Abriss überhaupt.