Reinbek. Der bekannte Architekt Fritz Trautwein hat einst das ehemalige Gebäude des Rowohlt-Verlags entworfen. Nun wird es aufwendig umgebaut.
Die Architektur von Fritz Trautwein ist etwas Besonderes: Das ist Heiner Roskothen, Geschäftsführer von Pipping Immobilien, schon während eines Praktikums beim Rowohlt-Verlag zu Beginn seines Studiums aufgefallen. 2002 ahnte er zwar noch nicht, dass er das Objekt einmal gemeinsam mit Henner und Thomas Buhck, Geschäftsführer der Buhck-Gruppe, kaufen würde, um es zum Unternehmer-Campus weiterzuentwickeln. Aber er lernte das Bauwerk, das 1960 eingeweiht wurde, lieben: „Trautwein hat die Architektur sehr offen und kommunikativ entworfen“, stellt Heiner Roskothen fest. „Wir wollen den ursprünglichen Grundriss weitestgehend wiederherstellen.“ 1700 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung.
Besonders gilt dies für einen großen Saal im Norden des Komplexes, den der Verlag mit Trennwänden in Einzelbüros unterteilt hatte. Dort möchte Roskothen mit einem Team von etwa 40 Mitarbeitenden der Pipping-Geschäftsbereiche Immobilien, Bau und Sanierung sowie Immobilienverwaltung einziehen, um das Prinzip Co-Working zu realisieren. Trautweins Architektur sei dafür wie geschaffen.
Beim Neubau „fließt die Natur geradezu unter dem Gebäude hindurch“
Architekt Fritz Trautwein ist in Hamburg vor allem für den Fernsehturm bekannt. Seine Kollegen schätzen ihn aber für den Reinbeker Gebäudekomplex, der sich an der Hamburger Straße zwischen Böge und Völckers Park Richtung Süden in die Bille-Landschaft schmiegt. Er entstand in zwei Bauabschnitten um 1960 sowie von 1968 und 1970. Das Werk steht unter Denkmalschutz. Das gilt auch für den jüngeren Teil des Komplexes, den „Neubau“ am Völckers Park: „Dort fließt die Natur geradezu unter dem Gebäude hindurch“, sagt Architekt Michael Weber, der die Arbeiten für die Firmengruppe Buhck betreut.
Der Skelettbau mit vorgehängter Glasfassade steht auf Betonpfeilern teils im Gewässer des Parks öffnet sich dort zur Natur. „Der Blick ist faszinierend“, sagt Thomas Buhck, einer der beiden Geschäftsführer. „Wir müssen die offene Bauweise in Büros unterteilen, verwenden dafür aber viel Glas.“ Denn nach einem halben Jahr Beratung durch den Denkmalschutz, „bevor wir überhaupt einen Stein bewegt haben“ (Thomas Buhck), steht fest: Die Anmutung des Trakts bleibt erhalten.
Für den Unternehmer-Campus gibt es viele Interessenten, ein Teil ist bereits vermietet
Roskothen, seit Kurzem alleiniger Geschäftsführer von Pipping Immobilien, weil Karl Gero Wendeborn aus persönlichen Gründen ausgeschieden ist, erklärt: „Wir werden nur ein Mieter von vielen sein.“ Für den Unternehmer-Campus gibt es viele Interessenten, ein Teil ist bereits vermietet, an ein Ingenieurbüro, an ein Vermessungsbüro, an viele regionale Unternehmen, an Start-ups. Namen möchte Heiner Roskothen noch nicht nennen, denn noch ist nicht alles fixiert.
Auch für das feine Café, das im lichtdurchfluteten einstigen Foyer eingerichtet werden soll, gibt es bereits einen Interessenten. Das Ziel: einen richtig guten Kaffee anzubieten. Dieses soll allen offenstehen, nicht nur den Mitarbeitenden der ansässigen Firmen. „Für das Café, für das wir uns auch Lesungen und Kunstaktionen vorstellen, wollen wir auch die Terrasse nutzen“, verrät Roskothen. Eine weitere Idee ist, jungen Künstlerinnen und Künstlern der Hochschule für bildende Künste in den langen Fluren, die die Gebäudeflügel verbinden, Ausstellungen zu ermöglichen.
Jedes Fensterelement ist eine Maßanfertigung, das per Hand eingefasst wird
Noch bis zum Spätherbst regieren die Handwerker in dem Komplex. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wird derzeit die Fassade erneuert. Nach einer Befundanalyse wurde das ursprüngliche Blau der Glasfassade reproduziert. Jedes Fensterelement ist eine Maßanfertigung, das per Hand in die Stahlfassade eingefasst werden muss, weil kaum ein Element dem anderen gleicht. Während die Originalteile noch aus einer Einfachverglasung bestanden, werden sie jetzt durch eine Isolierverglasung ersetzt. „Das, was energetisch möglich ist, machen wir“, erklärt Roskothen. „Den Originalfußboden werden wir erhalten.“
Auch im Gebäude der Firma Buhck werden der dunkle Marmorboden, die Treppe und das tragende Betonskelett bewahrt. Gerade wird noch die Fassade entfernt, damit ein drittes Geschoss aufgesetzt werden kann. Um das Unternehmensziel der Klimaneutralität zu wahren, werden auch dort eine Dreifachverglasung, zusätzlich ein Eisspeicher und Fotovoltaik, installiert.
Zuversicht, dass die Verwaltung der Buhck-Stiftung noch 2022 einzieht
Lieferschwierigkeiten durch die Pandemie haben auch ihrem Projekt Verzögerungen beschert und die Investitionen auf herausfordernde acht Millionen Euro gesteigert. Doch man ist zuversichtlich, dass Verwaltung und Buhck-Stiftung noch 2022 einziehen können.
Heiner Roskothen blickt sich um. „Die Architektur vermittelt eine so unfassbar freundliche Arbeitsatmosphäre“, stellt er fest. Spannend sei, dass sich die Arbeitswelt gerade so stark verändere: „In vielen Berufen braucht man nur noch einen Schreibtisch und einen Laptop.“ Das soll sich in einem Co-Working-Bereich widerspiegeln.
Am Ende treffen sich alle – auf einen richtig guten Kaffee
„In den nächsten Wochen geht es erst richtig los, sagt er. „Wir brauchen etwa sieben Monate für den Innenausbau und wollen dabei versuchen, die Bedürfnisse unserer Mieter zu berücksichtigen. Unser Ziel ist, dass noch im Spätherbst die ersten Mieter einziehen.“ Ein Teil des Parks auf dem etwa 11.000 Quadratmeter großem Areal soll öffentlich zugänglich werden. Und dann treffen sich alle – auf einen richtig guten Kaffee.