Bergedorf/Reinbek. Pipping in der Krise. 45 Mitarbeiter betroffen. Geschäftsbetrieb läuft ohne Einschränkungen weiter. Wie die Chancen auf Rettung stehen.

Die anhaltende Krise auf dem Immobilienmarkt hat ein prominentes Opfer gefordert: Die Pipping Immobilien GmbH und weitere drei der insgesamt sieben mit ihr verflochtenen Unternehmen mussten Insolvenz anmelden. Auf Antrag des Inhabers Heiner Marcus Roskothen (45) hat das Amtsgericht Reinbek das vorläufige Insolvenzverfahren über das Firmenvermögen eröffnet und den Sanierungsexperten Peter-Alexander Borchardt aus der Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Reimer am Gänsemarkt zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Blick auf den künftigen „Unternehmercampus“ im ehemaligen Gebäudekomplex des Rowohlt-Verlages in Reinbek. Seit Wochen ruhen hier die Umbauarbeiten im Auftrag der Firma Pipping. Doch mit der Insolvenz von Pipping Immobilien soll das nichts zu tun haben.
Blick auf den künftigen „Unternehmercampus“ im ehemaligen Gebäudekomplex des Rowohlt-Verlages in Reinbek. Seit Wochen ruhen hier die Umbauarbeiten im Auftrag der Firma Pipping. Doch mit der Insolvenz von Pipping Immobilien soll das nichts zu tun haben. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Betroffen sind auch die Pipping Holding, die Pipping Bau und Sanierung sowie das Ingenieur- und Vermessungsbüro Twesten & Sohn aus Othmarschen, an dem Roskothen als geschäftsführender Gesellschafter beteiligt ist. Sie alle stehen jetzt unter Aufsicht des Sanierungsexperten, wobei der Inhaber vorerst weiter als Geschäftsführer fungiert. Der Geschäftsbetrieb läuft ohne Einschränkungen weiter. Das eigentliche Insolvenzverfahren, in dem dann Sanierungsexperte Borchardt die Leitung übernimmt, wird voraussichtlich zum Jahreswechsel eingeleitet.

Sanierungsteam des Insolvenzverwalters gibt vorsichtige Entwarnung

Nach mittlerweile drei Wochen der vorläufigen Insolvenz hat sich das Team vom Gänsemarkt einen Eindruck von der tatsächlichen Finanzlage der Firmengruppe gemacht – und gibt vorsichtig Entwarnung: „Trotz der weiter schwierigen Lagen auf dem Immobilienmarkt stehen die Chancen auf Fortbestand für alle betroffenen Unternehmen gut“, sagte Rechtsanwalt Henning Kölsch aus dem Sanierungsteam um Peter-Alexander Borchard am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion. Dennoch werde aller Voraussicht nach zum 1. Januar 2024 das Insolvenzverfahren eröffnet, um die Firmen zukunftsfähig umzustrukturieren und die aufgelaufenen Forderungen der Gläubiger so weit wie möglich zu begleichen.

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Korinna Pipping mit Heiner Marcus Roskothen (li.) und Karl Gero Wendeborn im Jahr 2017 bei der Firmenübergabe.
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Korinna Pipping mit Heiner Marcus Roskothen (li.) und Karl Gero Wendeborn im Jahr 2017 bei der Firmenübergabe. © Pipping | www.lichtbildstudio.com

Auch Inhaber Heiner Marcus Roskothen setzt auf Zukunft für seine Firmen, die aus dem 2017 zusammen mit Geschäftspartner Karl Gero Wendeborn übernommenen Maklerbüro von Korinna Pipping entstanden sind. In einer Mitteilung der Kanzlei Reimer vom Mittwoch lässt er sich mit den Worten zitieren: „Wir sehen eine Restrukturierung im Rahmen eines vorläufigen Insolvenzverfahrens als Chance für den Fortbestand des Unternehmens und für den Erhalt der Arbeitsplätze der festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie natürlich unserer Auszubildenden.“

25 Mitarbeiter bei Pipping und 20 beim Ingenieurbüro Twesten in Othmatrschen betroffen

Betroffen sind 23 Mitarbeiter bei Pipping Immobilien, zwei bei der Holding und weitere 20 von Twesten & Sohn. Sie alle erhalten bis zum Jahreswechsel weiter ihre Gehälter, bezahlt aus dem Insolvenzgeld-Fonds bei der Agentur für Arbeit. In 2024 sollen die Firmen dann wieder auf eigenen Füßen stehen – wenn auch erst mal verantwortlich geleitet von den Sanierungsexperten. Wann der Inhaber wieder übernehmen könnte, ließ Henning Kölsch auf Nachfrage offen.

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Die Insolvenz von Pipping Immobilien lässt vor allem in Reinbek aufhorchen. Schließlich baut Pipping hier den Großteil des denkmalgeschützten ehemaligen Sitzes des Rowohlt-Verlages zum „Unternehmercampus“ um. Und dabei soll seit Wochen Stillstand herrschen. Dieses Projekt ist aber bestenfalls indirekt von der Insolvenz betroffen, ebenso wie die Zukunft des historischen ehemaligen Klier-Moden-Fachwerkhauses an Bergedorfs Fußgängerzone, das Roskothen und Wendeborn vor drei Jahren kauften und so vor dem Abriss bewahrten: Weder die Pipping Immobilienverwaltung GmbH noch die Firma Käte Mohr Immobilien sind von der Insolvenz betroffen.

Im Mai 2020 erwarben Heiner Marcus Roskothen (li.) und Karl Gero Wendeborn die denkmalgeschützte Immobilie Sachsentor 17; ehemals Sitz des Bekleidungsgeschäfts „Klier Moden“.
Im Mai 2020 erwarben Heiner Marcus Roskothen (li.) und Karl Gero Wendeborn die denkmalgeschützte Immobilie Sachsentor 17; ehemals Sitz des Bekleidungsgeschäfts „Klier Moden“. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Ob die Trennung der Geschäftspartner Roskothen und Wendeborn vor rund zwei Jahren rückblickend die Ursache der Insolvenz war, bleibt vorerst offen. Karl Gero Wendeborn war seinerzeit aus den gemeinsamen Unternehmen ausgeschieden. Für Details war Heiner Marcus Roskothen am Mittwoch nicht zu sprechen.