Hamburg. Ende Januar 2023 wurde die Bühne im Körberhaus eröffnet. Gastspielmanager Peter Offergeld über Licht und Schatten des neuen Theaters.

Wer je einen Neubau bezogen hat, der weiß: Die Erwartungshaltung ist hoch, am Ende aber funktioniert manches doch nicht so super. Ganz ähnlich hatte es wohl auch das Altonaer Theater (Stäitsch Theaterbetriebs GmbH) erwartet, als es im Januar 2023 mit dem Bergedorfer Theaterbetrieb vom Haus im Park ins neue Lichtwarktheater umzog. Doch gut ein Jahr nach der offiziellen Eröffnungsfeier im Körberhaus Bergedorf fällt die Bilanz überraschend aus. Denn: Gravierende Probleme im Theaterbetrieb sind ausgeblieben. Es läuft einfach rund an der Holzhude 1.

„Natürlich gab es am Anfang ein paar Kinderkrankheiten. Aber nichts Wesentliches“, resümiert Gastspielmanager Peter Offergeld. Mal versperrten Scheinwerfer die Sicht, mal war die Schlange bei der Pausengastronomie zu lang, mal war es zu warm oder zu kalt. Doch manches habe nachgebessert werden können. Vor allem aber habe das neue Theater im Gegenteil einen entscheidenden Vorteil gegenüber der alten Bühne im Haus im Park.

Ein Jahr Lichtwarktheater im neuen Körberhaus: die Bilanz

„Das Körberhaus liegt zentral, nicht so verborgen wie das Haus im Park. Dadurch zieht es auch Leute an, die vorher nicht bei uns waren“, sagt Offergeld. Und zwar auch jüngere Besucher. Immer wieder habe er in den vergangenen Monaten Bemerkungen von Gästen gehört, die sagten, nun seien sie zum ersten Mal überhaupt im Bergedorfer Theater, erzählt er.

Das hat Auswirkungen auf das Programm. Zu den vielen Vorstellungen fürs treue Bergedorfer Stammpublikum kommen immer auch mal wieder Abende, die sich an ein jüngeres Publikum richten: Comedy, Kabarett oder Musik zum Beispiel. Sven Ratzke, der David Bowie musikalisch ehrt, sorgte am 15. Februar zwar nicht für ein ganz, aber immerhin halbvolles Haus an der Holzhude.

Das Publikum sei teils sogar aus Berlin angereist, und die Stimmung sei fantastisch gewesen, schwärmt Offergeld: „In diesem Theater ist eine ganz neue Energie.“ Auch Künstler Sven Ratzke sei vom Theater begeistert gewesen. „Wir haben entschieden: Das Körberhaus ist die Elbphilharmonie von Bergedorf“, scherzt Peter Offergeld.

Auslastung im Lichtwarktheater bei durchschnittlich 70 Prozent

Auf über 70 Prozent schätzt der Gastspielmanager die durchschnittliche Auslastung der bisherigen etwa 46 Vorstellungen – ein guter Wert. Dass manche Besucher meinen, das Theater (458 Plätze) sei oft halbleer, kann der Gastspielmanager „gar nicht bestätigen“: „Es gab keine Vorstellung, die uns enttäuscht hat.“ Natürlich sei nicht immer jeder Abend ausverkauft, aber das sei normal. Und auf das Stammpublikum in Bergedorf könne man zählen: „Ich bin immer ganz begeistert, wie sehr die Bergedorfer uns vertrauen und auch Vorstellungen besuchen, die wenig Vertrautes bieten.“

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Ein gutes Dutzend Vorstellungen bleiben noch in dieser Spielzeit 2023/24, die die erste vollständige im neuen Lichtwarktheater ist. Offergeld freut sich „auf den Endspurt“, der unter anderem noch Hedda Gabler bietet, das Drama von Henrik Ibsen. Es ist gleich dreimal zu sehen. Die Vorstellungen sind jeweils zu etwa einem Drittel belegt. Doch es gibt auch ausverkaufte Abende, etwa den DamenLikörChor am 17. Februar, Kabarettist Hagen Rether am 25. Februar, Salut Salon am 2. März oder „Bergedorf singt!“ am 23. März. Auch für Zauberer Marc Weide, Pasta e basta und Kabarettist Florian Schroeder gibt es kaum noch Tickets, aber wer sich beeilt, hat noch Chancen.

Lichtwarktheater bietet Platz auch für größere Produktionen

So sieht Gastspielmanager Peter Offergeld auch wenig Anlass, für die nächste Saison 2024/25 allzu sehr an den Stellschrauben der kulturellen Mischung zu drehen: „Es wird wieder alle Genres geben.“ Dass durch die tiefere Bühne inzwischen auch ganz andere, größere Produktionen in Bergedorf gastieren können, „das begeistert uns“. Viel verraten kann er über die kommende Spielzeit aber noch nicht: Das neue Theaterprogramm wird traditionell im Mai oder Juni vorgestellt.